Startseite
Icon Pfeil nach unten
Mindelheim
Icon Pfeil nach unten

Fernsehkritik: Mit der Fliege-Klatsche

Fernsehkritik

Mit der Fliege-Klatsche

    • |
    Jürgen Fliege beim Bad Wörishofener Herbst.
    Jürgen Fliege beim Bad Wörishofener Herbst. Foto: Foto: Klofat/Archiv

    Bad Wörishofen Mit ihrem „Schwarzbuch Esoterik“ hat die Autorin Ursula Caberta, hauptberuflich Mitarbeiterin der Hamburger Innenbehörde, eine Menge Wirbel verursacht. Im Zentrum der Kritik steht seither der frühere „Fernsehpfarrer“ Jürgen Fliege – und mit ihm rückte die Kneippstadt ins Licht der bundesweiten Öffentlichkeit. Fliege veranstaltet hier im Oktober den dritten

    Vor allem die Grünen-Mitbegründerin und Publizistin Jutta Ditfurth, der Journalist und Literaturkritiker Prof. Hellmuth Karasek und Lanz selbst nahmen Fliege in die Mangel. „Dieses Wasser ist ein Symbol für Abzocke und Betrug“, sagte Ditfurth zur jüngst bekannt gewordenen „Fliege Essenz“, einer Mischung verschiedener Zutaten, über der Fliege gebetet haben will „wie über Weihwasser“. Der Preis: 39,95 Euro plus Versandkosten, in Bad Wörishofen im Herbst natürlich zum Mitnahmepreis zu haben. Lanz versuchte in der Sendung zu klären, wie viel Fliege an dieser Essenz verdient. Über 18 Euro pro Flasche seien es, habe sein Team recherchiert, hielt Lanz seinem Gast vor. Fliege beharrte auf der Summe von „etwa fünf“ Euro. „Sollen wir für Sie sammeln“, ätzte da Karasek.

    Was Fliege im Oktober bei seinem dritten Kongress in Bad Wörishofen macht, hätte Jutta Ditfurth gerne vertieft. „Möglichst viele Leute mit viel Geld, die nicht viele Fragen stellen“ wolle Fliege dorthin lotsen, unterstellte sie. In harten Worten kritisierte sie einen Teil der nach Bad Wörishofen geladenen Referenten. Ditfurths Vorstoß verlief sich allerdings in weiteren Anwürfen der anderen Gäste gegen Fliege.

    Lanz brachte auch den umstrittenen Raumtrockner zur Sprache, der in der Kneippstadt beim „Bad Wörishofener Herbst 2010“ angeboten wurde. So steht es auf Flieges Internetseite. Der Hersteller soll mit Scientology verbunden sein, wurde Fliege in der Sendung vorgeworfen. Wo das Problem liege, wollte Fliege wissen. Der Raumtrocker funktioniere außerdem; wie, das wisse er aber nicht. So einen Satz habe er zuletzt bei einem Heizdeckenverkauf gehört, lästerte Lanz und wollte wissen, ob Fliege mit dem Gerät Geld verdiene. Der verneinte entschieden. Fliege setzte den harten Attacken wenig Überzeugendes entgegen. Dafür sagte er Sätze wie diesen: „Jesus hatte ein Geschäft und Judas führte die Kasse“. Lanz hatte Fliege zuvor zurechtgewiesen, mit der Hoffnung verzweifelter Menschen mache man kein Geschäft. Fliege führte ins Feld, dass „jede seriöse Art der von Medizin in Geschäftemacherei ausarten“ könne. „Polemisch“ nannte die Diskussion der Mediziner Dr. Michael Schenk, der Patienten in manchen Fällen zu Heilern schickt. „Es gibt Dinge zwischen Himmel und Erde, die wir noch nicht verstanden haben“, sagte der Arzt. Allerdings sei er kein Esoteriker, ergänzte er noch.

    Fazit: Bad Wörishofen, das ganzseitig im Fliege-Magazin und zusätzlich auf der Titelseite der Broschüre zum „Herbst“ wirbt, ist durch die Debatte um Fliege und seine Kneippstädter Veranstaltung nun bundesweit in allen großen Medien vertreten. Was die Stadt davon hat, wird sich zeigen. Denn über Kneipp spricht in den Diskussionen und Berichten praktisch niemand. Dafür aber über Geschäftemacherei, Scientology und Scharlatanerie.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden