Startseite
Icon Pfeil nach unten
Mindelheim
Icon Pfeil nach unten

Bad Wörishofen: Weg frei für größtes Bauprojekt in Bad Wörishofens Fußgängerzone seit Jahrzehnten

Bad Wörishofen

Weg frei für größtes Bauprojekt in Bad Wörishofens Fußgängerzone seit Jahrzehnten

    • |
    Diesen Blick sollen künftige Bewohner des Kreuzer-Areals in Bad Wörishofen auf den Kreuzer-Park haben.
    Diesen Blick sollen künftige Bewohner des Kreuzer-Areals in Bad Wörishofen auf den Kreuzer-Park haben. Foto: Beer Bembé Dellinger Architekten

    Das nächste millionenschwere Bauprojekt in Bad Wörishofen kommt. Der Stadtrat hat am Montagabend den Weg für den Neubau auf dem Kreuzerareal geebnet. Es wird die größte Umgestaltung der Fußgängerzone von Bad Wörishofen seit Jahrzehnten.

    Welch große Bedeutung das Projekt für die Innenstadt von Bad Wörishofen hat, zeigt der Architektenwettbewerb, der eigens dafür ausgelobt wurde. Wie nah darf das neue Gebäude an die Kurpromenade rücken? Wie schafft man es, dass Wohnungen entstehen, gleichzeitig aber das umfangreiche Musikprogramm gleich gegenüber am Kurhaus-Pavillon nicht eingeschränkt werden muss? Wie kann man die gründerzeitlich geprägte Architektur der unmittelbaren Nachbarschaft und die direkte Nähe zum Sebastianeum aufgreifen und gleichzeitig doch einen modernen Bau schaffen? Die Aufgabe war komplex. Entsprechend erinnerte Grünen-Fraktionssprecherin Doris Hofer im Stadtrat auch daran, dass man zuletzt bereits groß angelegte Konzepte für das Gelände abgelehnt habe, weil sie eben nicht zu der sensiblen Umgebung passten.

    Investor Willi Schmeh präsentierte am Montag jedoch einen Plan, der den Rat überzeugte. Das lag vielleicht auch daran, dass die Fraktionsvorsitzenden von Beginn an eingebunden waren, wie Bürgermeister Stefan Welzel (CSU) berichtete. Sie waren Teil jener Jury, die den Siegerentwurf kürte. Neben den Lokalpolitikern und Verwaltungsangestellten sowie dem Denkmalamt bot diese Jury hochkarätige Architekten auf, zumeist Professoren, zumeist selbst preisgekrönt, allen voran Johannes Kappler aus Nürnberg. Das Büro Beer Bembé Dellinger aus Greifenberg bei München gewann den Wettbewerb und damit die ausgelobten 30.000 Euro. Insgesamt wurden 60.000 Euro Preisgeld vergeben.

    Die Jury lobt eine „klare städtebauliche Haltung“, eine logische Weiterentwicklung der Bäderarchitektur und eine Aufwertung des öffentlichen Raumes, auch, weil ein neuer Verbindungsweg zwischen Kneippstraße – der Fußgängerzone – und der Fidel-Kreuzer-Straße entstehen wird. Von der „ersten Adresse am Platz“ spricht Investor Schmeh. Locker, gut gelaunt und voller Tatendrang – so präsentierte er sich am Montag dem Stadtrat. Er ist einer der beiden Eigentümer der Binova Immobilien GmbH & Co. KG vom Bodensee. Der andere Eigentümer ist die Bauunternehmung Geiger. Binova hat nach eigenen Angaben auch die Preisgelder des Architektenwettbewerbs bezahlt.

    So soll das Gebäude aussehen, das auf dem Kreuzer-Areal in Bad Wörishofen gebaut wird.
    So soll das Gebäude aussehen, das auf dem Kreuzer-Areal in Bad Wörishofen gebaut wird. Foto: Beer Bembé Dellinger Architekten

    Die Idee zu dem Architektenwettbewerb sei bei einem Gespräch mit dem Architekten Martin Schirmen entstanden, der in Bad Wörishofen für das innerstädtische Entwicklungskonzept zuständig ist. „Ich will hier junges, modernes Wohnen etablieren“, sagte Schmeh. Angetragen habe man ihm einst den Bau von betreutem Wohnen. „Aber das ist wirklich das Letzte, was es hier braucht“, stellte Schmeh fest. Bad Wörishofen schätze er als „ganz spezielle und sehr schöne Stadt mit viel Fußläufigkeit und Grün.“ Schmeh wird die Grundstücke Fidel-Kreuzer-Straße 1a, Kneippstraße 4b und 4c bebauen. Einen Bauantrag gibt es noch nicht, deshalb natürlich auch noch keine Baugenehmigung. Der Stadtrat genehmigte nun aber einstimmig, dass ein vorhabenbezogener Bebauungsplan für das 4120 Quadratmeter große Gelände aufgestellt wird. Auch das vorgestellte Plankonzept Schmehs genehmigte der Stadtrat einstimmig.

    Schmeh will auf dem Gelände nach eigenen Angaben 33 bis 38 Millionen Euro in ein Wohn- und Geschäftshaus investieren. Das Gebäude mit vier Stockwerken plus Dachgeschoss soll laut Binova etwa 17 Meter hoch und maximal 50 Meter lang werden, zur Fidel-Kreuzer–Straße hin. Der „Nachhaltigkeitsgedanke“ stehe dabei im Vordergrund, sagte Architekt Sebastian Dellinger. Es wird ein Holzhaus, das steht schon fest, höchstwahrscheinlich also das größte Holzhaus der Stadt. Lediglich das Erdgeschoss, die Treppenhäuser und die Tiefgarage müssten in Massivbauweise ausgeführt werden. Diese Tiefgarage stand urplötzlich im Mittelpunkt, denn Schmeh hatte Neuigkeiten. Er könne sich vorstellen, die Tiefgarage zweigeschossig zu bauen – und damit auch die Stellplatzprobleme seines Nachbarn Roland Holly zu lösen.

    Der Architektenwettbewerb fürs Kreuzer-Areal in Bad Wörishofen entschieden. Das Gebäude, das entstehen soll, ist im Modell in Holzbauweise zu sehen. Das große Gebäude rechts im Bild ist das Kurhaus von Bad Wörishofen.
    Der Architektenwettbewerb fürs Kreuzer-Areal in Bad Wörishofen entschieden. Das Gebäude, das entstehen soll, ist im Modell in Holzbauweise zu sehen. Das große Gebäude rechts im Bild ist das Kurhaus von Bad Wörishofen. Foto: Markus Heinrich

    Holly hat das eigentliche Hotel Kreuzer gekauft, ein fünfstöckiges Gebäude. Der Münchner Investor will dort Wohnungen und Büros für steuergünstige Firmensitze schaffen. Er muss aber auch ein Parkhaus bauen, so will es der Stadtrat. Dieses ist bislang aber nicht in Sicht. „Herr Holly ist ein netter Kerl, wir können uns gut leiden“, berichtete nun Schmeh. Man werde wohl auch den Park im Zentrum des Kreuzerareals gemeinsam gestalten. Abgrenzungen dort, etwa mit einer Mauer, werde es ganz sicher nicht geben.

    Davon hängt ab, ob es tatsächlich eine zweigeschossige Tiefgarage unter dem Kreuzer-Areal in Bad Wörishofen geben wird

    Ob es die zweigeschossige Tiefgarage gibt, hänge allerdings vom Grundwasserstand ab. Er werde die Ergebnisse der Bestandsaufnahme transparent darstellen, versprach Schmeh.

    Das Gebäude selbst stieß auf Wohlwollen. „Der Plan scheint durchaus gelungen“, stellte Josef Kunder (CSU) fest. Architekt Dellinger zeigte auch noch Alternativen zur bislang lindgrün geplanten Fassade. Das Spektrum reichte von Weiß bis Rotbraun. Kunders Augenmerk galt auch dem alten Baumbestand im Kreuzerpark. Er hoffe, dass einige erhalten bleiben. Schmeh machte klar, dass er das ganze Grundstück für den Bau der Tiefgarage braucht, weil er sonst die Stellplatzverordnung nicht einhalten könne. Man werde aber schöne Außenanlagen gestalten. „Das ist unser sensibelster Bereich“, sagte Kunder. „Ich erwarte, dass es stimmig und luftig ist.“ Konrad Hölzle (CSU) zeigte sich vom Holzbau überzeugt. „In München sind im Prinz-Eugen-Park 600 Wohnungen im Holzbau entstanden“, berichtete er. „Es ist machbar und es ist die Zukunft.“ Davon ist auch Willi Schmeh überzeugt. München wolle sogar Holzbau in gewissem Umfang vorschreiben, berichtete er. „Wenn das kommt, schreit in drei bis vier Jahren jeder nach Holzbau“, ist sich Schmeh sicher.

    Das Kreuzer.Areal an der Fußgängerzone von Bad Wörishofen soll neu bebaut werden. Nicht betroffen von den Plänen ist das gelbe Gebäude im Hintergrund.
    Das Kreuzer.Areal an der Fußgängerzone von Bad Wörishofen soll neu bebaut werden. Nicht betroffen von den Plänen ist das gelbe Gebäude im Hintergrund. Foto: Markus Heinrich

    Kritischer sieht es Ilse Erhard. „Ich finde das Ganze zur Kurpromenade hin etwas zu massiv“, sagte sie. Aber das Sebastianeum und andere Gebäude dort seien „ja auch so“, stellte sie fest. Wichtig ist Erhard, dass auch einheimische Firmen zum Zug kommen. Das will auch Schmeh. Er sagte zudem, dass 20 bis 30 Prozent der Wohnungen Mietwohnungen werden könnten, wenn gewünscht. „Wir bedienen mit dem Gebäude den gesamten Markt: Käufer, Mieter, Kapitalanleger“, stellte er klar. Auf Nachfrage von Bürgermeister Welzel sagte Schmeh, dass alle seine Projekte der vergangenen 40 Jahre dauerhaft zu 100 Prozent bewohnt seien. Angst vor Leerständen direkt an der Fußgängerzone müsse niemand haben.

    Was sich Investor Willi Schmeh für die neuen Ladengeschäfte direkt an Bad Wörishofens Fußgängerzone vorstellt

    Schmeh sagte, abhängig von einer Baugenehmigung könne es bereits im Herbst 2021 losgehen. Abriss und Betonbau im Winter bis zum Frühling, Holzbau in Modulbauweise danach. Das käme auch dem sommerlichen Bauverbot in Bad Wörishofen entgegen. Im Gebäude stehen 1500 Quadratmeter Büro- und Ladenfläche zur Verfügung. Schmeh stellt sich dort Cafés, eine „In-Kneipe“, vielleicht eine Kletterhalle vor, einen Sportshop, alles eben, was jüngeres Publikum anziehen könnte. Das Gebäude in U-Form erhält eine Dachterrasse, auf der man sich im Sommer Cocktails genehmigen könnte, so Schmeh. Neben voraussichtlich rund 70 Wohnungen sollen sogenannte „Coworking Spaces“ entstehen. Das sind gemeinsam genutzte Büros mit Kostenteilung, ideal auch fürs Homeoffice künftiger Bewohner, so Schmeh.

    Der Grundriss für das neue Gebäude auf dem Kreuzer-Areal in Bad Wörishofen. Zu sehen ist auch der neue Verbindungsweg, eine Gasse zwischen Fußgängerzone und Fidel-Kreuzer-Straße.
    Der Grundriss für das neue Gebäude auf dem Kreuzer-Areal in Bad Wörishofen. Zu sehen ist auch der neue Verbindungsweg, eine Gasse zwischen Fußgängerzone und Fidel-Kreuzer-Straße. Foto: Beer Bembé Dellinger Architekten

    „Die Begeisterung, die sie hier verbreiten, ist toll“, sagte Hölzle. „Belebung ist das, was wir an dieser Stelle wollen.“ Als Referenzobjekte nannte Schmeh auf Nachfrage Hölzles die ehemalige Bodan-Werft in Kressbronn am Bodensee und das Rosarium in Kempten. Bei einem Großprojekt in Waltenhofen habe man zudem Erfahrungen im Bebauen sensibler Bereiche gesammelt. Das war Zweitem Bürgermeister Daniel Pflügl (Grüne) wichtig, der die Frage nach den Baustellenzufahrten stellte. Eine Antwort darauf konnte Schmeh aber noch nicht geben. Lob kam auch von Grünen-Sprecherin Doris Hofer. „Danke für die Unkompliziertheit bis hierher“, sagte sie. Das Projekt sei „in der Tradition, aber zeitgemäß und modern.“

    Schmehs Auftritt überzeugte auch Christin Huber (Generation Fortschritt). „Ich bin wahnsinnig beruhigt, weil ich jetzt weiß, dass Sie ruhig und mit Bedacht mit einem Filetgrundstück der Stadt umgehen“, sagte sie. Ob die Nutzungszahlen „verträglich“ seien, wollte wiederum Hölzle wissen. Hier sagte Bernhard Oberstaller vom Bauamt, die Wettbewerbsjury habe geraten, das nicht zu sehr in den Vordergrund zu stellen sondern eher auf die städtebauliche Verträglichkeit zu achten. Die Gebäude fügten sie aber ein, sagte Oberstaller.

    Stefan Welzel appellierte zum Schluss an die Bürger, den Entscheidungsträgern ein wenig Vertrauen entgegen zu bringen. „Der Beschluss hier ist ein deutliches Zeichen und ein guter öffentlicher Startschuss“, sagte Welzel. „Es wird sich Einiges verändern; Bad Wörishofen lebt und entwickelt sich weiter.“

    Lesen Sie auch:

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden