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Energie: Streit um die Kommastelle

Energie

Streit um die Kommastelle

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    Heidi Schön
    Heidi Schön

    Bad Wörishofen

    Erstellen soll das Konzept das Allgäuer Energie- und Umweltzentrum Eza, eine gemeinnützige Beratungsgesellschaft mit Sitz in Kempten. Eza erarbeitet dieses Jahr auch ein Konzept für das gesamte Unterallgäu. Die für Bad Wörishofen zuständige Energieberaterin Heidi Schön besteht deswegen darauf, dass Eza auch in Bad Wörishofen eigene Daten erhebt. Doch die sind in der Kneippstadt eigentlich schon vorhanden.

    Michael Kolar von den Stadtwerken hat in einer aufwendigen Studie bereits untersucht, wie hoch der Energieverbrauch im Ort ist. Seinen Berechnungen zufolge wird in Bad Wörishofen pro Kopf mehr Kohlenstoffdioxid ausgestoßen als im bundesweiten Durchschnitt. Das liege vor allem an den vielen Kurgästen, die zumeist mit dem Auto anreisten. So ergebe sich eine geschätzte Gesamtemission von 250 000 Tonnen jedes Jahr. Gemessen an der reinen Einwohnerzahl 60 000 Tonnen über dem Schnitt.

    Einen ähnlichen Effekt hat der Status als Kurstadt laut Kolar auch beim Heizwärmebedarf. Die Wohnhäuser allein verbrauchen jährlich etwa 145 000 Megawattstunden. Die circa 120 Kurbetriebe in Bad Wörishofen verdoppeln den Wärmebedarf allerdings.

    Den Stromverbrauch beziffert Kolar in seiner Studie mit 77,6 Gigawattstunden im Jahr. Nur ungefähr ein Viertel davon werde in Bad Wörishofen selbst erzeugt und stamme zumeist aus privaten Fotovoltaikanlagen. Der Kommune selbst gehören nur circa fünf Prozent aller Anlagen im Stadtgebiet.

    Den Zahlen von Michael Kolar zufolge könnten in Bad Wörishofen jährlich 10,3 Gigawattstunden an Sonnenenergie gewonnen werden. Eza will jedoch lieber eigene Daten erheben, oder das bestehende Zahlenwerk zumindest überprüfen. Bürgermeister Holetschek äußerte bei einer Auftaktsitzung für das Klimaschutzkonzept darüber sein Missfallen. „Ich will nicht, dass etwas doppelt gemacht wird.“

    Es gehe um Kleinigkeiten, erklärt Kolar auf Nachfrage. Etwa um die Frage, wie viele Autos in Bad Wörishofen angemeldet sind oder wie viel Strom die Straßenbeleuchtung verbraucht. Vermutlich werden die Stadtwerke und Eza letztlich nicht mehr trennen als der Wert hinter dem Komma. Am Ende werde man, sagt Schön, „zu sehr ähnlichen Ergebnissen kommen“.

    Ende Mai soll ein eigens gegründetes Energieteam anhand der Daten einen Maßnahmenkatalog festlegen. Denkbar ist beispielsweise, dass Bad Wörishofen in Zukunft versucht, die Abwärme von Industriebetrieben besser zu nutzen, Bebauungspläne so aufstellt, dass möglichst viele Häuser mit Fotovoltaikanlagen ausgerüstet werden oder alle kommunalen Gebäude künftig im Passivhausstandard errichtet werden können.

    Möglich ist viel: Marktoberdorf etwa verlangt bei Grundstücksverkäufen einen Aufschlag, wenn nicht nach einem bestimmten Energiestandard gebaut wird. Oberstdorf wiederum will seinen Bedarf bis 2030 nur noch mit erneuerbaren Energien decken. „Das halte ich schon für ambitioniert“, sagt Schön. Welche Regeln sich Bad Wörishofen auferlegt, wird das Energieteam Ende Mai festlegen.

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