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Bildung: Der Krieg lässt niemanden kalt

Bildung

Der Krieg lässt niemanden kalt

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    Spendenübergabe an Till Mayer (Mitte): Schülersprecherin Angelika Klement (von links) mit Außenstellenleiter Gerhard Weiß, Lehrerin Marianne Heim und Berufsschulleiter Reinhard Vetter.
    Spendenübergabe an Till Mayer (Mitte): Schülersprecherin Angelika Klement (von links) mit Außenstellenleiter Gerhard Weiß, Lehrerin Marianne Heim und Berufsschulleiter Reinhard Vetter. Foto: Maria Schmid

    Bad Wörishofen Sie haben einen Namen, doch die Welt kennt sie nicht. Sie sind Menschen, die leise leiden und sterben, „abseits der Schlachtfelder“. Till Mayer, Fotograf und Journalist aus Bamberg, gibt diesen Menschen seit 15 Jahren ein Gesicht. Die Kriegsopfer sollen wahrgenommen werden. In der Berufsschule von

    Da ist Mohamed Barkadle aus Äthiopien, der sagt: „Was kann es für einen Vater Schlimmeres geben, als sein eigenes Kind sterben zu sehen?“ Es sind die Dürren, die viele Menschenleben fordern, vor allem unzählige Kinder dahinraffen. Mau Sauy aus Kambodscha sagte Mayer: „Ich wünsche mir, dass ich einen guten Mann finde, der mich heiratet, auch wenn ich kein rechts Bein mehr habe.“ Drei Jahrzehnte Krieg haben ein tödliches Erbe hinterlassen: vier bis sechs Millionen Landminen. 35000 Menschen haben dadurch Gliedmaßen verloren. Im Bürgerkrieg von Sierra Leone waren es keine Minen, sondern Diamanten, die zum Fluch für die Bevölkerung wurden. Für diese „Blutdiamanten“ wurden selbst Kinder als Kämpfer missbraucht. Gezielte und grausame Amputationen wurden mutwillig herbeigeführt. Es blieben 20000 verstümmelte Frauen, Männer und Kinder zurück. Oder der einstige Kriegsschauplatz Vietnam: Rund 150000 Kinder wurden und werden mit genetischen Defekten geboren, ausgelöst durch die eingesetzten Entlaubungsmittel (Agent Orange). Es sind dramatische Aussagen, die Mayer in der Schule rezitiert. Und es sind Bilder, die niemanden kalt lassen können.

    Wie er denn all diese Erlebnisse verkrafte, will ein Schüler von Till Mayer wissen. Das sei nicht ganz so einfach, bekennt der Fotograf. Der Krieg schleicht sich in sein Leben ein. Freunde hätten ihn darauf aufmerksam gemacht, dass er beim abendlichen Stadtbummel immer sehr nah an den Hauswänden gehe. Im Lokal setze er sich zeitweise instinktiv in eine Ecke, am besten eine fensterlose. In Kriegsgebieten können einen sonst schnell Scherben von zerberstenden Scheiben treffen. Doch nach einer Weile normalisiere sich sein Alltag wieder, berichtet Mayer. Außenstellenleiter Gerhard Weiß würdigte die Verdienste Mayers. „Sie geben den Opfern Gesichter und Stimmen“, sagte Weiß. „Ich weiß nicht, in wie vielen Ländern derzeit Krieg herrscht, aber es sind angesichts dieser Bilder viel zu viele.“ Oberstudienrätin Marianne Heim hatte die Verbindung zu Till Mayer hergestellt. Dieser erhielt für die „Agent-Orange-Opfer“ eine Spende in Höhe von 700 Euro.

    Nachlese Das Buch „Abseits der Schlachtfelder“ von Till Mayer ist im Erich Weiss Verlag Bamberg, ISBN 978-3-940821-07-2, erschienen.

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