Ganz genau wollte der zweifache Träger des Theodor-Wolff-Preises, einem der renommiertesten Journalistenpreise Deutschlands, von Bürgermeister Dr. Stephan Winter wissen, wie die Mindelheimer eingebunden worden waren. "Diese Form der aktiven Bürgerbeteiligung ist wirklich ein hochattraktives Modell. Wenn ich noch bei der Frankfurter Allgemeinen arbeiten würde, würde ich es gerne beschreiben", sagte er anschließend. Feldmeyer glaubt, dass in Stuttgart mit dem "Mindelheimer-Modell" vieles hätte anders laufen können.
Die Ursache für den dort aufgebrochenen Konflikt sieht er in der Distanz zwischen Gewählten und Wählenden, die allgemein unglaublich zugenommen habe. Der politische Zirkel sei fast vergleichbar mit früheren Hofgesellschaften, die sich schon durch ihre Sprache von den Bürgern abgrenzten. "Welcher Bürger weiß denn, was ein Planfeststellungsverfahren ist?", fragte er.
Bereits am Vorabend hatte er auf Einladung der CSU Memmingen und der Jungen Union die Politik vor allem auch der Unionsparteien kritisch beleuchtet. In seinem Vortrag wünschte sich der konservative Journalist redliche Politiker, die den Bürgern keine unhaltbaren Versprechen machen, sondern für ihre Überzeugungen eintreten. Voraussetzung dafür sei freilich, dass Politiker überhaupt eigene Standpunkte haben. Aber selbst das vermisst Feldmeyer bei den heutigen Volksvertretern. Die meisten würden mit Blick auf die nächsten Wahlen lediglich taktieren und nach Kalkül handeln.
In Mindelheim stand jedoch nicht die Politik, sondern die Erinnerung an eine behütete und trotz des Krieges glückliche Kindheit im Vordergrund. Feldmeyer wurde hier 1938 geboren, acht Jahre später zog die Familie zurück nach Bad Kreuznach. Trotzdem hat er "sehr lebhafte und schöne Erinnerungen" an seine Geburtsstadt, die er zuletzt im Mai dieses Jahres besucht hat. Bindfäden habe es an diesem Tag geregnet, was seinen Plan, an die Orte seiner Kindheit zurückzukehren, doch stark eingeschränkt habe. Einen Besuch der Mindelburg und einen kurzen Spaziergang durch die Bahnhofstraße hat er sich aber nicht nehmen lassen und dabei festgestellt, dass er vieles wiedererkennt. "Das alte Postgebäude ist zum Beispiel immer noch so, wie es früher war, mit diesen breiten Fensterläden." Orientierungsschwierigkeiten habe er jedenfalls keine gehabt. "Ich fühle mich vertraut." Ähnliches dürfte auch für die Druckmaschinen gelten, die er gestern zum Abschluss seines Besuch in der Museumsabteilung von Hans Högel, dem Heimatverleger der Mindelheimer Zeitung, besichtigte. Zum einen natürlich, weil mit solchen Maschinen zahlreiche seiner Artikel gedruckt wurden. Und zum anderen, weil über die Walzen der nun musealen Stücke schon die Texte seines Vaters gelaufen sind. Er war Hauptschriftleiter bei den "Mindelheimer Neuesten Nachrichten", dem Vorgängerblatt der Mindelheimer Zeitung. (baus, vog)