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Bad Wörishofen: Wie sich Bad Wörishofen mit Notgeld behalf

Bad Wörishofen

Wie sich Bad Wörishofen mit Notgeld behalf

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    Einer der Notgeld-Scheine, die Bad Wörishofen vor 100 Jahren herausgab. Er erinnert an das Kneippjubiläum 1921.
    Einer der Notgeld-Scheine, die Bad Wörishofen vor 100 Jahren herausgab. Er erinnert an das Kneippjubiläum 1921. Foto: Ludwig Schuster

    Geld war in den meisten Kommunen immer schon knapp. Doch es gab eine Zeit, da war die Lage prekär, auch in Bad Wörishofen. Vor 100 Jahren war das – und die Kosten für die Feierlichkeiten zum 100. Geburtstag Kneipps hatten durchaus mit der ungewöhnlichen Idee zu tun – Bad Wörishofen gab kurzerhand eine eigene „Währung“ heraus.

    Mit der Ausgabe des gemeindlichen Notgeldes, einem Geldersatz, erschloss sich Bad Wörishofen im Jahr 1921 eine zusätzliche Einnahmequelle. Der Gemeinderat hatte die Ausgabe in kleinen Papierscheinen beschlossen.

    Bad Wörishofens damaliger Bürgermeister Ignaz Trautwein teilte den Beschluss für das Notgeld dem Bezirksamt in Mindelheim mit. In einem Schreiben verwies der Bürgermeister auf mehrere bayerische Städte und Orte, die sich ebenfalls damit eine Einnahmequelle verschafften. Bad Wörishofen wollte in diesem Jahr den 100. Geburtstag des großen Wohltäters Pfarrer Sebastian Kneipp gebührend feiern. Dazu gab es bereits eine Ausgabenaufstellung von 40.000 Mark. Um diesen Ausgaben auch entsprechende Einnahmen zu verschaffen, wurden die Wörishofer kreativ – um auch die Gäste der Kurstadt zur Bestreitung der Auslagen in möglichst unauffälliger, aber zugkräftiger Weise heranzuziehen.

    Es gab damals sogar eine eigene Zeitung, den „Notgeld-Markt“

    Das Sammeln des Notgeldes zog damals immer größere Kreise in der Bevölkerung. Sogar eine Zeitung erschien dazu, „Der Notgeld-Markt“ in Eisenberg in Thüringen. In Bad Wörishofen versprach man sich einen großen Nutzen. Schließlich wandte sich auch Sanitätsrat Adolf Scholz vom Stamm-Kneipp-Verein an die „wohllöbliche Gemeindeverwaltung“ und sprach in seinem Schreiben die Bitte aus, doch darauf bedacht zu sein, dass das Bildnis des Prälaten Kneipp auf dem zu erstellenden Notgeld nicht fehlt.

    Diesem Wunsch wurde ganz offensichtlich auch entsprochen. So ziert den 25- und 75 Pfennig-Schein das Porträt von Pfarrer Kneipp; auf der Rückseite sind die beiden Kirchtürme, beziehungsweise das Kinderasyl abgebildet, die spätere Kneippsche Kinderheilstätte. Den 50 Pfennig-Schein ziert eine Gießkanne und auf der Rückseite das Casino, aus dem später das Kurtheater im Kurhaus hervorging.

    „Blitzguss auf‘s Maul“: Mit sinnigen Sprüchen wurden die Geldscheine garniert

    Sinnige Sprüche wurden auf beiden Seiten abgedruckt, diese lauten: „Sei mäßig, fröhlich und wasche dich kalt, Dann wirst du alt!“ Oder: „Die halbe Welt lebt heut’ verkehrt Gesundheit ist der beste Wert!“ Ebenfalls zu haben: „In herber Zeit und Kriegesnot Ward köstlich das Wasser und golden das Brot.“ Wer es deftiger mag, kam ebenfalls auf seine Kosten: „Blitzguss auf’s Maul allen Schwätzern und Laffen Dann hätt’ Pfarrer Kneipp heute gar viel zu schaffen.“

    Die Klischees für das Notgeld wurden von der Kunstanstalt Kaufbeuren angefertigt. Dieser Betrieb wurde später vom Hans Holzmann-Verlag übernommen und siedelte nach Bad Wörishofen um, wo Holzmann Medien, wie das Unternehmen heute heißt, seinen Sitz hat.

    Unumstritten war die Ausgabe des Notgeldes damals nicht. So flatterte dem Rathaus von Bad Wörishofen im Jahre 1923 ein Dekret des bayerischen Innenministeriums ins Haus. Das Notgeld müsse umgehend eingezogen werden. Die Gemeinde Bad Wörishofen erklärte sich zum 1. Januar 1924 hierzu bereit. Früher sei dies unmöglich, weil man noch eine außerordentliche Nutzholzfällung vornehmen müssen, teilte die Stadt dem Bezirksamt in Mindelheim mit. In diesem Schreiben vom 16. Oktober 1923 wird auch nochmals aufgeführt, warum die Gemeinde zur Ausgabe es Notgeldes gezwungen war. „Der plötzlich aufgetretene große Geldbedarf für die Beamtenschaft, Sozial- und Kleinrentner sowie Arbeitslöhne für die im Bau begriffene Wasserversorgung“ wurden als Gründe genannt. Gedeckt würden diese Ausgaben mit dem Verkauf des Holzes aus dem Gemeindewald, das gefällt wurde.

    An Notgeld und Gutscheinen wurden im Land damals übrigens 250 Milliarden ausgegeben.

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