„Grundsätzlich sind die Hausärzte darauf vorbereitet“, sagt Dr. Heinz Leuchtgens, ärztlicher Leiter des Bad Wörishofer Impfzentrums und stellvertretender Vorsitzender des Ärztlichen Kreisverbands Memmingen-Mindelheim. Impfen gehöre ja zum Tagesgeschäft der Allgemeinärzte. Doch Leuchtgens sieht dennoch Probleme, die auf seine Kollegen zukommen könnten.
Hausärzte sollen in die Nationale Impfstrategie einbezogen werden. So haben es Bund und Länder beim jüngsten Corona-Gipfel beschlossen. Ab etwa Ende März, spätestens Anfang April soll somit flächendeckend und schneller gegen das Coronavirus geimpft werden können. Welche möglichen Hürden könnte es geben?
Organisatorisches könnte für die Hausärzte zum Problem werden
Das Formale und Logistische könne zum Problem werden, sagt Leuchtgens. Noch sei nicht abschließend geklärt, ob die Ärzte die Impfstoffe vorher in den Impfzentren abholen, oder die Impfzentren die Ärzte beliefern sollen. Oder – so die dritte Variante, die noch geprüft wird – ob Apotheken in diesen Ablauf mit einbezogen werden sollen. Egal, welche Variante es am Ende sein wird: „Wir müssen es für die Hausärzte so leicht wie möglich machen“, wenn alles reibungslos ablaufen solle, so Leuchtgens.
Eine zweite kritische Hürde könnte die Dokumentation der Impfungen werden. Es brauche bestimmte Software, um alle Daten richtig zu erfassen. Die Impfzentren seien damit ausgestattet, die Hausärzte nicht unbedingt. „Es kann nicht sein, dass die Kollegen für die Impfung fünf Minuten brauchen und für die Dokumentation 20 Minuten“, findet Leuchtgens. Deshalb brauche es auch hierfür eine gute Lösung.
Impfkampagne: Im Unterallgäu will man möglichst breit aufgestellt sein
Die Aufbewahrung der Impfstoffe werde aktuell ebenfalls noch geplant. Da manche Impfstoffe nur bei Temperaturen im höheren zweistelligen Minusbereich gelagert werden können, können diese nicht ohne Weiteres in den Arztpraxen aufbewahrt werden. Andere Vakzine können hingegen über längere Zeiträume im Kühlschrank gelagert werden, wie etwa jener von AstraZeneca. Momentan werde auch auf die Zulassung des amerikanischen Johnson-&-Johnson-Impfstoffs gewartet, erklärt Leuchtgens. Dieser lasse sich ebenfalls einfach im Kühlschrank aufbewahren und habe den Vorteil, dass Menschen nur einmal geimpft werden müssten. Es gebe derzeit aber praktisch täglich neue Planungen für das Einbeziehen der Hausärzte, weshalb die Lage sich schnell verändern könne.
Im Unterallgäu laufen überdies auch weitere Aktionen, um das Impfangebot möglichst breit aufzustellen. Das Landratsamt Unterallgäu teilte unserer Redaktion auf Anfrage mit, dass die Gruppe der ersten Prioritätsstufe noch nicht vollständig geimpft worden sei. Die Hoffnung sei, dass bald mehr Impfstoff bereitstehe und so schneller mehr Menschen geimpft werden könnten. Erste einzelne Unterallgäuer Hausärzte würden diese Woche mit Corona-Impfungen anfangen. Sie sollen zunächst immobile Menschen impfen, die nicht ins Impfzentrum kommen können. Impfungen in den Arztpraxen seien noch nicht möglich, so das Landratsamt.
Kapazität des Impfzentrums könne nach oben geschraubt werden
Auch der Impfbus soll die Frequenz im Unterallgäu erhöhen. Im Impfzentrum selbst, sagt Heinz Leuchtgens, sei die Kapazität jedoch auch nicht zu hundert Prozent erschöpft. Sie könne noch ohne Probleme nach oben geschraubt werden.
Die Impfquote im Landkreis Unterallgäu bei den über 80-Jährigen lag Anfang des Monats bei nur knapp 55 Prozent. Grund dafür seien jedoch nicht nur die langsamen Lieferungen des Impfstoffes. Bayernweit hätten sich viele über 80-Jährige noch gar nicht zum Impfen angemeldet, sagt Leuchtgens. Warum das so ist, sei nicht ganz klar. Unter anderem hätten viele ältere Menschen offenbar Probleme mit der Terminvereinbarung über das Internet.
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