Was macht eigentlich der Räuber Hotzenplotz, wenn er gerade nicht im Mindelheimer Stadttheater der Großmutter ihre geliebte Kaffeekanne klaut und mit den großen und kleinen Besuchern seine Späßchen treibt? Er bereut seine Taten, gelobt sich zu bessern und verspricht zukünftig sein Geld auf ehrliche Weise zu verdienen. Die vom Augsburger Theater „Fritz und Freunde“ zauberhaft in Szene gesetzte Geschichte vom bekanntesten Räuber aller Zeiten, war der Renner beim 15. Familientag.
Mehr als 40 Organisationen, Vereine und soziale Gruppen des Netzwerks Familie hatten sich für die Jubiläumsveranstaltung ein abwechslungsreiches Spiel- und Beschäftigungsprogramm mit vielen Attraktionen ausgedacht, das bei den weit mehr als 1000 Besuchern großen Anklang fand. Während vor der Türe Pius Bader an seiner Drehorgel kurbelte, spielte drinnen das Orchester der städtischen Sing- und Musikschule unter der Leitung von Robert Hartmann zur Begrüßung auf.
Wie schon in den Vorjahren dominierten das Programm Geschicklichkeitsspiele, aber auch Klassiker, wie Kinderschminken waren im Angebot. Für wenig Geld wechselten beim großen Kinderflohmarkt Spielsachen aus zweiter Hand die Besitzer. Christel Lidel band mit kleinen und großen Leuten bunte Herbststräuße, während auf der Theaterbühne kleine Balletteusen der Tanzschule „Tosca“ auftraten.
Seinem Namen alle Ehre machte das Gesundheitsamt. Wer seine Sehkraft testen ließ, durfte sich aus einem Obstkorb bedienen. Gleich nebenan am Stand des Kreisjugendringes erschufen Tim Hermannsdörfer und Florian Kastenmeier zauberhafte Luftballontiere und so mancher Knirps angelte sich mit Hilfe der Damen von der Lebenshilfe einen dicken Fisch. Das Forum wurde zur Spielwiese. Da wurde gemalt, gebastelt und geknetet. Ständig dicht umlagert war der „Sandzauber-Workshop“, aber auch Nurten Olgan vom Elterntalk, die Namensschilder für Kinder stanzte, hatte alle Hände voll zu tun.
Auch Igel „Schnuppernase“ war dabei
„Mit allen Sinnen erleben“ war bei der Schulvorbereitenden Einrichtung (SVE) angesagt. Die Kleinen mussten Gegenstände in Tüllsäckchen ertasten oder Tiergeräusche erkunden. Dabei machten sie auch mit dem Igel „Schnuppernase“ Bekanntschaft. Inge Haggenmüller, die Leiterin der Stadtbücherei warb unterstützt von der Ente „Petra“ einer Schwester von Paula Print um neue Leseratten, während junge Leute anderswo mit Christine Egle vom Amt für Landwirtschaft Ernährungspyramiden aufbauten und gesunde Pausensnacks kennenlernten.
Vom vielen Schauen müde und mit vielfältigen Informationen gefüttert ließen sich die Besucher gerne beim großen Torten- und Kuchenbüffet des Frauenbundes St. Stephan nieder, bevor sie sich bei den Maltesern den richtigen Gebrauch von Erste-Hilfe-Geräten erklären ließen.
Bürgermeister Stephan Winter schwärmte zu Beginn eines ereignisreichen Nachmittags von einer „großartigen Gemeinschaftsleistung aller Beteiligten“ und von einer Erfolgsgeschichte, die ohne Ursula Kiefersauer, Vorsitzende des Netzwerks Familie, nicht hätte geschrieben werden können. Zudem hätten die beteiligten Vereine und Organisationen wesentlich mit dazu beigetragen, „dass sich Mindelheim generationen- und familienfreundliche Stadt nennen kann. Auch Christel Lidel, Vizevorsitzende des Netzwerks würdigte das Engagement von Ursula Kiefersauer und überreichte ihr als kleines Dankeschön ein mit herbstlichen Blumen und Kräutern verziertes Herz.
Der Staat sagt weitere Unterstützung zu
Am Ende meldete sich Staatssekretär Franz Pschierer zu Wort. Auch der CSU-Politiker dankte den mehr als 40 Netzwerkpartnern für „engagierte und ehrenamtliche Arbeit“ und bescheinigte ihnen „passgenaue Angebote“. Mit einem zusätzlichen Förderprogramm zur Weiterentwicklung der kommunalen Familienbildung und zur Schaffung von speziellen Familienstützpunkten will der Freistaat Bayern ihre Arbeit vor Ort unterstützen, sagte der Ehrengast zu. In diesem Zusammenhang wies Pschierer darauf hin, dass allein im Landkreis Unterallgäu in den letzten Jahren 800 neue Betreuungsplätze für Kinder unter drei Jahren geschaffen wurden. Jüngstes Beispiel sei die Kindertagesstätte St. Martin in Ettringen. Diese Einrichtung mit zwölf neuen Betreuungsplätzen werde mit 120 000 Euro gefördert.