Wie kommt das Labyrinth ins Maisfeld?
Findige Landwirte haben mehr als drei Kilometer Irrwege in einem Feld angelegt und damit eine kleine Attraktion geschaffen – mit einer ausgeklügelten Technik.
Unweit von Bad Wörishofen wächst ein Dschungel der besonderen Art: das Allgäu Labyrinth. Kein Wunder also, dass dort auch viele Familien aus Wörishofen auf Entdeckungstour gehen. Doch wie kommt das Labyrinth ins Maisfeld – noch dazu mit 3,5 Kilometern Irrwegen? Die Landwirte, die sich das Projekt ausgedacht haben, lüften das Geheimnis.
Auf mehr als fünf Hektar Fläche kann man bei Baisweil, unweit von Bad Wörishofen, durch das grüne Dickicht pflügen. Das Werk am Ortsrand ist aber nicht nur vom Boden aus ein Erlebnis: Aus der Luft gesehen zeigen sich Motive wie eine Kuh und Kleeblätter. Auch der Schriftzug Baisweil ziert das Feld – eine besondere Werbung für die kleine Gemeinde
Schon Monate vor der Eröffnung hat sich ein Team aus der großen Familie Schmid in Baisweil Gedanken über das Feld gemacht, das sie „Allgäu Labyrinth“ nennen. Jessi und Stefan, Simon, Julian, Robert, Markus, Andreas, Fine, Eve, Heike, Wolfi und Jonas – jede und jeder mit eigenen Aufgaben: von der Planung über die Saat bis zur Koordination. „Wir wollten den Menschen eine Freude machen“, sagt Simon (25).
Und wie kommen die Irrwege in das Maisfeld? Die Schmids haben nicht einfach mit schwerem Gerät oder der Hand eine Schneise zwischen die Pflanzen geschlagen, wie manche Besucherinnen oder Besucher durchaus vermuten. Stattdessen haben sie den Mais im Frühjahr gleich so ausgesät, dass die Wege nun ohne die lästigen Stoppeln an den Füßen begehbar sind.
Zum Einsatz kam Satellitentechnik - so wurde aus einem Feld ein Labyrinth
Dafür kam Satellitentechnik zum Einsatz, in der Landwirtschaft unter dem Begriff Smart Farming längst üblich: Die Zeichnungen für die Wege und Motive, darunter auch ein Wurm, ein Apfelbaum und zwei Hasen, wurden georeferenziert, in eine spezielle Datei umgewandelt und in das Terminal des Traktors eingespeist. „Dank der Einzelkorn-Aussaat entstanden präzise Bilder im Feld“, sagt Stefan (37). Da sei vielleicht eine Handvoll Körner nicht dort gelandet, wo sie hin sollten. Ausgesät wurde nicht in Reihen, wie üblich, sondern gerade, schräg und diagonal, damit der Bewuchs für das Labyrinth dichter wird. Die Motive entstanden erst mit den Wochen, in denen der Mais heranwuchs.
„Das ganze Dorf steht hinter dem Projekt“, sagt Simon. Man habe die Aktion aber erst nicht an die große Glocke gehängt. Zumal es für die Familie und die Gemeinde eine Premiere ist. Als die Maisstangen eine Höhe von dreieinhalb Metern erreichten, ging es los. Im Labyrinth gibt es Wege für alle Altersklassen, Rätsel zu lösen und Gewinnspiele, bei denen Preise von Sponsoren aus der Region winken. „Niemand muss Angst haben, sich wirklich zu verirren“, sagt Simon. Die Wege führten letztlich immer zum Ziel, zu Beginn gebe es außerdem einen Plan zum Mitnehmen. Der Eintrittspreis kann auf Vertrauensbasis am Eingang bezahlt werden. „Das ist eher als Spende zu sehen“, sagt Stefan.
„Letztlich ist das auch Werbung für die Landwirtschaft, für unsere Gemeinde und für die Gastronomie, die von unseren Besuchern ja auch profitieren soll“, sagt Stefan. Ein bisschen eigener Ehrgeiz, das verhehlt er nicht, sei freilich auch dabei gewesen. (mit m.he)
Die Diskussion ist geschlossen.