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Bad Wörishofen: Stargeiger Nigel Kennedy wirft Polizei Rassismus vor

Bad Wörishofen

Stargeiger Nigel Kennedy wirft Polizei Rassismus vor

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    Nigel Kennedy hat seinen Aufenthalt in Bad Wörishofen nicht vergessen. Er kam mit der Polizei in Konflikt und übt nun harte Kritik an dem Einsatz.
    Nigel Kennedy hat seinen Aufenthalt in Bad Wörishofen nicht vergessen. Er kam mit der Polizei in Konflikt und übt nun harte Kritik an dem Einsatz. Foto: Diemand

    Sein Gastspiel in Bad Wörishofen wird Stargeiger Nigel Kennedy offenbar so schnell nicht vergessen. Mehr als zwei Jahre nachdem die Polizei damals seine Suite im Luxushotel Sonnenhof in der Kneippstadt durchsucht hat, übt der Musiker harsche Kritik am damaligen Vorgehen der Wörishofer Beamten. Was er davon hält, konnten jetzt alle Besucher seines Konzerts in der Philharmonie München selbst nachlesen – auf der Rückseite des Programmheftes und in englischer Sprache. Dort hat Kennedy unter der Überschrift „Meine Erfahrungen mit der

    Vorhaltungen auf Rückseite des Programmhefts gedruckt

    Schon vor seinem Auftritt hatte sich Kennedy in einem Interview mit der Münchner Abendzeitung wenig schmeichelhaft über die Gesetzeshüter der „charmanten“ (Kennedy) Kneippstadt geäußert. Der Geiger kritisiert, dass sich „diese Geschichte“ bis zu Behauptungen ausgewachsen habe, er würde „Heroin und andere härtere Drogen konsumieren. Aber niemand hat etwas in meinem Zimmer gefunden“. Und er geht in dem Interview noch weiter. „Obendrein wurde das einzige schwarze Mitglied meiner Band als Einziger bis auf die Unterhose ausgezogen. Ich fand das alles etwas seltsam. Erstens, weil man mit mir nicht wahrheitsgemäß umging, zweitens wegen der rassistischen Prinzipien, die diese Drogensuche beherrschten“, wird er in der Abendzeitung zitiert.

    Den Rassismus-Vorwurf wiederholt Kennedy auch auf dem Programmblatt für sein Konzert in München, welches der Mindelheimer Zeitung vorliegt. Kennedy spricht darin auch von einer offiziellen Beschwerde, die er gegen die Polizisten einlegen werde. Bei der Polizeiinspektion Bad Wörishofen ist seit Kennedys Gastspiel in Bad Wörishofen aber lediglich eine E-Mail in englischer Sprache eingegangen, berichtet Inspektionsleiter Christian Kötzel. Er war damals noch nicht im Amt, die Durchsuchung hatte sein Vorgänger Edmund Martin geleitet. Die Mail richte sich nach Kötzel zudem eher an das Hotel, in dem Kennedy wohnte. Im Teil, in dem es um die Arbeit der Polizei gehe, beklage sich Kennedy vor allem darüber, dass ihm kein Durchsuchungsbeschluss vorgelegt wurde. Den habe die Polizei aber nicht benötigt, sagt Kötzel, denn es habe Gefahr im Verzug bestanden. Der Polizeioberkommissar sagt außerdem, dass Kennedy den zwei Polizisten mit einem Joint in der Hand die Tür geöffnet hätte, als sie im Hotel wegen Ruhestörung vorstellig wurden. Die Beamten seien allerdings mehr oder weniger von der Tür verdrängt worden. Im Hotelzimmer hätten zu diesem Zeitpunkt 15 bis 20 Gäste gefeiert. Kennedy hatte zuvor ein Konzert im Kursaal gegeben.

    Die Polizisten hätten deshalb auf Verstärkung gewartet, die wenige Minuten später eingetroffen sei. Dann wurden die Räumlichkeiten durchsucht. Ein Drogenspürhund habe zwar mehrmals angeschlagen, sagt Kötzel, allerdings habe man keine Drogen in der Suite sicherstellen können. Gefunden wurden bei einem Gast der Party verdächtige Heroinröhrchen mit Heroinanhaftungen.

    Polizeichef: „Wir machen keine Unterschiede“

    Um Kennedy und seine Gäste zu belangen, hat das alles aber nicht gereicht. Die Staatsanwaltschaft habe Verfahren gegen zwei Personen zwischenzeitlich eingestellt, sagt Kötzel. Dass Kennedy der Polizei rassistisches Verhalten vorwirft, kann Kötzel nicht nachvollziehen. Diesem Vorwurf widerspreche er vehement, sagt der Dienststellenleiter. Aus den Akten gehe eindeutig hervor, dass alle Gäste der kleinen Party in Kennedys Zimmer nach Drogen durchsucht wurden. „Wir machen da keine Unterschiede“, sagt Kötzel.

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