Startseite
Icon Pfeil nach unten
Mindelheim
Icon Pfeil nach unten

Immelstetten: Solarpark Immelstetten: Überraschende Wendung im Gemeinderat

Immelstetten

Solarpark Immelstetten: Überraschende Wendung im Gemeinderat

    • |
    Der Antrag auf Erweiterung des geplanten Solarparks bei Immelstetten wurde vom Investor zurückgezogen.
    Der Antrag auf Erweiterung des geplanten Solarparks bei Immelstetten wurde vom Investor zurückgezogen. Foto: Simon Kraus

    Nimmt man den Besucherandrang als Gradmesser für die Brisanz eines Themas, dann war das, über das der Markt Walder Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung zu entscheiden hatte, ziemlich brisant: 34 Zuhörer und damit genau so viele, wie aufgrund der Corona-Abstandsregeln zugelassen waren, saßen im Adlersaal, weitere rund 20 verfolgten die Sitzung von draußen an den offenen Fenstern. Wie berichtet sollten die Markträte über eine Änderung des Flächennutzungsplans entscheiden und damit darüber, ob ein Investor den bereits genehmigten Solarpark in Immelstetten um weitere 1,9 Hektar erweitern darf. Doch dazu kam es dann gar nicht.

    Große Kritik der Immelstetter Bürger vertagte die Entscheidung

    Damit alle Zuhörer auf dem gleichen Stand waren, hatte Bürgermeister Peter Wachler zunächst noch einmal im Schnelldurchlauf die Präsentation von Investor Edwin Würstle gezeigt, mit der dieser in der Sitzung vom 4. August für sein Vorhaben geworben hatte. Weil damals deutlich geworden war, dass die geplante Erweiterung des Solarparks in Immelstetten bei einigen Bürgern auf Kritik stößt, hatte Marktrat Michael Hartmann beantragt, die Entscheidung zu vertagen, damit die Räte die Bedenken der Bürger anhören können. In der Folge hatte eine Bürgerinitiative wie berichtet rund 200 Unterschriften gegen die Erweiterung gesammelt und zusammen mit einem Brief, in dem sie ihre Argumente gegen das Vorhaben aufführte, an Bürgermeister Wachler übergeben.

    „Wir haben schon in der letzten Sitzung bemerkt, dass dieses Thema sehr, sehr polarisiert“, sagte er nun. Das hätten auch Gespräche mit Bürgern gezeigt und zahlreiche weitere Briefe, die er zu diesem Thema erhalten habe. Gleichzeitig wies er den vom Sprecher der Bürgerinitiative, Raphael Müller, in der MZ erhobenen Vorwurf zurück, die Gemeinde habe die Erweiterung noch kurz vor der Sommerpause durchdrücken wollen, ohne die Öffentlichkeit zu informieren: Hätte die Gemeinde den Solarpark bauen wollen, wäre die Öffentlichkeit selbstverständlich einbezogen und informiert worden, so Wachler. Bei einem privaten Investor verhalte sich das jedoch anders. Dieser habe zudem ein Recht darauf, dass sein Antrag schnellstmöglich behandelt werde. Zudem verwies er auf die Bauplätze, die der Investor auf Anregung der Markträte der Gemeinde in Aussicht gestellt hatte: Zwischen der Erweiterungsfläche und dem bereits bestehenden Wohngebiet am Schlaileweg wollte er zehn Bauplätze zur Verfügung stellen. Vier davon hätte die Gemeinde weiterveräußern und so der großen Nachfrage nach Bauland begegnen können.

    Investor ist in Immelstetten aufgewachsen

    Anschließend übergab er das Wort an Investor Edwin Würstle. „Ich bin der Meinung, dass die Fotovoltaikanlage nach wie vor eine gute Geschichte ist“, sagte er und verwies unter anderem auf die angestrebte Energiewende, den Klimaschutz, den Beitrag zur Artenvielfalt, den die Anlage seiner Meinung nach geleistet hätte, und ebenfalls auf die Bauplätze, die es jungen Immelstettenern ermöglicht hätten, im eigenen Dorf zu bauen. „Ich war immer ein Mensch, der andere Meinungen akzeptiert“, fuhr er fort und zeigte sich enttäuscht, dass er von diesen erst am Tag der Sitzung aus der MZ erfahren und niemand vorab das Gespräch mit ihm gesucht habe. Weil er in Immelstetten aufgewachsen sei, sei es ihm ein großes Anliegen, den kleinen Ort und auch den Gemeinderat nicht zu spalten. „Um des Friedens willen ziehe ich den Antrag zurück und hoffe, dass ich’s so allen erleichtert hab“, schloss er und sorgte damit für eine faustdicke Überraschung, die die Anwesenden mit Applaus quittierten.

    Markträtin Theresia Hörl gehörte zu den ersten, die sich nach einem kurzen Moment allgemeiner Sprachlosigkeit wieder fassten, und regte ein Forum aus Markträten und interessierten Bürgern an, das sich darüber Gedanken machen soll, „wie wir uns die Energiepolitik künftig vorstellen“. Denn so viel sei klar: Irgendwo müsse der Strom, dessen Verbrauch sich innerhalb der nächsten zehn Jahre Experten zufolge verdoppeln wird, ja herkommen. Vielleicht, so Hörl, könnte die Gemeinde nach dem Beispiel der Bürgerenergie noch einmal selbst einen Solarpark bauen, an dem sich die Bürger beteiligen könnten.

    Energiefrage weiterhin wichtiges Thema für Immelstetten und Markt Wald

    Auch Hermann Glas vertrat die Ansicht, dass die Gemeinde eine Richtlinie finden müsse, wie sie in Sachen Energie künftig vorgehen wolle. Schließlich sei mit weiteren Anträgen für Fotovoltaikanlagen zu rechnen, die er ohnehin lieber auf Dächern als auf landwirtschaftlichen Flächen sehe. Gleichzeitig erinnerte er daran, dass die Gemeinde mit ihrer Bürgerenergie-Fotovoltaikanlage und dem genehmigten Solarpark in Immelstetten bereits mehr als das Dreifache des Stroms produziere, der in der Gemeinde verbraucht wird. „Markt Wald hat seine Hausaufgaben gemacht“, sagte er und brachte als weiteren Ansatz Blockheizkraftwerke ins Gespräch.

    Franz Huber sprach sich ebenfalls dafür aus, gesamtheitlich festzulegen, „wie wir mit unserem Grund umgehen“. Zudem bedankte er sich bei Investor Würstle dafür, „dass Sie den Dorffrieden so hochhalten“, und zollte ihm Respekt für seine Entscheidung, den Antrag zurückzunehmen. „Egal wie ich mich heute entschieden hätte, hätte ich es zu 50 Prozent falsch gemacht.“ Entweder hätte er die Kritiker des Projekts verärgert oder den Investor.

    Seinem Dank schloss sich Bürgermeister Wachler an, der von einem „Beitrag zur Dorfgemeinschaft“ sprach. Er dankte zudem der Bürgerinitiative dafür, dass sie sich nicht generell gegen regenerative Energien ausgesprochen hat. „Dieser kleine Flecken, dieses gallische Dorf, steht da dahinter“, sagte er.

    Lesen sie auch

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden