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Egelhofen: Gefiederter Jäger: Ein Besuch bei Falkner Jürgen Lutzenberger

Egelhofen

Gefiederter Jäger: Ein Besuch bei Falkner Jürgen Lutzenberger

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    Schon seit er zwölf Jahre alt ist, beschäftigt sich Jürgen Lutzenberger aus Egelhofen mit Greifvögeln. In seinen Volieren hält er eigene Tiere und nimmt auch „Pensionsgäste“ auf.
    Schon seit er zwölf Jahre alt ist, beschäftigt sich Jürgen Lutzenberger aus Egelhofen mit Greifvögeln. In seinen Volieren hält er eigene Tiere und nimmt auch „Pensionsgäste“ auf. Foto: Ulla Gutmann

    Seine Liebe zu Vögeln entdeckte Jürgen Lutzenberger schon mit zwölf Jahren, beeinflusst von seinem älteren Bruder Peter, der bereits als Kind Ziervögel und Fasane hielt. Heute ist Lutzenberger, der in Egelhofen lebt, stellvertretender Landesvorsitzender der Falkner Bayerns. Über seinen Bruder lernte der Zwölfjährige Herbert Schmidt kennen, ebenfalls Falkner, der früher in Bad Wörishofen einen der weltweit größten Tierbestände an Tag- und Nachtgreifvögeln beherbergte, darunter auch seltene Adlerarten. Zeitweise waren es bis zu 350 Vögel. Hinzu kam außerdem eine Auffangstation, in der Schmidt verletzte Wildvögel behandelte – für Jürgen Lutzenberger eine faszinierende Welt.

    Falkner Lutzenberger aus Egelhofen: So fing alles an

    In den Schulferien radelte er in jeder freien Minute nach Bad Wörishofen, half Herbert Schmidt beim Versorgen der Tiere und lernte von ihm alles Wichtige über Greifvögel. Mit 21 Jahren legte er die Falknerprüfung ab und seit 2005 ist er offizieller Beauftragter für die Falknerjagd auf Rabenkrähen im Landkreis. Sein Wanderfalke Viki und er sind bei der sogenannten Beizjagd, die Nomaden- und Jägervölker der Steppengebiete wohl schon vor rund 4000 Jahren ausübten, ein eingespieltes Team. Auf Viki ist Jürgen Lutzenberger sehr stolz: „Sie ist eine erfahrene und sehr erfolgreiche Jägerin, die fast bei jedem Jagdausflug Erfolg hat. Bisher hat sie schon über 600 Krähen erbeutet, allein in der letzten Saison waren es über 100 Krähen!“

    Lutzenberger, der am Rande von Egelhofen aufgewachsen ist, und dort auch heute wieder wohnt, besitzt mehrere Volieren, mit eigenen Greifvögeln und „Pensionsgästen“. Die Haltung von Greifvögeln in Volieren ist streng reglementiert. Beim „Orden Deutscher Falkoniere“ änderte sich in den 70er Jahren vieles zugunsten des Naturschutzes, sodass auch die Nachzucht bedrohter Vogelarten, die anschließende Auswilderung und die Pflege verletzter Wildtiere in der Satzung verankert sind. Alle für die Jagd mit Greifvögeln eingesetzten Tiere, stammen aus Züchtungen. Die Vögel werden ab einem Alter von 55 Tagen für die Jagd ausgebildet. Dann sind sie ausgewachsen und müssten sich auch in freier Wildbahn selbst ihr Futter suchen.

    Die gefiederten Jäger tragen Kappen, die handwerklich aufwendig gefertigt werden und von denen Lutzenberger eine schöne Sammlung besitzt. Bei ihm in Egelhofen sind momentan zwei junge, männliche Wanderfalken in der Ausbildung. Um ihnen das Jagen beizubringen, schwingt er ein sogenanntes Federspiel durch die Luft. Es ähnelt einer Angel, an der schwarze Federn und Fleischstückchen als Beuteattrappe befestigt sind. Das ist Hochleistungstraining“, sagt Lutzenberger.

    Mit der schwarzfedrigen „Beute“ konditioniert der Falkner die Vögel auf Krähen. Denn Greifvögel können nicht wie Hunde abgerichtet werden. Die Bindung zwischen Mensch und Vogel basiert nur auf Erfolgserlebnissen – am Ende der Jagd gibt es Futter. Der Greifvogel muss also für die Jagd nicht nur fit und kräftig sein, sondern gleichzeitig auch hungrig, sonst würde er nicht jagen.

    Falken sind mit Sendern versehen

    In der modernen Falknerei sind die Tiere außerdem mit Sendern versehen, sodass sie bei Jagdflügen immer mithilfe der Telemetrieanlage geortet werden können. Früher trugen die Jagdvögel Glöckchen, damit der Falkner am Gebimmel hören konnte, wo sich sein Vogel gerade befand. Heutzutage sind die Glöckchen nur noch Zierde, beispielsweise bei Jagdausstellungen, Umzügen oder historischen Festen wie dem Mindelheimer Frundsbergfest, an dem Lutzenberger immer mit einem seiner Falken teilnimmt.

    Lutzenberger sammelt auch Eier von Greifvögeln und Federn, besonders von seltenen Adlern, wie Weißkopfseeadler oder Steinadler. Seine Sammlung zeigt er in Kindergärten und Schulen, denn die Aufklärung und Weitergabe von Informationen über Greifvögel, deren Lebensraum immer weiter schwindet und die durch die Eingriffe des Menschen in das ökologische System immer mehr gefährdet sind, gehört ebenfalls zu Lutzenbergers Aufgaben als Falkner.

    Bilder von Jürgen Lutzenberger und seinen Vögeln finden Sie hier:

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