Türkheim Fotos hat Dirk Schröder bis vor ein paar Wochen mit dem Lastwagen verschickt. Der Geschäftsmann aus dem Gewerbegebiet Unterfeld hat Bilder regelmäßig den Fernfahrern mitgegeben, die ihn drei Mal pro Woche aus Italien beliefern. Das ging zuverlässiger als das Internet. Auch Bilder und Kataloge per E-Mail an die Kunden in ganz Europa zu schicken, war schier unmöglich. Das Internet lief nur im Schneckentempo, die Sanduhr war das häufigste Symbol auf dem Bildschirm.
Das ist jetzt endlich vorbei. Die Ortsteile Irsingen und Unterfeld sind an das Breitbandnetz angeschlossen, Türkheim-Bahnhof folgt in wenigen Wochen.
Die Firma Gastro Aktions Markt hat ihren Sitz seit Oktober 2010 im Gewerbegebiet Unterfeld. „Dass die Internetverbindung hier so schlecht ist, habe ich erst erfahren, als wir schon gebaut haben“, sagt Geschäftsführer Schröder. „Das kann man ja kaum glauben, dass das heutzutage noch so langsam ist.“
Das Schneckentempo hat seine Arbeit oft behindert: Das Unternehmen verkauft italienische Gastrogeräte an Händler, vom Mixer bis zum Pizzaofen. Und der Server der Firma steht in Italien. Informationen zum Lagerbestand von dort abzurufen, wurde für ihn und die sechs Mitarbeiter regelmäßig zur Geduldsprobe. Die Internetverbindung ist immer wieder abgebrochen.
Im August hatte LEW TelNet nun damit begonnen, die fünfeinhalb Kilometer Glasfaser- und Kupferkabel in den Türkheimer Ortsteilen zu verlegen. Schon seit Anfang 2010 hieß es immer wieder: Das DSL kommt in die Türkheimer Ortsteile. Doch nachdem der Vertrag mit der ersten Firma geplatzt war, musste sich die Gemeinde auf die Suche nach neuen Partnern machen. Das wurden schließlich LEW TelNet und M-Net. Die Tochterfirma der Lechwerke verlegt die Kabel, der Münchner Internetanbieter M-Net stellt die Hausanschlüsse bereit.
In Irsingen und Unterfeld ist der Ausbau schon abgeschlossen, die Kunden werden nach und nach angeschlossen. Mehrere Dutzend Haushalte und Firmen können schon mit dem schnellen Internet surfen, sagt M-Net-Sprecher Wolfgang Wölfle, und täglich kämen neue Aufträge dazu. Die Verbindung sei jetzt bis zu 50 Megabit pro Sekunde (Mbit/s) schnell. Zuvor seien es meist weniger als 1 Mbit/s gewesen. Die Daten fließen jetzt also bis zu 50 Mal so schnell wie zuvor.
Auch die Bewohner von Türkheim-Bahnhof müssen nicht mehr lange warten: Hier laufen noch letzte Tiefbauarbeiten, sagt LEW-Sprecher Ingo Butters. Noch in diesem Quartal soll alles fertig sein.
Den Markt Türkheim kostet der Breitbandausbau 185 500 Euro, informiert Bürgermeister Sebastian Seemüller. Davon übernimmt der Freistaat Bayern 100 000 Euro.