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Bad Wörishofen: Suche nach seltenen Untermietern

Bad Wörishofen

Suche nach seltenen Untermietern

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    Das ehemalige Pfarr- und Jugendheim an der Oberen Mühlstraße von Bad Wörishofen steht seit längerer Zeit leer und soll abgerissen werden.
    Das ehemalige Pfarr- und Jugendheim an der Oberen Mühlstraße von Bad Wörishofen steht seit längerer Zeit leer und soll abgerissen werden. Foto: Heinrich

    Das ehemalige Pfarr- und Jugendheim an der Oberen Mühlstraße von Bad Wörishofen bleibt vorerst unverändert. Abrissbagger rücken erst einmal nicht an. Dafür wird nun ein artenschutzrechtliches Gutachten erstellt. Der Grund: Womöglich haben sich Fledermäuse in dem seit längerer Zeit leer stehenden Gebäude eine neue Heimat gesucht. Und das ist nicht die einzige Neuigkeit. Denn das Gebäude gehört nicht mehr dem Käufer, der es einst von der Pfarrei St. Justina erworben hat – und dem Bauausschuss schon die geplante Bebauung aufgezeigt hatte. Mit dem Erlös des Verkaufs baut die Pfarrei demnächst einen neuen Pfarrsaal im Pfarrgarten mitten in der Stadt.

    Neuer Eigentümer ist die I+R Wohnbau aus Lindau. Vom Standort ist man dort überzeugt. „Die ländliche Idylle mit Naherholung vor der Haustüre, hervorragende Gastronomie und die vielen Kurbetriebe machen Bad Wörishofen zu einer besonders lebenswerten Stadt vor den Toren Münchens“, heißt es. Das Unternehmen plant anstelle des großen Gebäudes vier Mehrfamilienhäuser mit Tiefgarage. Insgesamt 30 Eigentumswohnungen sollen Platz finden. Das Grundstück ist nach Angaben der neuen Eigner rund 3900 Quadratmeter groß. Voraussichtlich im Herbst soll mit dem Bau begonnen werden. Doch zunächst passiert erst einmal nichts – mit Ausnahme der Tatsache, dass bereits Bäume auf dem Grundstück gefällt wurden, was prompt zu Kritik aus der Bürgerschaft geführt hatte.

    Das soll die Grundlage der künftigen Bebauung sein

    Geschäftsführer Alexander Stuchly sagte unserer Zeitung, dass sein Unternehmen das Grundstück des ehemaligen Pfarr- und Jugendheims Bad Wörishofen Ende 2018 gekauft hat. Was der vormalige Eigentümer aus dem Unterallgäu im Oktober 2018 dem Bauausschuss vorgelegt hatte, sei aber weiterhin „Grundlage für die Weiterentwicklung des Projekts“. Damals ging es um eine Rohplanung, nicht um eine Baugenehmigung. „Ebenso ist die Renaturierung des Wiesbächls Bestandteil der weiteren Projektentwicklung“, berichtet Stuchly. Nun allerdings muss erst einmal nach möglichen Mietern des Altbaus gesucht werden, von denen bislang niemand etwas wusste. Die Untere Naturschutzbehörde des Landratsamtes ist eingebunden. Noch tappt man im Dunkeln. „Was die Fledermäuse angeht, wurden von unserer Seite bisher keine Tiere vorgefunden“, berichtet Stuchly. „Um hier aber sicher zu sein, wird durch das Büro Sieber aus Lindau im Sommer 2019 ein artenschutzrechtliches Gutachten erstellt.“ Solange werde man nicht mit dem Abbruch des Gebäudes beginnen.

    In Bad Wörishofen fühlen sich Fledermäuse ziemlich wohl – und einige davon sind wirklich selten. Die Bayerischen Staatsforsten beispielsweise haben extra das Feuchtbiotop Langenwald saniert, um ein Jagdhabitat für die Bechsteinfledermaus in Wörishofer Wald zu schaffen. Dort befindet sich das größte Vorkommen der Bechsteinfledermaus südlich der Donau. Die Population in der Kneippstadt ist schwabenweit bedeutsam.

    So selten ist die kleine Bechsteinfledermaus

    Zuletzt – Stand 2018 – wurden 31 Exemplare in Bad Wörishofen gezählt. Sie genießen europäischen Schutzstatus. Dazu wurden der Kurpark Wörishofen und drei benachbarte Waldgebiete als 137 Hektar großes Flora-Fauna-Habitat-Schutzgebiet ausgewiesen. Dazu gehören zum Beispiel der Spitzwald und der Eichwald. 100 Höhlen für die Fledermäuse wurden angebracht. Eingezogen sind Wasserfledermaus, Braunes Langohr, Abendsegler und die Bechsteinfledermaus.

    Nun also ein Artenschutzgutachten. Weil das alles seine Zeit braucht, werde man wohl frühestens im Herbst 2019 damit beginnen können, das einstige Pfarr- und Jugendheim abzureißen, sagt Stuchly. Von der Verzögerung profitieren wird die Freiwillige Feuerwehr Bad Wörishofen. Die Retter hätten in dem Gebäude „bis dahin ein Trainingsgebäude für Übungen“, kündigt Stuchly an.

    Für die weiteren Schritte sei man „in guter Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung“ samt „regem und konstruktiven Informationsaustausch“, berichtet Stuchly.

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