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Bad Wörishofen: Wie schützt man in Bad Wörishofen das Klima richtig?

Bad Wörishofen

Wie schützt man in Bad Wörishofen das Klima richtig?

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    Wer über Klimaschutz spricht, hat dabei zumeist auch die Verbrauchswerte von Gebäuden oder deren energetische Sanierung im Sinn. Was dies betrifft, tue man in Bad Wörishofen zu wenig, kritisieren die Grünen.
    Wer über Klimaschutz spricht, hat dabei zumeist auch die Verbrauchswerte von Gebäuden oder deren energetische Sanierung im Sinn. Was dies betrifft, tue man in Bad Wörishofen zu wenig, kritisieren die Grünen. Foto: Julian Leitenstorfer

    Tut die Stadt Bad Wörishofen genug für den Klimaschutz? „Man darf sich natürlich loben als Stadt Bad Wörishofen, aber man sollte sich dabei nicht in die Tasche schwindeln“, sagt dazu Zweiter Bürgermeister Daniel Pflügl (Grüne). Von „Selbstbeweihräucherung“ sprach Konrad Hölzle von der CSU-Fraktion. Vorausgegangen war eine ausführliche Darstellung des bereits Erreichten im Stadtrat. „Wir sind auf einem guten Weg, ja“, so Pflügl. „Aber den muss man auch gehen.“ Man habe in Bad Wörishofen „Einiges nicht zu Ende gebracht“, gab er zu bedenken. Anders bewertet die Lage Ilse Erhard von der CSU. „Wir haben schon viel geschafft, wir brauchen uns da nicht zu verstecken, Kollege Pflügl“, sagte Erhard im Stadtrat, der sich auf Antrag der Grünen mit der Thematik befasste. Eine durchaus kontroverse Debatte war die Folge.

    Dass es dabei eine Art Grundsatzvortrag der Verwaltung geben wird, überraschte die Grünen aber offenbar. Fraktionssprecherin Doris Hofer zeigte sich irritiert. „Ich hätte es schöner gefunden, wenn ich das vorher wenigstens gewusst hätte“, sagte sie in der Sitzung, wo die Grünen ihre Anträge für die Schaffung eines Umweltbeirats und der Stelle eines Klimaschutzmanagers vorstellten. Der Rat genehmigte, wie bereits berichtet, beide Vorhaben.

    Stadtwerke-Chef Peter Humboldt hatte die Aufgabe, die Zusammenschau der Verwaltung vorzustellen. „Wir nehmen das auf“, sagte er zur geäußerten Kritik. „Wir wollten die Dinge nicht schönreden, sondern zeigen: wo stehen wir“, erläuterte er. Man müsse ja sehen, wo man steht, wenn man sich weiterentwickeln will, sagte auch Bürgermeister Stefan Welzel (CSU). Er dankte den Grünen für die Platzierung des Themas. Peter Humboldt berichtete, beim Energieverbrauch in öffentlichen Gebäuden sei Bad Wörishofen auf einem „ganz guten Weg“. Er nannte dabei auch die Umrüstung der Straßenbeleuchtung auf LEDs, welche heuer fortgesetzt werde. 2020 gab es da eine Zwangspause, weil die Stadt in der Corona-Krise nicht mit den bestellten Lampen beliefert wurde. 221 Straßenlampen stehen deshalb erst heuer zur Umrüstung an.

    Hier sieht man bei der Stadt Bad Wörishofen Anknüpfungspunkte für einen Umweltbeirat und einen Klimaschutzmanager

    Anknüpfungspunkte für Klimaschutzmanager und Umweltbeirat sieht Humboldt zum Beispiel beim Thema Fotovoltaik. Der Ausbau in Bad Wörishofen gehe seit 2012 eher schleppend voran, das liege auch an den mittlerweile geringeren Vergütungen für den erzeugten Strom. „Aber immerhin sind in Bad Wörishofen 16 Megawatt installiert“, rechnete er vor.

    Bleiben soll vorerst die Erdgastankstelle an der OMV-Tankstelle Türkheimer Straße. „Wir wollen sie aktuell erhalten, glauben aber, dass der Ausbau hin zu Elektromobilität geht“, sagte Humboldt. Das Angebot im Markt für Erdgas-Fahrzeuge sei überschaubar. Die Stadtwerke haben einen Elektro-Bus im Betrieb, der die Vorteile von 100 Elektroautos bringe, so Humboldt. „Nicht viele haben das und er läuft echt gut“, berichtete der Stadtwerke-Chef.

    Dass die Bürger dagegen noch wenig auf Elektromobilität setzen, zeigt eine andere Zahl. Im Oktober 2020 seien es im Bereich Bad Wörishofen lediglich 45 Zulassungen bei insgesamt über 14.000 gewesen, berichtete Humboldt. Hoffnungen setzt er in den Flexibus, der im April in Bad Wörishofen starten werde.

    Von Fotovoltaik-Ausbau bis zum Umgang mit den Fahrradstraßen reichen die Themen in Bad Wörishofen

    Zum Klimaschutz trage auch die Baumschutzverordnung in der Kernstadt bei. Bad Wörishofen sei die einzige Stadt im Unterallgäu, die eine solche habe. Zudem gebe es im Stadtgebiet mittlerweile zehn so genannte Blumenwiesen. Humboldt listet eine Vielzahl weiterer Maßnahmen auf, unter anderem auch die Fotovoltaikanlage auf dem Dach der Dreifachturnhalle an der Kaufbeurer Straße. Daniel Pflügl sagte dazu jedoch, es sei schade um den verschenkten Platz auf dem großen Dach, dort hätte auch eine wesentlich größere Anlage gebaut werden können. In Sachen energetischer Sanierung „tun wir so gut wie nichts“, so Pflügl weiter.

    Auch habe man zwar Fahrradstraßen, diese aber bis heute nicht durchgehend markiert. Und nur, weil man einen sogenannten Heilwald in Bad Wörishofen habe, habe man noch kein besseres Klima, gab Pflügl zu bedenken. Man müsse anpacken, wenn man etwas erreichen will.

    Zwischendurch wurde es dabei persönlich. Thomas Vögele (FW) riet Pflügl: „Auch mal mit gutem Beispiel voran gehen.“ Dieser komme zu Sitzungen immer mit dem Auto. Dass dies, direkt von seiner Arbeitsstelle in Memmingen kommend, derzeit nicht anders möglich sei, sagte Pflügl dazu. „Danke für den persönlichen Angriff“, sagte er zu Vögele.

    Dass allein der Austausch der Straßenbeleuchtung „eine Herkulesaufgabe“ sei, gab wiederum Ilse Erhard zu bedenken. Deutlich kritischer meldete sich Erhards Fraktionskollege Konrad Hölzle (CSU) zu Wort. Er sei „etwas unzufrieden mit dem Sitzungsverlauf“, sagte Hölzle und sprach von „Selbstbeweihräucherung“ in dem von Humboldt vorgetragenen Bericht. „Mir fehlt die große Klammer“, sagte Hölzle. „Wir müssen wissen, wo wir in fünf oder zehn Jahren stehen wollen.“ Die Stadt brauche große Lösungen.

    Kritik am bisherigen und geplanten Prozedere übte auch Dominic Kastner, der Fraktionsvorsitzende von Generation Fortschritt. „Wie man vorgehen und das auch kontrollieren will – da müssen wir uns an die eigene Nase packen“, sagte Kastner.

    Bürgermeister Welzel sagte, die Verwaltung arbeite im Bereich Klimaschutz am Limit. Von einem Klimaschutzmanager erhofft er sich Abhilfe. „Ich bin froh und dankbar, dass viele Dinge angesprochen und kritisch hinterfragt wurden“, sagte er zum Sitzungsverlauf.

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