Irsingen Zwischen ihm und dem großen Ärgernis liegen ein paar hundert Meter und mindestens sechs Jahre. Bis zum Jahr 2017 will die Bahn die Strecke München – Lindau elektrifizieren. Dann, so fürchtet Herbert Riedmiller, könnten auch nachts Züge an seinem Wohnort
Zwischen München und Lindau ist bislang nur das Teilstück zwischen der Landeshauptstadt und Geltendorf mit Hochspannungsleitungen ausgerüstet. Das soll sich nun aber ändern. Nach derzeitigem Stand will die Bahn 2014 mit den Bauarbeiten beginnen und die Strecke 2017 in Betrieb nehmen. Zwischen Buchloe und Hergatz sollen dann Geschwindigkeiten von bis zu 160 Kilometern in der Stunde möglich sein.
Der Streckenausbau soll um die 210 Millionen Euro kosten. Die Schweiz streckt davon 50 Millionen Euro vor. Sie erhofft sich von dem Ausbau, Zürich touristisch besser anbinden zu können. Nach abgeschlossener Elektrifizierung soll die Fahrzeit von München nach
Bei Gesprächen mit Bürgermeistern der betroffenen Kommunen versicherte Bayerns Bahn-Bevollmächtigter Klaus-Dieter Josel zwar bislang stets, dass nicht mit einem zunehmenden Güterverkehr zu rechnen sei. Das Bundesverkehrsministerium geht jedoch von einem deutlichen Wachstum aus.
Riedmiller befürchtet, dass nach der Fertigstellung des Gotthardtunnels ein Großteil des Güterverkehrs zwischen Nordsee und Mittelmeer an Irsingen vorbeirollen wird. Er beruft sich dabei auf eine von der IHK Schwaben in Auftrag gegebenen Studie, die einen Güterverkehr von bis zu 45 Zügen am Tag prognostiziert. Da die Strecke tagsüber zwischen München und Geltendorf durch den S-Bahn-Verkehr so gut wie ausgelastet ist, schlussfolgert Riedmiller, dass die Güterzüge nur nachts verkehren können. „Das heißt, zwischen 22 und 6 Uhr fährt fast alle zehn Minuten ein Zug vorbei.“
Riedmiller hat sich zu einer Zeit in Irsingen niedergelassen, als am Tag ein- bis zweimal ein Zug den Ort passierte. Er könne nicht nachvollziehen, sagt er, warum die Bahn die Züge nicht über Memmingen und Kempten durch den Oberstaufener Tunnel führe. Die Strecke sei zweigleisig ausgebaut. Dort müssten die Züge nicht wie bei Irsingen auf Begegnungsabschnitten Halt machen, um dann wieder geräuschvoll anzufahren.
Von den Bürgermeistern der Streckenanrainer fordert Riedmiller, dass sie bei der Bahn Informationen über die Pläne einholen. Zwar hat die Bahn vor einigen Wochen mehrere Bürgermeister zu einer Gesprächsrunde eingeladen. Doch die Information an die Bevölkerung sei gleich null. „Keine Ahnung, was in der Planung genau drin ist.“ Gesetzlicher Lärmschutz allein reiche jedenfalls nicht, sagt Riedmüller. „Wir haben hier schon die Autobahn.“