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Eishockey: ESV Kaufbeuren-Trainer: „Andere wären in einer solchen Lage Letzter geworden“

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ESV Kaufbeuren-Trainer: „Andere wären in einer solchen Lage Letzter geworden“

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    ESVK-Trainer Andreas Brockmann (hinten links) hat eine schwierige Saison mit dem ESV Kaufbeuren hinter sich. Als dann die Play-offs erreicht waren, kam die Absage der Saison wegen der Corona-Pandemie.
    ESVK-Trainer Andreas Brockmann (hinten links) hat eine schwierige Saison mit dem ESV Kaufbeuren hinter sich. Als dann die Play-offs erreicht waren, kam die Absage der Saison wegen der Corona-Pandemie. Foto: Mathias Wild

    Früher als geplant ist auch ESVK-Trainer Andreas Brockmann (52) in der Sommerpause. Wir haben mit ihm über seine vierte Saison als Joker-Trainer gesprochen und sind dabei auf die großen Leistungsschwankungen des Teams in der abgelaufenen Saison eingegangen. Brockmann erklärt zudem, wieso das Coronavirus deutliche Auswirkungen auf den Eissport haben könnte.

    Die Saison endete vergangene Woche sehr abrupt; keine Play-offs gegen Kassel, sondern Sommerpause. Wie sehr schmerzt da das Sportlerherz?

    Klar weint das Sportlerherz, aber die Gesundheit geht vor. Man braucht sich nur die weltweite Lage ansehen - und wir wissen ja heute noch gar nicht, wo das alles noch hinführen wird.

    War die zurückliegende Ihre schwerste Saison beim ESV Kaufbeuren?

    Bestimmt, aber es war auch eine interessante Saison. Ich erinnere an den Saisonstart, da hatten wir wirklich unglaublich viele Verletzte. Nach zwölf oder 13 Spielen waren wir sogar Letzter in der Tabelle. Danach haben wir es aber hervorragend gemacht, wir haben das Feld von hinten aufgerollt, waren teilweise in der Formtabelle der jeweils letzten 20 Spiele sogar Erster. Und dann kam ein regelrechtes Loch im Februar. Das war schwer zu verkraften.

    "Wir hatten acht grippekranke Spieler gleichzeitig"

    Andere Mannschaften brechen bei so etwas auseinander und werden Letzter. Wir sind wieder aufgestanden. Ich erinnere auch daran, dass wir in dieser Saison auch die Chance hatten, zwischenzeitlich auf den vierten Platz zu springen. Aber dann spielen wir in Freiburg, plötzlich verletzt sich Stefan Vajs, dann schlägt noch der Grippevirus zu. Wir hatten acht grippekranke Spieler gleichzeitig. Wir sind oftmals in die Spiele gegangen mit Spielern, die während der Woche nur einmal trainiert haben. Dafür muss man das Team loben. Man wünscht sich immer, dass es einfach ist. Aber es ist nicht so.

    Der große Teamgeist, der den ESVK auszeichnet, er war bis zum Schluss also vorhanden?

    Schön, dass Sie das sagen. Mir scheint, es ist in Vergessenheit geraten, dass wir vier der letzten fünf Spiele gewonnen haben. Als wir das Auswärtsspiel in Weißwasser verloren haben, waren wir am Samstagmorgen um kurz vor sieben zurück in Kaufbeuren, haben dann ab sieben Uhr trainiert und am Tag darauf das unglaublich schwere Spiel gegen Bietigheim gewonnen. In dieser Phase haben wir großteils mit 19- oder 20-Jährigen in der Verteidigung gespielt.

    Sind wir uns einig, dass es in der Defensive Verbesserungsbedarf gibt?

    Das ist vollkommen richtig. Das müssen wir uns ankreiden lassen. Da haben wir bei den Verpflichtungen Fehler gemacht. Aber rückwirkend betrachtet: Wir würden sie wohl wieder machen. Unsere Verteidiger eins und zwei sind Eichinger und Ketterer. Bei Eichinger ist es ein Wunder, dass er überhaupt noch spielt. Er hatte eine Verletzung, die es eigentlich gar nicht gibt. Der Heilungsprozess seines Handgelenks lief aber sehr gut. Im Sommer 2019 sah alles sehr gut aus.

    "Dass Spieler nicht einschlagen, das passiert"

    Dass er trotzdem lange zu kämpfen hatte, konnte niemand wissen. Florin Ketterer war fünf bis sechs Monate wegen seines Kreuzbandrisses draußen. Es sah so aus, als ob er die Vorbereitung wird mitmachen können. Das hat nicht geklappt. Dass Spieler, die wir geholt haben, nicht eingeschlagen haben, das passiert. Bei allen Vereinen.

    Laufen schon Gespräche zur Verlängerung mit den wichtigen Spielern? Da redet der Trainer ja meist auch mit.

    Die Gespräche laufen. Ich glaube aber, dass sich die Ausgangslage in den vergangenen Tagen massiv verändert hat. Man wird erst einmal schauen müssen, wie groß der tatsächliche Schaden ist, den das Coronavirus wirtschaftlich angerichtet hat. Das betrifft jeden Klub. Da sind ja noch Kosten offen, aber es kommen keine Einnahmen mehr rein. Das geht rauf bis in die DEL und runter bis in die Oberliga.

    Wie anstrengend war die zurückliegende Saison für Sie?

    So ist der Sport. Genau solche Situationen machen den Reiz aus. Ich kann es nur noch einmal sagen: Andere Mannschaften wären in einer solchen Lage Letzter geworden.

    Ihr Vertrag läuft nun aus. Wann kann man mit einer Entscheidung rechnen, wie es bei Ihnen weitergeht?

    Ich habe mich schon beim Saisonabschlussessen ausführlich mit unserem Geschäftsführer Michael Kreitl unterhalten. Ganz ehrlich: Ich sage immer, dass ich erst nach einer Saison über Verträge spreche und so etwas schmeiße ich nicht einfach so in den Raum. Ich habe bis vorvergangenen Dienstag nicht einen Moment darüber nachgedacht.

    "Der Fokus war voll auf den Play-offs"

    Der Fokus war voll auf den Play-offs. Jetzt ist der Punkt gekommen, an dem ich darüber nachdenke. Das geht nicht von heute auf morgen. Das dauert vielleicht ein oder zwei Wochen. Wer weiß, was dann überhaupt hier los ist in Sachen Coronavirus.

    Zum Abschluss: Die DEL2 wird sich in der neuen Saison klar verändern. Es dürfen weniger Ü24-Spieler eingesetzt werden und zwei ganz junge Spieler müssen einen Fördervertrag erhalten. Was bedeutet das für den Sport?

    Das wird sich zeigen. Ich bin ein Freund davon, junge Spieler zu fördern. Deshalb nervt es mich auch, dass wir in der Liga inzwischen etwa 70 eingedeutschte Akteure haben. Man muss es aber nehmen, wie es ist. Ich hoffe, dass vor allem die ganz jungen Spieler nicht nur als Alibi auf dem Spielberichtsbogen stehen und pro Match drei Wechsel erhalten. Andererseits: Sind die Spieler gut genug, dann spielen sie auch. Ich sehe auch in der DEL einige 18-Jährige, die sich wegen ihrer Leistung durchgesetzt haben.

    Das Interview führte Manuel Weis.

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