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Bad Wörishofen: „Udo“ als Chance für den Tourismus in Bad Wörishofen

Bad Wörishofen

„Udo“ als Chance für den Tourismus in Bad Wörishofen

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    Sahen sich "Udo" aus der Nähe an (von links): Stefan Welzel, Wissenschaftsminister Bernd Sibler, die Landtagsabgeordnete Angelika Schorer und Pforzens Bürgermeister Herbert Hofer.
    Sahen sich "Udo" aus der Nähe an (von links): Stefan Welzel, Wissenschaftsminister Bernd Sibler, die Landtagsabgeordnete Angelika Schorer und Pforzens Bürgermeister Herbert Hofer. Foto: Welzel

    „Udo“ macht weltweit Schlagzeilen – und am Fundort Pforzen hofft man nun auch auf Hilfe aus Bad Wörishofen bei Präsentation und Vermarktung. Angesichts der hohen Wichtigkeit sei es erforderlich, regionale Kräfte mit ins Boot zu holen, meinte Pforzens Zweiter Bürgermeister Josef Freuding bei der ersten Gemeinderatssitzung nach der Bekanntgabe des Funds. Dabei seien auch

    Der Fundtag von "Udo" ist Kneipps Geburtstag

    Bad Wörishofens Zweiter Bürgermeister Stefan Welzel (CSU) hat umgehend reagiert und das Projekt beim Besuch von Ministerpräsident Markus Söder (CSU) als „hochinteressant“ für die Kneippstadt bezeichnet. „Wenn es also einen runden Planungstisch geben wird, sollte sich Bad Wörishofen allein schon mit Blick auf das Besucherpotenzial unbedingt daran beteiligen“, findet Welzel. Vielleicht sei es auch ein Wink des Zufalls, dass „Udo“ ausgerechnet am 17. Mai 2016 gefunden wurde, also am Geburtstag von Sebastian Kneipp, ergänzt Welzel mit einem Augenzwinkern. Zeitnah sollte man auf alle Fälle den Wandertrilogieweg Kaufbeuren – Bad Wörishofen im Rahmen der „Glückswege“ um eine Station mit „Udo“ ergänzen, findet Welzel. „Denn der Fund ist ein Glücksfall.“

    Im Ostallgäu hat man bereits gehandelt. Für eine eventuelle Machbarkeitsstudie zur Präsentation der spektakulären Fossilienfunde bei Pforzen hat der Landkreis jetzt 20.000 Euro eingeplant. „Wir stehen vor der Herausforderung, aus der Entdeckung etwas zu machen“, sagte Landrätin Maria Rita Zinnecker.

    "Udo" wurde nur acht Kilometer südlich von Bad Wörishofen gefunden

    Auch Bad Wörishofens Bürgermeister Paul Gruschka (FW) ist bereit, zu helfen. Die Gemeinde Pforzen sei zwar noch nicht offiziell an die Stadt Bad Wörishofen herangetreten. Jedoch liege ihm ein Schreiben des Arbeitskreises Hammerschmiede vor, so Gruschka. Dieser Arbeitskreis bitte darum, dass sich Gruschka politisch weiter der Sache annehmen möge. Der Fundort liegt bekanntlich nur etwa acht Kilometer südlich von Bad Wörishofen. Eine „große Chance“ für Bad Wörishofen nennt Gruschka die Entdeckung, auch unter touristischen Gesichtspunkten. Bad Wörishofen sei im Umkreis der Fundstelle der einzige größere Tourismusort. Er habe sich in der Angelegenheit bereits an Wissenschaftsminister Bernd Sibler gewandt, so Gruschka. Dieser war ebenfalls beim Söder-Besuch zugegen.

    Söder hatte bei seinem Besuch in Pforzen an der Fundstelle von Udo zugesichert, der Freistaat sei bei der Finanzierung eines Museums oder Besucherzentrums dabei. Wie berichtet, waren in einer Tongrube in Pforzen Fossilien des vermutlich ersten Menschenaffen mit aufrechtem Gang ausgegraben worden. Der Primat namens „Danuvius guggenmosi“, von Forschern der Universität Tübingen kurz Udo getauft, lebte vor gut 11,6 Millionen Jahren und gilt als bislang fehlendes Bindeglied zwischen Mensch und Menschenaffe.

    Die Verbindung zu Schlingen ist interessant für Archäologie-Fans

    Udo ist der wichtigste Fund in Pforzen, aber längst nicht der einzige. 26 Hügelgräber aus der Bronzezeit liegen am Ortsrand, zudem ein keltisches Hügelgräberfeld mit etwa 140 Grabstellen. Hier gibt es auch eine Verbindung ins benachbarte Schlingen, wo weitere 138 Hallstatt-Hügelgräber eine schwabenweit wichtige Fundstätte bilden. In Schlingens Ortskern wurden zudem Gräber aus der Merowinger-Zeit entdeckt, zudem sind dort mittelalterliche Siedlungsreste erkundet worden. Ein Friedhof aus der Alamannenzeit in Pforzen gilt zudem als bedeutendstes Gräberfeld des Mittelalters in ganz Süddeutschland.

    Wer von Schlingen nach Pforzen radelt, kann an den Infostellen also eine kleine Reise in die Vergangenheit unternehmen.

    Ausgewertet ist dabei längst nicht alles. „Bei uns schlummern noch etwa 1000 Gräber im Boden, alle wichtigen Epochen sind vertreten“, sagt Bürgermeister Herbert Hofer. Seine Hoffnung ist nun, dass in Pforzen mit Hilfe von Freistaat und anderen Geldgebern ein Museum entsteht, das die hochkarätigen Geschichts-Mosaiksteine im Ort vereint. „Wir haben alle Funde aus der Hand gegeben, eine Ausstellung hat es nie gegeben“, bedauert Hofer.

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