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Bad Wörishofen: So werden die Turbane für die Heiligen Drei Könige genäht

Bad Wörishofen

So werden die Turbane für die Heiligen Drei Könige genäht

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    Der 17-jährige Paul Wolf verwandelt sich in einen der drei Könige.
    Der 17-jährige Paul Wolf verwandelt sich in einen der drei Könige.

    Mit prächtigen und farbenvollen Gewändern lenken die Sternsinger Jahr für Jahr die Blicke auf sich. Die als Könige verkleideten Kinder und Jugendlichen ziehen durch die Straßen und Häuser der Orte, künden von der weihnachtlichen Botschaft, segnen die Wohnstätten und sammeln Spenden für Kinderhilfsprojekte.

    Die meisten Sternsinger tragen Kronen, die alten einschlägigen Herrschaftszeichen für Könige. Doch die traditionell als drei Könige verehrten Heiligen waren laut der biblischen Überlieferung eigentlich Magier und Sterndeuter, die von fern herkamen, um den neu geborenen Gottessohn zu verehren. Um die Kulturen- und Ländergrenzen sprengende Weihnachtsbotschaft auch äußerlich auszudrücken, werden die Sternsinger in vielen Pfarreien unterschiedlich eingekleidet, ein König wird üblicherweise geschminkt.

    Die Turbane für die Sternsinger in Bad Wörishofen sind Unikate

    In der Bad Wörishofer Stadtpfarrei St. Justina wird für die Sternsinger seit vielen Jahren eine ganz besondere Kopfbedeckung geschneidert: Turbane aus unterschiedlichen Tüchern. „Ich habe einfach bei Mariele Allgayer zugeschaut, wie sie die

    Die verstorbene Maria Allgayer zählte neben ihrer ebenfalls verstorbenen Cousine Angela Cebulj zu den Pionieren in Sachen Sternsingeraktion. Die früheren Sternsingerverantwortlichen von St. Justina organisierten die Aktion bereits in den 1970er-Jahren, als diese längst noch nicht wie in heutigen Ausmaßen großflächig organisiert worden war.

    Wie die überzeugte Katholikin Maria Allgayer zu dem orientalischen und bis heute in islamischen Ländern, aber auch in Indien verbreiteten Kopfschmuck kam, ist unklar.

    Seit 20 Jahren knotet und näht Ilse Filser Turbane in Bad Wörishofen

    „Dann habe ich die verhängnisvolle Frage gestellt, ob ich helfen soll“, erinnert sich Ilse Filser. Das war vor über 20 Jahren. Seitdem bindet, knotet und näht sie Jahr für Jahr Turbane für die Kneippstädter Sternsingeraktion. Dabei ist jede Kopfbedeckung eine individuelle Anfertigung. Nach der Sternsingeraktion werden die Turbane wieder in ihre Einzelteile zerlegt, die wiederum dann gewaschen und für das jeweils nächste Jahr aufbewahrt werden.

    Ilse Filser hat den ihr überlieferten Turbanknoten in all den Jahren aber auch selbst weiterentwickelt. „Mir ist das irgendwann zu langweilig geworden“, gesteht Filser, die eine begabte Schneiderin ist und in ihrer Freizeit kunstvolle Quiltdecken herstellt. Der aufwändige Turban, wie sie ihn inzwischen gestaltet, sei „aus dem Affekt heraus“ entstanden.

    Erst mache sie einen Knoten. „Dazu bekomme ich Tücher aus der Ankleideabteilung des Sternsingerteams“, sagt sie schmunzelnd, schließlich sollen die Könige einer Sternsingergruppe geschmackvoll aufeinander abgestimmt eingekleidet werden. Doch Ilse Filser schiebt gleich hinterher, dass sie die Tücher manchmal auch auswechselt, wenn ihr eine Farbkombination nicht behagt. Der festgezogene Knoten werde dann vorübergehend mit Sicherheitsnadeln befestigt. Dann folgt ein Zusammennähen und ein Einnähen weiterer Tücher, das die Turbannäherinnen in vielen Jahren perfektioniert haben. Inzwischen ist das Wissen ums Turban-Nähen bereits an eine neue Generation weitergegeben worden.

    Der erste Knoten ist der wichtigste für den Turban

    Anna Schmid fertigt ebenfalls bereits seit rund zehn Jahren Turbane an, Andrea Seitz ist in den vergangenen zwei Jahren in die Turban-Schule gegangen. „Ich erinnere mich noch gut: in den ersten Jahren hielten meine Turbane noch nicht so, wie ich das gerne gehabt hätte“, sagt

    Das Schlimmste, was den Turban-Näherinnen passieren könne, sei ein Turban, der sich bei der Aussendung der Sternsinger auflöse. Mittlerweile gelängen ihnen jedoch stabile Turbane – von Anfang an, betonen die Turban-Näherinnen. Jetzt würden nur noch beim Erstellen der Kopfbedeckungen kleinere Pannen passieren: „Ich habe dieses Jahr wieder Haar festgenäht“, gesteht Anna Schmid.

    Es soll auch schon passiert sein, dass Kinder einen Nadelpiekser bekommen hätten. „Bei mir ist das aber noch nie passiert“, versichert Paul Wolf, nachdem er fast eine halbe Stunde ruhig dagesessen war, um sich den Turban herstellen zu lassen.

    Paul Wolf war schon zehnmal bei den Sternsingern dabei

    Wegen seiner natürlich dunklen Haut hatte der 17-jährige Bad Wörishofer bei rund zehn Sternsingeraktionen den dunkelhäutigen König gemacht und viele unterschiedliche Turbane getragen. Auch dieses Mal ist er mit dem Ergebnis sehr zufrieden, als er nach einer halben Stunde im Spiegel erstmals seinen Turban für die Aktion 2020 bestaunen kann.

    Die Sternsinger der Pfarrei St. Justina werden am heutigen Donnerstag, 2. Januar, um 9 Uhr in St. Justina ausgesandt. Sie sind am 2. und am 3. Januar im Stadtgebiet unterwegs. Am Dreikönigstag, dem 6. Januar, besuchen die Sternsinger auch die Gottesdienste.

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