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Unterallgäu: Frau lässt 35 Kleintiere verhungern und verdursten

Unterallgäu

Frau lässt 35 Kleintiere verhungern und verdursten

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    Neun Chinchillas haben Mitarbeiter des Veterinäramtes noch lebend angetroffen, als sie eine Tierhalterin kontrollierten. Eines der Tiere war so geschwächt, dass es eingeschläfert werden musste.
    Neun Chinchillas haben Mitarbeiter des Veterinäramtes noch lebend angetroffen, als sie eine Tierhalterin kontrollierten. Eines der Tiere war so geschwächt, dass es eingeschläfert werden musste. Foto: B. Herrmann (Symbol)

    Auf einem Dorf im östlichen Landkreis hat sich ein Tierdrama abgespielt. Aufgrund eines Hinweises war das Veterinäramt Unterallgäu am 23. April zu einer Tierhalterin gefahren, um sich ein Bild vor Ort zu machen. Die Tiermediziner fanden ein Bild des Grauens vor.

    Eine Frau hatte 68 Kleintiere in Stallungen gehalten. Diese standen im Freien hinter dem Haus im Garten. Es handelte sich um Kaninchen, Hasen, Meerschweinchen, Chinchillas, Hamster und Degus (eine Mischung aus Ratten und Chinchillas). Von 68 Tieren waren 35 bereits verendet. 33 Tiere befanden sich in einem jämmerlichen Zustand.

    Ein geschwächtes Tier verendete im Unterallgäu auf dem Weg zum Tierheim

    Die Tiere wurden in die Obhut des Tierheims Beckstetten gegeben. Ein Tier verendete sogar noch auf dem Weg zum Tierheim, so geschwächt war es, sagte Karin Donath, Sprecherin des Tierheims. Die Tiere hatten offenbar schon längere Zeit nichts zu fressen bekommen und zu wenig zum Trinken. Auch waren sie mit Ungeziefer befallen. Die Ställe waren auch schon längere Zeit nicht mehr gereinigt worden. Die Tiere standen im Kot. Das Veterinäramt hat ein sofortiges Tierhalteverbot verhängt. Die Leiterin des Tierheims, Lisa Hölzel, hat die überlebenden Tiere zusammen mit einer Mitarbeiterin abgeholt. Von neun Chinchillas war eines so geschwächt, dass es gestern eingeschläfert werden musste. Ein Tier war schon auf dem Weg ins Tierheim verendet.

    Die noch relativ junge Tierhalterin hat nach Informationen unserer Redaktion eine Art Gnadenhof für Tiere betrieben. Sie hatte über eine Facebook-Gruppe Kontakt mit Hunderten von Tierfreunden aus ganz Deutschland. Sie nahm immer wieder Tiere auf, auch aus weiter entfernten Landesteilen. Lange Zeit hat sie diese offenbar auch gut versorgt. Eine Person, die ein Tier bei ihr in Obhut gegeben hatte, schilderte die Frau als „total lieb“. Sie sei eine große Tierfreundin. Über viele Wochen hinweg habe sie immer wieder Fotos von den Tieren geschickt, um zu zeigen, wie gut es ihnen gehe. Seit Ende Februar war dieser Kontakt abgerissen. Am Gründonnerstag seien die ersten Tiere verendet.

    Tierfreunde hätten sie immer wieder mal mit Futter- und Sachspenden unterstützt.

    Das Veterinäramt Unterallgäu hat 2018 drei Landwirten ein Tierhaltungsverbot erteilt

    Karin Donath vom Tierheim Beckstetten sprach von schlimmen Zuständen, die die Mitarbeiterinnen des Tierheims angetroffen hatten. Die überlebenden Tiere werden jetzt in

    Das Phänomen der Tierhortung bei Heimtieren kommt im Unterallgäu eher selten vor, teilte Amtstierarzt Dr. Hubert Rainer mit. Im Rinderbereich sprach das Veterinäramt allein im vergangenen Jahr für drei Betriebe ein Tierhaltungsverbot aus. In solchen Fällen geht Strafanzeige wegen Vergehens gegen das Tierschutzgesetz.

    Vor knapp zwei Jahren war ein Fall von Tierhortung in Mindelheim bekannt geworden. 80 Meerschweinchen waren so vernachlässigt worden, dass in den Ställen verendet waren. Auch damals hatte das Veterinäramt ein Verbot von Tierhaltung angeordnet. Vor Jahren war im Raum

    Lisa Hölzel von Tierheim Beckstetten sagte, „Animal Hording“ komme in Deutschland leider häufiger vor als viele meinten. Es handele sich um eine psychische Erkrankung. Die Betroffenen holen sich keine Hilfe. Wenn jemand unsicher ist, soll er sich mit dem Tierschutzverein in Verbindung setzen. Tierhortung ist eine krankhafte Sammelsucht von Tieren. Mindestanforderungen an Nahrung, Hygiene oder tierärztliche Versorgung werden dabei oft nicht gewährleistet. Betroffene Personen sind nicht mehr in der Lage, auf die Haltungsmängel und die negativen Auswirkungen auf die Gesundheit zu reagieren.

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