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Bad Wörishofen: Wenn Glockengeläut nervt

Bad Wörishofen

Wenn Glockengeläut nervt

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    Die Glocken der Stadtpfarrkirche St. Justina rufen auch sonntags um 6.30 Uhr zum Angelus-Gebet auf. Mehrere Anwohner stört dies, auch wenn nicht alle sich öffentlich äußern wollten.
    Die Glocken der Stadtpfarrkirche St. Justina rufen auch sonntags um 6.30 Uhr zum Angelus-Gebet auf. Mehrere Anwohner stört dies, auch wenn nicht alle sich öffentlich äußern wollten. Foto: Simon Ledermann

    Sonntagmorgen – für viele gibt es nichts Schöneres als auszuschlafen. Doch dann, um 6.30 Uhr, ein dreiminütiges Glockengeläut von St. Justina. „Mein Schlaf ist dann vorbei“, sagt Klaus Rittmeyer, der in der Kolpingstraße wohnt. Er forderte Pater Alex und den Pfarrgemeinderat auf, die Glocken zumindest eine halbe Stunde später läuten zu lassen.

    Doch nun die ablehnende Antwort. „Nach eingehender Beratung haben wir im Pfarrgemeinderat beschlossen, das tägliche Angelus-Läuten auch sonntags um 6.30 Uhr nicht zu ändern“, so der Vorsitzende des Pfarrgemeinderates St. Justina, Horst Waibel, in einem Brief an Rittmeyer.

    „Wir erinnern uns beim Angelus-Gebet auf die Menschwerdung Christi. Ohne diese Menschwerdung wären wir nicht erlöst worden. In diesem Sinne ist das Angelus-Läuten auch am Morgen zu verstehen“, erklärt Horst Waibel das Ansinnen.

    Glockenläuten um 6.30 Uhr sei nicht mehr zeitgemäß

    Klaus Rittmayer, ein gebürtiger Wörishofer, schüttelt den Kopf. Dass Glocken zur Einladung in den Gottesdienst läuten oder die Stunden ansagen, verstehe er ja, doch von einem Angelus-Gebet, habe er noch nie gehört. „Und wer steht heute denn um 6.30 Uhr auf und betet noch das Angelus-Gebet?“, fragt er.

    „Das Läuten zum Angelus-Gebet ist in allen katholischen Gemeinden durchaus immer noch üblich“, so der Mesner von St. Michael aus Krumbach, Gerhard Heinisch, der sich intensiv mit den Glockengeläut-Bräuchen beschäftigt. Er kenne im ganzen Verbreitungsgebiet keine katholische Kirchengemeinde, die nicht mehr täglich dreimal morgens, mittags und abends zum Angelus-Gebet läute.

    Allerdings differierten die Zeiten morgens und abends. „Manche Kirchen läuten bereits um 5 Uhr morgens, andere um 7 Uhr. Auch abends ist das Angelusgebetsläuten unterschiedlich“, so Heinisch. Hier hielten sich einige Pfarrgemeinden an den Sonnenuntergang je nach Jahreszeit, der zwischen 18 und 21 Uhr liege.

    Früher gliederte das Glockenläuten den Tag

    „Für uns Buben auf dem Dorf war gerade das Abendläuten immer wichtig, da mussten wir nämlich spätestens zu Hause sein“, erinnert sich Heinisch. In einer Zeit ohne Armbanduhren sei das Angelusgeläut für Menschen, die im Freien gearbeitet haben, auch eine wichtige Zeitangabe gewesen: Arbeitsbeginn, Mittagspause und Feierabend – jeweils mit einem gemeinsamen Gebet verbunden. Heute noch strukturiere das Angelusläuten nicht nur für die Gläubigen den Tag.

    Stephan Miller, Mesner in der Pfarrkirche St. Michael in Stockheim, lässt dort die Glocken um 6 Uhr, 12 Uhr und 18 beziehungsweise in der Sommerzeit 20 Uhr läuten. „Gestört hat das in

    Auch noch nie eine Beschwerde hat es in Schlingen gegeben. Nach Angabe der Mesnerin Angela Karnagel läuten die Glocken in der Pfarrkirche St. Martin zum Angelus-Gebet um 5.30, 12 und 18.30 Uhr.

    Anwohner evangelischer Kirchen können länger ausschlafen

    Trotz „immer wieder vereinzelter Beschwerden“ hält auch die Pfarrgemeinde St. Stephan in Kirchdorf am Angelus-Läuten täglich um 6, 12 und 19.45 Uhr fest. „Wir wohnen auf dem Land und diese Tradition brechen wir nicht“, so Mesnerin Centa Schwayer bestimmt. Dieser Meinung schließt sich Hannelore Walter, Mesnerin von St. Ulrich, an. Dort laden die Glocken um 7, 12 und 20 Uhr zum Angelus-Gebet ein.

    Die evangelischen Kirchengemeinden lassen die Anwohner ihrer Kirchen übrigens laut Prädikant Manfred Gittel immer länger ausschlafen. Sie praktizieren außer dem Gottesdienstgeläut ein tägliches Läuten um 8, 12 und 19 Uhr, ohne allerdings zu einem bestimmten Gebet aufzurufen.

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