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Gesundheit: „Die meisten Betroffenen haben Verständnis“

Gesundheit

„Die meisten Betroffenen haben Verständnis“

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    In einem Schacht in Irsingen nahe dem Wasserwerk wird ein defektes Ventil als mögliche Ursache der Verkeimung des Trinkwassers vermutet. Derzeit wird das gesamte, gut 62 Kilometer lange, Leitungsnetz gespült. Die Arbeiten werden vermutlich noch mindestens bis Ende September andauern.
    In einem Schacht in Irsingen nahe dem Wasserwerk wird ein defektes Ventil als mögliche Ursache der Verkeimung des Trinkwassers vermutet. Derzeit wird das gesamte, gut 62 Kilometer lange, Leitungsnetz gespült. Die Arbeiten werden vermutlich noch mindestens bis Ende September andauern. Foto: Alf Geiger

    Seit gut sechs Wochen laufen die Arbeiten zur Spülung des gut 62 Kilometer langen Leitungssystems und Bürgermeister Christian Kähler ist mit dem Ablauf der Arbeiten bislang sehr zufrieden: „Es läuft rund und auch wenn es vereinzelt zu Verzögerungen kommt, haben die meisten betroffenen Bürgerinnen und Bürger Verständnis.“

    Die beauftragte Spezialfirma ist an jedem Wochentag von Früh bis spät damit beschäftigt, jeweils einen Abschnitt von ungefähr 1,5 Kilometer Länge zu spülen und so von möglichen Ablagerungen und Resten coliformer Keime zu befreien. In den jeweils betroffenen Bereichen steht den Verbrauchern dann tagsüber kein Leitungswasser zur Verfügung.

    Und: Nach wie vor wird das gesamte Trinkwasser mit Chlor desinfiziert, sodass ein Gesundheitsrisiko ausgeschlossen werden kann. Die Arbeiten werden vermutlich noch mindestens bis Ende September dauern Um eine „Ursachenforschung“ auf der Suche nach dem Auslöser der erstmals am 24. Februar festgestellten Verunreinigung des Türkheimer Trinkwassers mit coliformen Keimen geht es bei diesen Arbeiten nicht mehr: Möglicherweise wird die eigentliche Ursache also gar nicht mehr gefunden.

    Als „Hauptverdächtige“ gelten nach wie vor ein (inzwischen ausgetauschtes) defektes Abflussventil in einem Schacht in Irsingen und einige ohne Genehmigung betriebenen Wasserzisternen.

    Inzwischen weiß die Gemeinde, dass mindestens drei private Regenwasser-Zisternen mit nicht zugelassenen Verbindungsleitungen zum öffentlichen Leitungsnetz ebenfalls als mögliche Ursache infrage kommen. Solche Regenwasser-Zisternen sind als Brauchwasserspeicher beliebt und werden neben der Verwendung als Gießwasser auch zur Toilettenspülung oder zum Betrieb von Waschmaschinen verwendet. Eine direkte Verbindungsleitung zwischen Zisterne und dem

    Schrittweise wird jetzt Abschnitt für Abschnitt gespült – und deshalb werden zusätzlich zu den bereits vorhandenen Schiebern auch weitere Schieber in das Leitungsnetz eingebaut, um eine gründliche Reinigung sicherstellen zu können. Solche Schieber sind laut Kähler schon immer im Leitungssystem vorhanden und werden auch zur Abriegelung von Leitungsabschnitten, etwa bei einem Wasserrohrbruch, dringend gebraucht.

    Weil aber die Entfernung zwischen Schieber und Hydranten oft weiter auseinander liegen, mussten laut Kähler vereinzelt auch zusätzliche Schieber dazwischen gesetzt werden – das führte unter anderem auch zu einer kurzfristigen Sperrung der Durchgangsstraße (MZ berichtete).

    Ein Mitarbeiter der Hammann GmbH mit Sitz in Annweiler am Trifels (nahe Karlsruhe) erklärte das Prinzip der Spülungen: In einem Rohrleitungsabschnitt, also der Strecke zwischen zwei Schiebern, werde zunächst Wasser in langsamer Strömung fließen, bevor es an der Ausspeisestelle wieder austritt. Das vorhandene Wasser wird dann genutzt, indem über die Lufteinspeisung impulsweise gefilterte Luft eingeführt wird. So bilden sich Pakete aus Luft und Wasser, die mit hoher Geschwindigkeit von 10 bis 20 m/s den Rohrleitungsabschnitt durchströmen.

    Dies habe folgenden Effekt: „Die hochbeschleunigten Pakete erzeugen enorme Turbulenzen mit starken Scher- und Schleppkräften, wodurch sie es schaffen, die Ablagerungen zu mobilisieren und zuverlässig auszutragen.“

    Über die zu erwartenden Kosten kann der Rathauschef derzeit nichts Neues verraten: Die notwendigen Vorarbeiten dafür wurden an zwei Unternehmen vergeben und kosten insgesamt rund 135 000 Euro.

    Ein Spezialunternehmen wird dann das rund 62 Kilometer lange Leitungsnetz der Gemeinde von Irsingen bis Berg abschnittsweise spülen, was noch einmal mit 95 000 Euro zu Buche schlagen wird, so Kähler.

    An der Information der Türkheimer Bevölkerung ist für Kähler nichts auszusetzen – er bekomme auch überwiegend positive Rückmeldung aus der Bevölkerung in dieser Frage. „Die Bürger erhalten zwei Tage vor der anstehenden Maßnahme die Infoblätter in den Briefkasten mit der Erklärung, wann kein Wasser zur Verfügung steht und was sie beachten sollen. Rückfragen zu den Spülplanen werden telefonisch beantwortet“, so Kähler.

    Dass es dabei vereinzelt auch zu Problemen gekommen sei, lasse sich angesichts der umfangreichen Maßnahme kaum vermeiden. Dafür bitte er auch alle Betroffenen ausdrücklich um Verständnis: „Manche Anlieger mussten an zwei verschiedenen Tagen auf Wasser verzichten. Manche Bürger sind an zwei Tagen dran, weil Spülungsgebiete sich überschneiden können. Das tut uns wirklich leid, aber alle Beteiligten tun wirklich ihr Möglichstes, um die Beeinträchtigungen so gering wie möglich zu halten.“

    Die Gemeinde Türkheim listet die bevorstehenden Maßnahmen auch auf der Homepage auf. Dort gibt es inzwischen sogar einen eigenen Reiter „Trinkwasser“ - hier finden die Bürger alle aktuellen Informationen der Gemeinde.

    www.tuerkheim.de/trinkwasser

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