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Bad Wörishofen: Warum ein Asylbewerber auf das Ende des Lockdowns hofft

Bad Wörishofen

Warum ein Asylbewerber auf das Ende des Lockdowns hofft

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    Die Vorfreude auf die ersten Gäste wächst: Abteilungsleiterinnen Barbara Jahreiß und Christiane Breidenbach mit Hotelfachmann Noorollah Shahabi aus Afghanistan und Werkleiter Stefan Raueiser (von links).
    Die Vorfreude auf die ersten Gäste wächst: Abteilungsleiterinnen Barbara Jahreiß und Christiane Breidenbach mit Hotelfachmann Noorollah Shahabi aus Afghanistan und Werkleiter Stefan Raueiser (von links). Foto: Harry Bittner/SBZI

    Als afghanischer Kriegsflüchtling kam er nach Deutschland, an der staatlichen Berufsschule in Bad Wörishofen legte er den Grundstein für eine Karriere in der neuen Heimat: Noorollah Shahabi hat eine Erfolgsgeschichte geschrieben, die sogar die Aufmerksamkeit von Bezirkstagspräsident Martin Sailer erregte.

    Ortswechsel: Trotz des Corona-Lockdowns geht der Ausbildungsbetrieb im Schwäbischen Bildungszentrum Irsee weiter. Dort hat Shahabi nun nach dreieinhalb Jahren Lehrzeit seinen Abschluss zum Hotelfachmann geschafft. Bezirkstagspräsident Sailer sieht das als Erfolg vieler Beteiligter: ein motivierter junger Mann, ehrenamtliche Unterstützung und professionelle Ausbilder. So sei die Integration eines Kriegsflüchtlings in die Berufswelt in Schwaben gelungen.

    Noorollah Shahabi kam von Masar-e-Sharif als Jugendlicher ohne Eltern nach Pforzen bei Bad Wörishofen

    Shahabi wurde 1999 im afghanischen Masar-e-Sharif geboren, wo die Bundeswehr seit 2005 ein Feldlager betreibt. Er absolvierte im Oktober 2016 ein Praktikum im Schwäbischen Bildungszentrum Irsee und habe schnell gemerkt, dass das Hotelfach etwas für ihn sein könnte, berichtet Stefan Raueiser, der Leiter des Bildungszentrums. Und so begann der elternlose, Ende 2015 als minderjähriger Flüchtling nach Deutschland gekommene Junge, sich um seine Schul- und Berufsausbildung zu kümmern. Betreut und ermutigt wurde er dabei zunächst von der „Biberburg“, einer heilpädagogisch-therapeutischen Einrichtung der Kinder- und Jugendhilfe in Pforzen.

    Nach einem mehrmonatigen Sprachkurs in der Kolping-Akademie legte Shahabi den Schulabschluss in einer Berufsintegrationsklasse für junge Flüchtlinge an der Berufsschule Kaufbeuren ab. Im März 2017 klappte es dann mit dem Ausbildungsstart im Tagungs-, Bildungs- und Kulturzentrum des Bezirks Schwaben, zunächst als Quereinsteiger im bereits laufenden ersten Ausbildungsjahr an der Berufsschule Bad Wörishofen.

    Noorollah Shahabi will seinen Führerschein machen - und vor allem arbeiten

    Als Shahabi volljährig wurde, musste er umziehen. Er bezog ein Personalappartement des Bildungszentrums. Dort lernte Shahabi während seiner Lehrzeit alle fünf Abteilungen des Tagungs- und Bildungszentrums kennen. Schwerpunkte lagen im Housekeeping von Hausdame Barbara Jahreiß und im Restaurant unter Anleitung von Serviceleiterin Christiane Breidenbach.

    Es gab noch weitere Helfer, die gemeinsam mit Shahabi auf die Zielgerade gingen. Im Juli 2020 bestand Shahabi den praktischen Teil seiner Berufsausbildung. Die ehrenamtliche Flüchtlingshelferin Waltraud Schürmann paukte mit ihm nochmals Deutsch, die Hotelfachfrau Mona Steininger aus Germaringen büffelte mit ihm das noch fehlende Fachwissen in der Gästebetreuung. Es klappte, Shahabi bestand die Prüfung. Das Bildungszentrum übernahm den frisch examinierten Hotelfachmann mit einem Zweijahres-Arbeitsvertrag in die Stammbelegschaft.

    Und was sind die Pläne für die Zukunft? „Erst einmal steht der Führerschein an – und dann schauen wir weiter“, meint ein überglücklicher und auch ein wenig stolzer Noorollah Shahabi. Er hofft jetzt vor allem, dass der zweite Lockdown bald zu Ende geht, damit er sein Fachwissen endlich wieder im Berufsalltag anwenden kann. (mz)

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