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Irsingen/Türkheim: So lief der Schwertransport von Irsingen nach Türkheim

Irsingen/Türkheim

So lief der Schwertransport von Irsingen nach Türkheim

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    Vier Stunden, viele Hindernisse: Der Transport eines Transformators vom Umspannwerk in Irsingen zum Türkheimer Bahnhof war eine logistische Meisterleistung. Die Problemstellen, wie hier der Kreisverkehr nahe der Autobahnausfahrt, überstand der Konvoi unbeschadet.
    Vier Stunden, viele Hindernisse: Der Transport eines Transformators vom Umspannwerk in Irsingen zum Türkheimer Bahnhof war eine logistische Meisterleistung. Die Problemstellen, wie hier der Kreisverkehr nahe der Autobahnausfahrt, überstand der Konvoi unbeschadet. Foto: Bernd Feil

    Nur ein paar Meter noch. Der Motor der ersten Zugmaschine heult auf, quält sich den Anstieg hinauf, den jeden Tag tausende Fahrzeuge so leicht erklimmen. Der Motor kommt an seine Grenzen, hier, kurz vor der Kreuzung der Autobahnausfahrt Türkheim. Jede der 600 Pferdestärken wird gebraucht – damit er sanft über den Asphalt schweben kann, als läge er auf einer Sänfte. Er, der 265 Tonnen schwere Riese.

    Es ist kurz nach Mitternacht, der Regen hat aufgehört, die Straße ist wieder trocken. Gelbe und blaue Lichtblitze dringen ins Dunkel der Nacht, als eine logistische Meisterleistung ihren Höhepunkt erreicht hat: Der Konvoi, der einen Transformator aus Irsingen zum Türkheimer Bahnhof bringen soll, hat die andere Seite der Autobahnbrücke erreicht – ohne sie zu überqueren. Es ist die perfekte Umsetzung eines zwei Jahre alten Plans. Er beginnt damit, dass die Lechwerke einen ihrer größeren

    Das zeigt sich schon, als der Konvoi noch dort steht, wo der Transformator seit 2006 sein Werk verrichtet hat. Ein gutes Dutzend Männer in gelben Warnwesten schwirren im einsetzenden Regen rund um die Anlage im Norden von Irsingen. Viele von ihnen haben sich bis vor Kurzem noch ausgeruht, damit sie in der anstehende Nachtschicht das liefern können, was von ihnen erwartet wird: Präzisionsarbeit und höchste Konzentration.

    Der Schwertransport mit dem Transformator wälzt sich durch Irsingen

    Der Transformator ist bereit zur Abreise, dort, zwischen zwei roten, länglichen Halterungen eingedockt. Diese „Trageschnäbel“ stehen jeweils auf einem flachen, vielrädrigen Wagen – ein beeindruckender Komplex aus Technik, Hydraulik und Ingenieurskunst. Dass der sich auch fortbewegen kann, ermöglichen zwei Lkw. Der eine vorne, der andere hinten, der eine 600 PS, der andere 530 PS stark.

    Die Reise des Riesen beginnt um kurz nach 22 Uhr, so wie geplant. Der Konvoi fährt zunächst in Richtung der Wertach-Staustufe, macht dann aber einen Bogen und wälzt sich schließlich entlang der Stockheimer Straße durch Irsingen. In Schrittgeschwindigkeit bahnt sich die hektisch blinkende Eskorte ihren Weg durch das Dorf und kommt schließlich an der ersten Problemstelle an: die spitzwinklige Abzweigung nach links, in die Hardtstraße. Dort warten schon Schaulustige. „So etwas sieht man sonst nur im Fernsehen, das muss man doch anschauen“, sagt eine Frau.

    Nun bewähren sich monatelange Planungen und die Erfahrung des gut 20-köpfigen Transport-Teams. Anstatt gleich links abzubiegen, fährt der Konvoi ein Stück weiter in die Stockheimer Straße. Dann lässt sich die Zugmaschine abkoppeln, wendet, wird hinten angekoppelt – und und zieht damit den Transformator fortan hinter sich her. Die erste Problemstelle ist bewältigt.

    Die A96 wird wegen des Transports von Irsingen nach Türkheim gesperrt

    Das Prinzip, das tonnenschwere Gestell ein- und ausfädeln zu lassen, bewährt sich auch im spektakulärsten Teil der Reise. Dann nämlich, als der Konvoi die A96 überquert. Die Brücke ist dabei keine Hilfe: Sie würde unter dem 475 Tonnen schweren Tross zusammenbrechen.

    Also fährt der Schwertransport zunächst auf die Autobahnauffahrt in Richtung München, um nach ein paarhundert Metern Halt zu machen – an der Stelle, an der die Straßenmeisterei seit den Nachmittagsstunden die Leitplanke abgebaut hat. Der Transport wechselt die Fahrbahn, fährt unter die Autobahnbrücke hindurch und bleibt dann noch einmal stehen. Erneut in die gegengesetzte Richtung nimmt er dann Anlauf und wuchtet sich, quietschend und ächzend, die ansteigende Straße hinauf. Unterdessen hat sich die Straßenmeisterei längst daran gemacht, die Leitplanke wieder zu montieren.

    Auf der Autobahnbrücke verfolgen dutzende Schaulustige das bunte, nächtliche Treiben. Mittendrin steht Transportleiter Ingo Müller. „Eine gewisse Grundanspannung ist schon vorhanden“, sagt der Österreicher. „Wir sind nie davor gefeit, dass uns die Technik einen Streich spielt.“

    Der Schwertransport des Transformators endet um 2.10 Uhr in Türkheim

    Auch die nächsten und letzten wirklich brenzligen Situationen meistert das Team, das per Funk untereinander kommuniziert, zügig: den Kreisverkehr mit Ein- und Ausfädeln; die Bahnunterführung, indem der schwebende Transformator kurzerhand abgesenkt wird. Anschließend biegt der Konvoi rechts ab und fährt in Richtung Türkheim.

    Dort, auf einem Parkplatz nahe der Gleise, endet die erste Etappe des spektakulären Transports. Per Zug geht es nun über Lindau nach Österreich. Ein paar hart gesottene Schaulustige sind bis zuletzt dabeigeblieben. Sie ziehen vier Stunden nach Start der Reise, es ist 2.10 Uhr, wieder davon. Die Straßen zwischen Irsingen und Türkheim, auf denen kurz davor noch der reisende Riese unterwegs war, liegen nun seelenruhig da. So, als wäre nichts gewesen.

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