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Kammlach: „Pfarrer Kneipp hätte eine Heiligsprechung verdient“

Kammlach

„Pfarrer Kneipp hätte eine Heiligsprechung verdient“

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    Thomas Böse ist ein echter Kneipp-Fan. Zusammen mit seiner Frau Gabriele Dorner wohnt er in Unterkammlach im Geburtshaus von Xaver Kneipp, dem Vater des berühmten Wasserdoktors.
    Thomas Böse ist ein echter Kneipp-Fan. Zusammen mit seiner Frau Gabriele Dorner wohnt er in Unterkammlach im Geburtshaus von Xaver Kneipp, dem Vater des berühmten Wasserdoktors. Foto: Franz Issing

    Wenn Gabriele Dorner und Thomas Böse von Freunden zu einem Geburtstag eingeladen sind, haben sie nicht selten ihre grüne Gießkanne dabei und beschenken das Geburtstagskind mit einem erfrischenden Kneipp’schen Knieguss. Das Lehrer-Ehepaar hat sich intensiv mit der Gesundheitslehre des Wasserdoktors beschäftigt. Und das aus guten Gründen.

    Immerhin bewohnen der Diplom-Theologe Böse und seine Ehefrau Gabriele, die in Mindelheim als Förderschullehrerin unterrichtet, seit 1994 das Geburtshaus von Xaver Kneipp, des Vaters des naturheilkundigen Priesters Sebastian in der Unteren Hauptstraße 27. Die Eheleute sind sich der historischen Dimension, die ihr Zuhause umgibt, durchaus bewusst.

    Die Böses sehen in dem Wasserdoktor Kneipp einen großen Wohltäter

    Sie sehen in Pfarrer Kneipp einen großen Wohltäter der Menschheit. „Weil er mit der Gesundheit kein Geld verdient hat, den Kranken eine billige Medizin anbot, sich auch um ihr Seelenheil gekümmert hat und Spendengelder in seine Stiftungen investiert hat“, begründet Thomas Böse seine Bewunderung für Kneipp und schwärmt: „Er hat alles getan, was man von einem Priester erwartet.“

    Nur wenigen dürfte bekannt sein, dass Sebastian Kneipp väterlicherseits aus Unterkammlach stammt. Sein Vater Xaver erblickte dort am 17. Oktober 1798 als Sohn der Eheleute Magnus und Viktoria Kneipp das Licht der Welt und zog erst zu seiner Frau nach Stephansried, wo dann sein berühmter Sohn geboren wurde. Die große Stammfamilie Kneipp – ausnahmslos Webersleute – ist seit mehr als 200 Jahren in Unterkammlach ansässig. Mehrere Familien dieses Namens leben dort auch heute noch.

    Das Geburtshaus von Xaver Kneipp ging um 1800 an einen neuen Besitzer über und brannte 1932 völlig aus. Danach wurde das Anwesen an gleicher Stelle und in unveränderter Form wieder aufgebaut. 1979 erwarb Heinrich Böse aus Marktoberdorf das Gebäude und vererbte es seinem Sohn Thomas, der das Haus als ein „Geschenk des Himmels“ sieht und versichert: „Meine ganze Familie fühlt sich von Pfarrer Kneipp beschenkt.“

    Pfarrer Kneipp pflegte immer eine gute Beziehung zu Kammlach

    In der Chronik des Ortes ist nachzulesen, dass Pfarrer Kneipp immer gute Beziehungen zur Heimat seines Vaters pflegte. Bei Familienfeiern in Unterkammlach war der Seelsorger aus Bad Wörishofen stets ein gern gesehener Gast. Seine Festpredigten in der Pfarrkirche in Oberkammlach sorgten für Furore. Unvergessen bleibt eine Predigt am Fest „Maria Himmelfahrt“, als Kneipp anlässlich der Kräuterweihe seinen Zuhörern Wirksamkeit und Kraft verschiedener Heilkräuter erklärte. Wie schon sein Großvater, der mit der Familie gegen Ende des Zweiten Weltkrieges aus dem Egerland vertrieben wurde und dort schon Mitglied im Kneipp-Verein Priesnitz war, hat auch Enkel Thomas Böse einen guten Draht zum Wasserdoktor.

    Oft besuchte er Oma und Opa, die in Bad Wörishofen eine neue Heimat fanden und eine Wohnung mit Blick auf den Pfarrgarten von St. Justina bezogen. „Dort konnte man vom Fenster aus dem Pfarrer beim Brevierbeten“ zuschauen“, erinnert sich Böse, der sich schon als junger Theologe für Kneipp interessierte. „Als ich damals in Augsburg Arbeit und Wohnung suchte, wies mir das Ulrichswerk nach längerem Hin und Her eine kleine Einzimmer-Wohnung in der Sebastian-Kneipp-Gasse nahe der Pfarrkirche St. Georg zu“, erzählt er. Pfarrer Kneipp hatte dort 1855 als Kaplan gewirkt und in der gleichen Gasse gewohnt wie er.

    Kneipp wäre heute ein "cooler Typ", glaubt Böse

    Kein Wunder also, dass Thomas Böse angesichts solcher Gemeinsamkeiten zum erklärten Kneipp-Fan wurde. Und was den Theologen noch für den naturheilkundigen Priester einnimmt: „Er hat es geschafft, aus einem kleinen, unbedeutenden Dorf einen weltweit bekannten Kurort zu machen.“ Heute, so Böse, „würde man so jemanden einen coolen Typ nennen“. Und der Religionslehrer macht aus seiner Überzeugung keinen Hehl. „Pfarrer Kneipp hätte eine Heiligsprechung verdient, weil er Menschen an Leib und Seele geheilt hat.“

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