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Bad Wörishofen: Was hätte Kneipp zu Corona gesagt?

Bad Wörishofen

Was hätte Kneipp zu Corona gesagt?

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    „Alle Krankheiten kann man nicht heilen, sonst müsste man ja den Tod abschaffen“Ines-Wurm-Fenkl und ihr Mann Toni Fenkl wissen, dass ein  Knieguss – wie viele Kneipp-Anwendungen – zur Stärkung des Immunsystems beiträgt.
    „Alle Krankheiten kann man nicht heilen, sonst müsste man ja den Tod abschaffen“Ines-Wurm-Fenkl und ihr Mann Toni Fenkl wissen, dass ein Knieguss – wie viele Kneipp-Anwendungen – zur Stärkung des Immunsystems beiträgt. Foto: Helmut Bader

    Wie hätte wohl Pfarrer Sebastian Kneipp in einer Gesundheitskrise wie der derzeitigen Corona-Pandemie reagiert? Diese Frage stellt sich sicher nicht nur die Kneippstädter Kurverwaltung mit Petra Nocker an der Spitze, sondern darüber machten sich bestimmt auch Einheimische und Gäste der Stadt ihre Gedanken.

    Weggeduckt vor der Krise hätte sich ein Sebastian Kneipp wohl nicht

    Eines darf man ziemlich sicher annehmen: Weggeduckt hätte sich ein Sebastian Kneipp wohl nicht. Dies tat er nicht, als in Boos die Cholera ausgebrochen war und er zum „Cholera-Kaplan“ wurde. Auch mit seiner Lungenschwindsucht, an der er selbst beinahe gestorben wäre, die damals noch als unheilbar galt und viele seiner Zeitgenossen dahinraffte, wollte er sich nicht abfinden.

    Schließlich scheute er sich auch nicht, als er Lupuskranke in seinem Kneippianum einquartieren wollte, was die Wörishofer gegen ihn aufbrachte. Dennoch wusste auch er, dass bei schweren Krankheiten nicht alles möglich ist, wenn er selbst sagte: „Alle Krankheiten kann man nicht heilen, sonst müsste man ja den Tod abschaffen.“

    Sein Ansatz wäre aber wohl ein ganz anderer gewesen, wie das Gespräch aufzeigt, das wir mit Ines Wurm-Fenkl und Toni Fenkl zu diesem Thema führte. Sie sind beide vielleicht die mit überzeugtesten Kneipp-Experten in der Stadt und leben auch das vor, was sie selbst zu sagen haben.

    Ines Wurm-Fenkl ist Sport- und Gymnastiklehrerin, in erster Linie aber Kneipp-Pädagogin, die die Lehre hier vor Ort in Seminaren und Vorträgen vermittelt, aber auch in ganz Deutschland, der Schweiz, Italien und sogar schon in Südkorea dafür unterwegs war und ist. Ihr Mann Toni ist Masseur, Bademeister und ebenfalls Gesundheitspädagoge in Sachen Kneipp.

    Beide haben ihre Ausbildung vor etlichen Jahren in der Sebastian-Kneipp-Schule, noch bei German Schleinkofer, absolviert und sind seitdem von der Kneipp-Lehre restlos überzeugt. Dort haben sie sich übrigens auch kennengelernt und bald darauf geheiratet. Ines führt im Auftrag des Kneippbundes auch die Zertifizierungen von Schulen und inzwischen auch von Seniorenheimen zu Kneipp-Einrichtungen durch.

    „Für Sebastian Kneipp wäre sicher die Zeit vor Ausbruch einer Gesundheitskrise von besonderer Bedeutung gewesen, denn in diese Richtung ging sein ganzheitliches Konzept“, sagt Toni Fenkl. „Die Gesundheit der Menschen führt nicht durch die Apotheke, sondern durch die Küche“ zitiert er den Pfarrer. Gemeint ist hier, dass nicht zuletzt falsche Ernährung durch das Essen von für uns unnatürlichen Tierprodukten Corona ausgelöst haben dürfte.

    Schon zu Lebzeiten predigte Kneipp eine natürliche Lebensweise

    Kneipp dagegen habe schon zu seiner Zeit die natürliche Lebensweise mit gesunder Kost, dem Weg zurück zur Natur und einem Leben der Einfachheit gepredigt. Dazu gehörte neben der Ernährung aus seiner Sicht auch das Herausnehmen der Hektik aus dem Alltag im Rahmen seiner Ordnungstherapie, heute aktueller denn je. Ein so gestärkter Körper, so Toni Fenkl, wäre sicher weniger angreifbar für solche Infektionen. Dies zeige sich ja auch darin, dass Corona in den Städten wesentlich mehr zugeschlagen hätte, wie auf dem Land, wo oft noch bewusster gelebt würde.

    Als „Wasserdoktor“ war Pfarrer Sebastian Kneipp seiner zeit in vielerlei Hinsicht voraus – nicht nur als „Erfinder“ der nach ihm benannten Anwendungen.
    Als „Wasserdoktor“ war Pfarrer Sebastian Kneipp seiner zeit in vielerlei Hinsicht voraus – nicht nur als „Erfinder“ der nach ihm benannten Anwendungen. Foto: arc

    Dieser Einschätzung stimmt Ines Wurm-Fenkl rundum zu: „Pfarrer Kneipp hätte sicher Vorträge zur Gesunderhaltung veranstaltet, nach seinem Motto: „Einen gesunden Menschen greift eine solche Infektionen nicht so leicht an“. Schließlich hätten seine Heilerfolge auf den Grundprinzipien naturgemäße Lebensweise, Abhärtung, frische Luft und gute Durchblutung des Körpers beruht. Diese Vorgaben setze die Kneipplehre mit Hilfe der vielfältigen Wasseranwendungen oder, wie im aktuellen Fall, mit der Pflege der Lunge durch Spaziergänge im Wald, modern jetzt als „Waldbaden“ bezeichnet, längst um.

    „Ein so gestärkter Körper kann auch Krankheiten viel besser verkraften“, ist Ines Wurm-Fenkl ebenso wie ihr Mentor Kneipp überzeugt. Die Zivilisation habe hier eben Vieles an gesundheitlicher Grundsubstanz bei den Menschen kaputt gemacht, was durch Kneipp-Anwendungen relativ leicht verhindert werden könnte. Dazu gehörten eben auch Allergien, Erkältungskrankheiten oder psychische Probleme.

    Lesen Sie dazu auch: Geheimtipp vom Kneipp-Bund fürs Homeoffice

    Eine weitere Studie habe bewiesen, dass Kurgäste nach einer Kneippkur so viel Abwehrkräfte entwickelt hätten, dass sie danach wesentlich weniger krank wurden. Bewunderung für Pfarrer Kneipp spricht die Kneipp-Expertin noch dahin aus, dass sie betont, dass Sebastian Kneipp sich sein gesamtes Wissen ausschließlich durch genaue Beobachtung und Erfahrung angeeignet habe. „Bücher zum Nachlesen gab es ja noch so gut wie keine.“

    Stärkung des Immunsystems, Nachhaltigkeit in der Prävention, wie z.B. beim Wassertreten, oder vernünftige Lebensweise seien mehr denn je die gesundheitlichen Gebote der Stunde: „Gerade jetzt“, so ihre Einschätzung, unterstrichen durch ein weiteres, durchaus aktuelles Kneipp-Zitat: „Oh könnte ich euch doch tief ins Gemüt schreiben, wie glücklich ein abgehärteter Mensch ist, 1000 Unannehmlichkeiten, die andere quälen, kennt er nicht.“

    Lesen Sie dazu auch: Pfarrer Sebastian Kneipp und die (geheilten) Frauen in Bad Wörishofen

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