Startseite
Icon Pfeil nach unten
Mindelheim
Icon Pfeil nach unten

Bad Wörishofen: Wer kann es sich noch leisten, in Bad Wörishofen zu wohnen?

Bad Wörishofen

Wer kann es sich noch leisten, in Bad Wörishofen zu wohnen?

    • |
    Bad Wörishofen ist als Wohnsitz begehrt wie selten zuvor. Das schlägt sich in den Immobilienpreisen nieder.
    Bad Wörishofen ist als Wohnsitz begehrt wie selten zuvor. Das schlägt sich in den Immobilienpreisen nieder. Foto: Markus Heinrich

    Wohnen in Bad Wörishofen wird seit Jahren immer teurer. Wer in der größten Stadt des Landkreises Unterallgäu ins Eigenheim ziehen will, muss viel Geld aufbringen können. Kritik kommt nun sogar aus der Immobilienbranche selbst. „Die Preise für Neubauwohnungen sind selbst für sehr gut verdienende Personen nicht mehr leistbar und vollkommen überzogen“, sagt Makler Wolfgang Bauer. Dafür interessieren sich Prominente und Superreiche für den Wohnsitz Bad Wörishofen, wie Makler berichten.

    Für Alexandra Wiedemann von AWI Immobilien Bad Wörishofen gehören Orte, die an der A96 liegen, klar zu den teuren Favoriten im Allgäu: Memmingen, Türkheim, Buchloe. „Man ist einfach schnell in München.“ Zu den teuersten Ecken zählt sie aber die Kneippstadt Bad Wörishofen. „Bad Wörishofen ist als Gesundheitsstadt in der ganzen Bundesrepublik bekannt“, sagt Wiedemann, die für die FDP im Stadtrat sitzt. Die ärztliche Dichte sei groß, die Infrastruktur seniorenfreundlich. „Gerade die sogenannten Best Agers wählen Bad Wörishofen deshalb als Wohnsitz für das Alter“, sagt Wiedemann. Zumindest die mit dem nötigen Kleingeld. Denn: 2800 bis 3000 Euro koste der Quadratmeter bei einer Altbauwohnung. Im Neubaubereich können es für eine Penthouse-Eigentumswohnung schon mal 5900 Euro pro Quadratmeter sein.

    Ähnlich bewertet auch Susanne Saliger von Immobilien Kuhn die Marktlage in Bad Wörishofen. Die Preise lägen momentan zwischen 2500 Euro für den Quadratmeter im Altbau und bei 6000 Euro für Neubauten, berichtet Saliger. „Die Nachfrage ist gleichbleibend hoch“, sagt die Maklerin. „Die Kunden kommen vermehrt aus dem Großraum München, viele haben in der Corona-Krise das Bedürfnis, auf dem Land zu wohnen“, hat Saliger beobachtet. „Natürlich spielen auch die günstigeren Preise auf dem Land eine große Rolle“, sagt Saliger. Bei ihr kaufen überwiegend Familien sowie „gut situierte Herrschaften“.

    So haben sich die Preise für Wohnungen in Bad Wörishofen in den vergangenen Jahren entwickelt

    Dass sich aber selbst Gutverdiener Bad Wörishofen kaum noch leisten könnten, kritisiert Wolfgang Bauer von Bauer Immobilien in Bad Wörishofen. Er nennt als Beispiel die Preise für Wohnungen. In den Jahren 2012 und 2013 habe der Quadratmeter Neubau-Wohnung in Bad Wörishofen noch 2800 Euro gekostet, ein Penthouse sei für 3200 Euro pro Quadratmeter zu haben gewesen. Bad Wörishofen ist seither stark gewachsen, mittlerweile sind nach Angaben der Stadt 17.328 Menschen hier gemeldet. 2010 hatte Bad Wörishofen noch 14.643 Einwohner.

    Aktuell würden Neubau-Wohnungen in Bad Wörishofen je nach Wohnungsgröße für 5500 Euro pro Quadratmeter angeboten. Wer im Penthouse wohnen will, müsse mit 6400 Euro pro Quadratmeter rechnen. Die Kaufpreise für Wohnungen lägen derzeit bei 440.000 bis 750.000 Euro, berichtet Bauer.

    Bauer hat auch die Altbau-Preise analysiert, für Wohnungen, die seit 1995 gebaut wurden. 3800 bis 4500 Euro würden da für den Quadratmeter mittlerweile verlangt. Diese Summen entsprächen „in keiner Weise der Realität“, kritisiert Bauer. Das gelte selbst dann, wenn die Wohnungen vor fünf bis zehn Jahren saniert wurden. „Realistisch und marktgerecht wären Quadratmeterpreise von 2800 bis 3800 Euro“, sagt Bauer.

    Dass für Neubauwohnungen aktuell zwischen 5500 und 6000 Euro für den Quadratmeter bezahlt werden müssen, berichten auch Friedrich Hergenreider und Alexander Riel, die Geschäftsführer von Yourlife Immobilien in Bad Wörishofen. Vor fünf Jahren hätten noch 3000 bis 4000 Euro ausgereicht.

    Bestandsimmobilien lägen aktuell bei genau diesen 3000 bis 4000 Euro, nach 1800 bis 2500 Euro vor fünf Jahren.

    Dass Kunden für ihren Wohnsitz in Bad Wörishofen auch noch tiefer in die Tasche greifen, weiß man bei Yourlife ebenfalls. „Die teuerste Immobilie lag bei über einer Million Euro, die wir veräußern durften“, berichten die Geschäftsführer.

    Die Millionen-Grenze ist in Bad Wörishofen mittlerweile schnell erreicht. Aktuell steht bei einem anderen Anbieter ein Anwesen mit Pool in Bad Wörishofen für 1,3 Millionen Euro zum Verkauf. Auch Luxuswohnungen im Innenstadtbereich haben in der jüngeren Vergangenheit bereits die Millionen-Grenze genommen.

    Im unteren einstelligen Millionenbereich stand vor zwei Jahren auch eine Villa in Bad Wörishofen zum Verkauf. Gebaut hatte sie ein russischer Geschäftsmann, der das Grundstück von Immobilienmaklerin Alexandra Wiedemann kaufte. Ein Interessent der Villa war ein Scheich aus Katar, der 2017 bereits die Luxus-Villa der Familie Boxler in Rammingen gekauft hatte. Er besichtigte die Villa, um sie eventuell für einen Freund zu kaufen, entschied sich dann aber doch dagegen, wie Wiedemann erzählt. Der russische Geschäftsmann behielt die Villa letztlich und vermietete sie.

    Wer die aktuellen Immobilien-Angebote durchstöbert, findet zum Beispiel ein Einfamilienhaus im Neubau mit 130 Quadratmetern Wohnfläche für rund 765.000 Euro. Das ist ein Quadratmeterpreis von etwa 5880 Euro. Eine 113-Quadratmeter-Penthouse-Wohnung im Neubau in der Innenstadt ist für 687.000 Euro im Angebot, also für rund 6079 Euro pro Quadratmeter.

    Makler Bauer fordert bezahlbares Bauland in Bad Wörishofen für Familien

    Das teuerste Pflaster im ganzen Allgäu ist Bad Wörishofen mit diesen Preisen aber noch nicht. Ralph Klamert, Makler in Immenstadt, sagt, das sei Oberstdorf. „Ich nenne es auch das Sylt der Allgäuer Berge.“ 7000 bis 8000 Euro könne der Quadratmeter dort kosten – manchmal sogar noch mehr. Günstiger geht es in Kaufbeuren. Unter 3500 Euro bekomme man dort laut Makler Daniel Merkel in Sachen Neubau aber auch nichts mehr.

    Wer in Bad Wörishofen kauft, ist zunehmend nicht nur betucht, sondern auch prominent. „Vom Politiker bis zum bekannten Musiker“ sei im Kundenstamm alles dabei, berichten zum Beispiel die Yourlife-Geschäftsführer. Stark sei die Nachfrage aus dem Großraum München: „Bei 40 Verkäufen im Jahr sind 20 Käufer nicht heimisch.“

    An dieser Stelle hakt auch Wolfgang Bauer ein. „Auch wenn es mich persönlich betrifft, finde ich die weitere massive Zunahme an Wohnungen für unseren Kurort nicht unbedingt positiv“, sagt er. Die Wohnungen würden dann zum Teil leerstehen. Das bringe Bad Wörishofen nichts.

    Auch der Zuzug von Käufern aus der Münchner Gegend „belebt nicht unbedingt den örtlichen Einzelhandel, wie aus Gesprächen deutlich wird“, berichtet der Makler. „Was dringender gebraucht würde, wären bezahlbare Grundstücke für junge Familien und auch bezahlbare Wohnungen für junge Familien“, sagt Bauer.

    Dies müsse mit „realistischen Quadratmeterpreisen“ geschehen. Bauer nennt hier „maximal 4000“ für den Quadratmeter.

    Lesen Sie auch:

    Der "Scheich von Rammingen" schottet sich ab

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden