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Jagd: Auf vier Pfoten gewildert – viele Rehe tot

Jagd

Auf vier Pfoten gewildert – viele Rehe tot

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    Jedes Reh, das Vitus Greiner mit einem Hundeverbiss (oben) findet, ist eines zuviel für ihn. Oft leben die Tiere auch noch und er muss ihnen den Gnadenschuss geben. Warum Hundebesitzer so unvernünftig sind und ihre Lieblinge, wie im Bild unten, an einem Futterplatz für Rehe frei laufen lassen, versteht er nicht.
    Jedes Reh, das Vitus Greiner mit einem Hundeverbiss (oben) findet, ist eines zuviel für ihn. Oft leben die Tiere auch noch und er muss ihnen den Gnadenschuss geben. Warum Hundebesitzer so unvernünftig sind und ihre Lieblinge, wie im Bild unten, an einem Futterplatz für Rehe frei laufen lassen, versteht er nicht. Foto: Greiner

    Sonntagnachmittag in einem Waldstück bei Irsingen. Zwei größere Hunde kommen total erschöpft zu ihren Herrchen auf den Waldweg zurück. Beide Hunde atmen schwer, die Zungen hängen ihnen heraus, doch sie scheinen zu grinsen. Sie haben einen tierischen Rausch hinter sich – waren auf Hetzjagd. Die Hunde hatten ihren Spaß und auch die Herrchen freuen sich, dass es ihren Vierbeinern so gut geht, sie sich so richtig ausgelaufen haben.

    Solche Szenen erlebt Jagdpächter Vitus Greiner des Öfteren. Und er ist alles andere als glücklich darüber. Die Zahl der von Hunden gerissenen Rehe ist in und um Irsingen nämlich so hoch wie nie. Sieben waren es alleine in den vergangenen zwei Jahren. „Unsere Fundstellen befanden sich überwiegend am westlichen und östlichen Ortsrand von Irsingen“, berichtet Greiner. Doch die Zahl getöteter Tiere dürfte noch weit höher liegen, denn viele Tiere ziehen sich zurück, wenn sie verletzt wurden und werden so nie gefunden.

    „Wir können diese Hundewildereien in Zukunft nicht weiter dulden!“ so Greiner. Doch er und seine Kollegen wissen nicht mehr, was sie noch tun sollten. Einige Hundehalter, die ihre großen Hunde im Wald frei lassen, habe er teilweise schon wiederholt, persönlich angesprochen. Doch deren Einsicht liege laut Greiner bei gleich null. Und er zeigt ein Bild, aufgenommen an einem Futterplatz bei Irsingen. Ein großer schwarzer Hund ist dort zu sehen, weit und breit kein Herrchen. Aufgenommen wurde das Bild von einer am Platz fest installierten Kamera. Ein Mittel, mit dem die Jagdpächter nun streunenden Hunden im Wald nachgehen wollen. „Welcher Hundebesitzer ist so unvernünftig, an einem Futterplatz der Rehe seinen Hund frei laufen zu lassen?“ fragt sich Greiner. Solch einer müsste seiner Meinung nach einmal ein verletztes Tier finden und ihm den Gnadenschuss geben müssen. „Wenn sie jemals das Schreien und Klagen eines Kitzes im Todeskampf hören, werden sie es nie vergessen können“, prophezeit er.

    Und verletzte und getötete Tiere sind nicht das einzige Problem. Auch wenn streunende Hunde kein Wild reißen, treiben sie die Tiere automatisch hinaus auf die Straßen. „Gassigehen im Wald gleicht einer kleinen Treibjagd. Wir verzeichneten vergangenes Jahr 15 Wildunfälle, einige Tiere waren trächtig oder hatten Kitze“, berichtet Greiner. Vor allem jetzt dann in der Setzzeit, die im Mai beginnt und bis Mitte, Ende Juni geht, sollen Hundebesitzer ihre Hunde im Wald an die Leine nehmen, appellieren die Jagdverbände. Gleichwohl wissen sie, dass in Bayern keine Leinenpflicht in Wald und Flur besteht. Auf ein gutes Miteinander zwischen den Hundeführern und den Jägern muss weiter gebaut werden. „In den kommenden Wochen und Monaten werden unsere Reviere wieder zu Kinderstuben für unsere Wildtiere. Feldhasen, Rehe und Rebhühner erblicken das Licht der Welt und sind auf unsere Rücksicht angewiesen“, erzählt Greiner.

    „Wir Jäger sind fast alle selbst Hundeführer und kennen die enge Verbindung zwischen Hund und Hundeführer. „Kein Besitzer kann 100-prozentig garantieren, dass sein Hund folgt“, so Greiner. Übrigens jage auch kein Hund ohne Vorwarnung. Wenn die Hundebesitzer sehen, dass ihr Liebling ein Tier im Auge habe, sollten sie ihn spätestens dann heranrufen und anleinen. Ist er erst einmal auf Hetztour, nützt alles Rufen nicht mehr. Sein Körper schüttet dann nämlich Dopamin, Adrenalin und Cortisol aus. Der Hund gerät in einen Rausch, bekommt einen Tunnelblick, sieht und hört nichts mehr und will nur noch eines: weiter hetzen.

    Und der Jagdpächter kann dann eigentlich nur eines machen – auf den wildernden Hund schießen. „Hunde gelten als wildernd, wenn sie im Jagdrevier erkennbar dem Wild nachstellen und dieses gefährden können. Schon das Verfolgen einer Wildfährte gilt als Nachstellen“, so Vitus Greiner, für den dieser Jagdschutz gegenüber wildernden Hunden zum Schutz aller Wildtiere unerlässlich ist. Noch hat er auf keinen Hund geschossen, er baut weiter auf das Verständnis der Hundehalter.

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