Wie sauber ist unser Wasser? Was macht die Düngeverordnung mit dem Trinkwasser in Bad Wörishofen? Wie sehr beeinflussen die trockenen Sommer den Wasservorrat? Um das Wasser rankten sich zuletzt mehr und mehr Fragen. „Das Wasser ist bei uns das billigste und am besten untersuchte Lebensmittel“, sagt dazu Peter Humboldt, der Leiter der Stadtwerke Bad Wörishofen dazu. Um die Qualität zu erhalten, steht die nächste große Investition bevor.
Zusammen mit Helmuth Werner, dem Rohrnetzmeister, erläutert Stadtwerke-Chef Humboldt, wie es um das Wörishofer Wassers steht. Bezogen wird es nach wie vor aus den drei Bereichen der Quellen in Eggenthal, sowie dem Grundwasserbrunnen bei Altensteig, das in den Hochbehälter nach Dorschhausen geleitet wird, und der Anlage an der Straße nach Kaufbeuren. Gefördert werden können zwischen zwei und 2,5 Millionen Kubikmeter pro Jahr. Mit dieser Menge könnte man theoretisch die 139 Meter hohe Cheops-Pyramide in Ägypten füllen.
Helmuth Werner und Peter Humboldt betonen, dass Wörishofens Wasser durch den hohen Kalkgehalt zwar sehr hart sei, durch diesen Kalkgehalt aber auch als gut schmeckendes Trinkwasser jederzeit verwendet werden könne. Diesen Vorzug hätten nicht alle Kommunen.
Die Fassung der Quellen in Eggenthal wurden im Jahre 2014 komplett neu von den Stadtwerken gestaltet. Die Leitung nach Hartenthal wurde übrigens 1949 von vielen Helfern per Hand gegraben. Dazu gibt es eine nette Anekdote: Weil den freiwilligen Arbeitskräften aus vielen Bevölkerungsschichten die 1,20 Mark pro Kubikmeter Erde zu wenig waren, traten sie in den Streik. Schließlich wurde ein Kompromiss mit 1,60 Mark geschlossen, der aber noch deutlich unter den geforderten 2 Mark lag.
Das sagt Stadtwerke-Chef Peter Humboldt zum Umgang der Bauern mit den Wasserschutzzonen von Bad Wörishofen
Der Nitratgrenzwert liegt in Eggenthal bei zirka 20,5, also deutlich unter dem derzeitigen Grenzwert von 50. Diese Grenzwerte werden regelmäßig in Laboren geprüft und wurden in den letzten Jahren mehrmals verschärft. Wären sie zu hoch, würde dies sofort an das Gesundheitsamt gemeldet. Peter Humboldt erwähnt jedoch auch, dass für die Nitratwerte nicht alleine die Landwirtschaft verantwortlich sei.
Daran schließt sich direkt die Frage nach den Auswirkungen der neuen Düngeverordnung an. Dazu erläutern die beiden Fachleute, dass um die Wasserfassstellen drei Sicherheitszonen angelegt seien. Hier müssen beim Ausbringen von Dünger oder Gülle die Werte, vor allem beim Stickstoff, streng eingehalten werden. Indikator bei der Prüfung sind die koliformen Keime, die stets bei Null liegen müssten. „Die Landwirte leisten hier übrigens gute Arbeit“, sagt Peter Humboldt dazu.
Für die Stadtwerke bedeutet dies, dass neben zwei wöchentlichen Kontrollen das Wasser zweimal im Jahr bei einer Trinkwasseranalyse untersucht werden muss. In einem auswärtigen Labor wird das Wasser in sämtliche Bestandteile wie Kalk, Eisen, Nitrat, Arsen zerlegt. Dabei würden auch Kolibakterien aufgespürt. In Bad Wörishofen war in dieser Beziehung alles in Ordnung. Mit UV-Filtern in den Wasserbehältern gehen die Stadtwerke außerdem gegen Keime und Viren vor. Zudem würden in Bad Wörishofen mehr Wasserproben entnommen, als eigentlich vorgeschrieben ist, betont Helmuth Werner.
Ein großes Thema in Bad Wörishofen ist der Wasserverbrauch. Die Kneippstadt lag hier durch das Kurwesen meist deutlich über anderen Kommunen vergleichbarer Größe. Zwar spielten die Wasseranwendungen beim Verbrauch nicht mehr die ganz große Rolle, aber durch das Wachstum der Stadt ist der Verbrauch trotzdem nicht nennenswert zurückgegangen.
So groß ist der Wasserverlust in Bad Wörishofen durch beschädigte Wasserleitungen
Wenn einmal die Unternehmen im interkommunalen Gewerbepark und weitere Neubaugebiete ans Netz gehen, werde der Bedarf zwar steigen, aber noch längere Zeit nicht so stark, dass daraus Probleme entstehen könnten, meinen Humboldt und Werner.
Allerdings war beim Fassungsvermögen schon erkennbar, das dieses durch die trockenen Sommer zurückgegangen ist. Auch die Therme als großer Wasserverbraucher spiele hier immer eine Rolle. Noch keine erkennbaren Auswirkungen habe in dieser Beziehung die Corona-Pandemie gehabt.
„Wir erwarten in naher Zukunft keinen Qualitätsverlust und auch die Menge des geförderten Wassers dürfte in den nächsten Jahren gut ausreichen“, sagt Humboldt. Dazu seien allerdings stetige Investitionen notwendig.
So muss das 200 Kilometer lange Rohrnetz regelmäßig überwacht und ausgebessert werden. Dies erfolgt meist bei Straßenbaumaßnahmen, wie zuletzt in der Höfatstraße oder derzeit in Stockheim. Der Wasserverlust durch Schäden betrage immerhin fünf bis zehn Prozent. 20 bis 30 Wasserschäden an den Rohren treten jährlich in etwa auf. Um dies zu begrenzen, überwachen 130 Sensoren in der Stadt die Leitungen. Zudem wurde das Netz inzwischen computergesteuert aufgenommen. So können Defekte allein durch Geräusche rechtzeitig erkannt werden.
Die nächste Investition steht schon bevor. Planungen für einen kompletten Neubau des 1954 errichteten Hochbehälters in Hartenthal sind angelaufen. Auch dieser Behälter wird dann, wie dies bei dem in Dorschhausen bereits erfolgte, auf den neuesten Stand der Technik gebracht und mit Kunststoff ausgekleidet. „Dann ist das Wasser so klar, dass man den Unterschied zur Luft an der Oberfläche im Behälter gar nicht mehr erkennen kann“, erläuterte Humboldt nicht ohne Stolz. Weil zuletzt auch etliche Male das Coronavirus mit dem Wasser in Verbindung gebracht wurde, weisen die beiden Fachleute darauf hin, dass dies im Augenblick eher das Abwasser betreffe. Für diesen Bereich gebe es derzeit in Bad Wörishofen aber noch keine gesicherten Erkenntnisse.
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