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Ehrenamt:: Immer gleich im Sattel, wenn er gebraucht wird

Ehrenamt:

Immer gleich im Sattel, wenn er gebraucht wird

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    Auf das Reiterheim auf dem Gelände in Bad Wörishofen kann Rudolf Jakwerth verdientermaßen stolz sein. Er hat maßgeblich zur Erstellung diese Vorzeigeobjektes beigetragen.
    Auf das Reiterheim auf dem Gelände in Bad Wörishofen kann Rudolf Jakwerth verdientermaßen stolz sein. Er hat maßgeblich zur Erstellung diese Vorzeigeobjektes beigetragen.

    Wenn sich jemand beim Thema „Ehrenamt“ auskennt, dann ist es ganz sicher Rudolf Jakwerth, der zuletzt 17 Jahre lang die Reit-und Fahrvereinigung Bad Wörishofen als 1. Vorsitzender leitete. Darüber hinaus hat er sich jedoch auch in fast allen anderen Vereinen in Türkheim, wo er zu Hause ist, eingebracht – und das bereits, seit der inzwischen 70-jährige, gerade einmal 15 Jahre alt war.

    Verständlich, dass er sich gleich zu Beginn des Gespräches sehr dezidiert zu diesem Thema äußert: „Das Ehrenamt kann man nicht an einer Person festmachen, dazu gehört immer ein funktionierendes Team, mit dem es Spaß macht, zusammen zu arbeiten. Dankeschön darf man allerdings keines erwarten und auch Kritik muss man aushalten können, auch wenn diese meist von denen kommt, die sich selber wenig engagieren“, ist seine klare Ansage.

    „Aber mir hat es immer Freude bereitet, wenn ich etwas bewegen konnte. Außerdem ist Ehrenamt gerade heute noch mehr ein Mittel gegen Egoismus, gegen das gestiegene Anspruchsdenken und gegen die Ellenbogengesellschaft. Es fördert außerdem gerade bei jungen Menschen die Sozialkompetenz und das Lernen des Miteinanderlebens.“

    Dass Rudolf Jakwerth weiß, wovon er spricht, das zeigt seine Vita auf. Er ist Gründungsmitglied des ESV Türkheim und wirkte schon als Jugendlicher beim Bau des damaligen Eisplatzes auf dem Ludwigsberg mit. „Damals fuhren Landwirte den Kies an, der zum Aufbau nötig war“ erinnert er sich noch gut daran. 15 Jahre spielt er selbst beim ESVT Eishockey.

    Gerade einmal 15 Jahre war er alt, als er er das Trompetenspiel erlernte und dem Orchesterverein beitrat. Seit 55 Jahren ist er mittlerweile dort aktiv. „Die Musik ist eigentlich mein liebstes Hobby. Die Musiker sind nette Leute und der Umgang dort mit den jungen Menschen dort hält auch mich jung“, so seine Meinung dazu. Dass Rudolf Jakwerth sich auch dort engagiert einbrachte, versteht sich fast von selbst. Er war 1. Vorsitzender des Vereines und wirkte lange in der Vorstandschaft mit.

    „Mit Proben und Auftritten war ich vermutlich ca. 4500 mal unterwegs und ich möchte davon keinen Tag missen“, zeigt er sich von diesem Hobby angetan. Dass er immer zupackte, wenn es etwa bei Weinfesten oder anderen Aktivitäten des Vereines etwas mitzuhelfen galt, auch das ist bei dem überzeugten Ehrenamtler keine Frage.

    Rudolf Jakwerths größtes Engagement allerdings galt und gilt dem Reitverein in Bad Wörishofen. Seit 1970 ist er dort aktiv, ritt auch selbst erfolgreich über die Hindernisse und stand ihm 17 Jahre als 1. Vorsitzender vor. Erst kürzlich hat er dieses Amt zwar an seine Tochter Silke weitergegeben, bleibt dem Verein aber als technischer Leiter erhalten.

    Dass sich in seiner Amtszeit enorm viel bewegt hat, darauf kann Jakwerth durchaus auch ein wenig stolz sein.

    Mit dem Bau des Reiterheimes hat sich der Verein mit Hilfe seines großen Gönners und früheren Vorsitzenden Max Jörg Vorwerk ein sehenswertes Domizil geschaffen. Der Verein hat sich mit ca. 150 000 Euro und viel Eigenleistung dazu selbst enorm mit eingebracht.

    Auch wenn es nach Unstimmigkeiten mit der Erbin Marie Luise Vorwerk dazu kam, dass das Heim dem Verein nicht mehr gehört, wie es Max Jörg Vorwerk ursprünglich wollte, kann der Reitverein dieses fast uneingeschränkt nutzen.

    Die Stadt hat das Grundstück gekauft, wurde damit auch zum Besitzer des Reiterheimes und verpachtete es langfristig an den Verein. Dass man sich als Vorstand manchmal auch auf dünnes Eis begeben kann, auch davon weiß Jakwerth zu berichten: „Einmal wäre es für mich beinahe zu einer Vorstrafe gekommen, weil wir angeblich Eternitplatten nicht schnell genug entsorgt hätten und wir angezeigt wurden.“

    Auch die Auseinandersetzung um das Reiterheim habe Verein und Vorstand an die Grenzen der Belastbarkeit gebracht, so seine Einschätzung. Dennoch ist dieses nun ein Vorzeigeprojekt, das auch von anderen Interessenten für Feiern genutzt werden kann.

    Neben dem Bau der Reiterheimes richtete der Verein während Jakwerths Amtszeit aber auch die weithin wirkenden Turniere und Breitensportfestivals mit bis zu 2000 Startern und viele andere Veranstaltungen aus. „Das war schon oft eine große Herausforderung an Logistik und war nur möglich, weil ich ein gutes Team um mich herum hatte.“ Sich selbst möchte er dabei gar nicht in den Vordergrund gestellt wissen.

    Obwohl dieses Engagement dem Wörishofer Reitverein zugute kam, ist Jakwerth als gebürtiger Türkheimer dem Heimatmarkt eng verbunden geblieben. So ist er Mitglied im Klausenverein, im SV Salamander, wirkt aktiv in der Skigruppe mit, singt im Rentnerchor und hat seit drei Jahren die Liebe zum Golfsport und dessen Club auf dem Ludwigsberg entdeckt. Dafür möchte er künftig mehr Zeit haben.

    Dass sein vielfältiger Einsatz für die Allgemeinheit auch Unruhe in die Familie gebracht hat und von dort viel Verständnis aufgebracht werden musste, auch das verschweigt Rudolf Jakwerth nicht. Daneben musste ja auch noch die eigene Agrar-Firma Delawal, die schon 1985 gegründet wurde, aufgebaut und erfolgreich geführt werden.

    Außerdem gibt es dazu noch die eigene Reitanlage. Wenn diese aber demnächst Tochter Silke übernimmt und die Firma an den Neffen Sebastian abgegeben wird, dann könnte vielleicht doch mehr Zeit für das Golfen übrig bleiben. Und auch der Wunsch, mit dem Wohnmobil Ecken in Deutschland kennenzulernen, an denen er noch nicht war, sollte in Erfüllung gehen.

    Ohne einen Rat an alle entlässt der so vielfältig Aktive den Reporter jedoch nicht: „Ich kann, besonders auch den jungen Menschen, nur empfehlen, sich für das Gemeinwohl in den Vereinen zu engagieren. Sie haben auch für sich selbst durch die Erlangung von Sozialkompetenz etwas davon– und was wäre unsere Gesellschaft ohne funktionierendes Vereinswesen auf vielen Ebenen?“

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