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Bad Wörishofen: Seit 1705 auf dem Hof in der Hauptstraße 17: die Familie Ledermann

Bad Wörishofen

Seit 1705 auf dem Hof in der Hauptstraße 17: die Familie Ledermann

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    Das Ledermann-Anwesen an der Hauptstraße 17 in Bad Wörishofen hat eine jahrhundertelange Tradition.
    Das Ledermann-Anwesen an der Hauptstraße 17 in Bad Wörishofen hat eine jahrhundertelange Tradition.

    Wie sehr einst die Wörishofer Hauptstraße die Lebensader des früheren Dorfes war, zeigt eine weitere Familiengeschichte. Es reihte sich ein bäuerliches Anwesen an das andere, fast immer mit dem Wohnhaus zur Straße hin und den Stallungen dahinter, ein echtes Straßendorf eben.

    Der Familienname Ledermann geht bis ins Jahr 1705 zurück

    Zu den Stammfamilien, deren Wurzeln an diesen Plätzen Jahrhunderte zurückreichen, gehört auch das Anwesen der heutigen Familie Roiser. Dieser Name hat hier allerdings erst Einzug gehalten, als Erwin Roiser aus Stockheim Annemarie Ledermann 1964 heiratete. Der vormalige Name der Familie Ledermann in der Hauptstraße geht jedoch bereits weit zurück bis zu einem Kasparus Lödermann, der im Jahre 1705 als erster „Ledermann“ dort einzog.

    So sah das Anwesen der Familie Ledermann aus, als noch die Landwirtschaft betrieben wurde.
    So sah das Anwesen der Familie Ledermann aus, als noch die Landwirtschaft betrieben wurde.

    Er stammte ursprünglich aus dem großelterlichen Zilloberhof in Untergammenried. Schon zwei Generationen davor hatte sich sein Großvater mit demselben Vornamen von Kaufbeuren kommend in Gammenried niedergelassen, weil dieser, wie in der Chronik nachzulesen ist, dort „der fortgesetzten Schikanen und Bedrängnisse des 30-jährigen Krieges müde geworden war und deshalb den Entschluss fasste, in friedlichere Orte auszuwandern“.

    Auf diesem Familienfoto des Ignaz Ledermann und seiner Frau ist auch der spätere Bürgermeister Anton Ledermann (hinten, 2. von links) zu sehen.
    Auf diesem Familienfoto des Ignaz Ledermann und seiner Frau ist auch der spätere Bürgermeister Anton Ledermann (hinten, 2. von links) zu sehen.

    Verfasst wurde diese Familienchronik von Oberstudienrat Dr. Richard Ledermann aus Kaufbeuren im Jahre 1963. Sie stellt etwas Besonderes dar, denn sie führt nicht nur chronologisch die Besitzer des Ledermann-Anwesens bis zu diesem Zeitpunkt auf, sondern geht darin auch auf das Wesen der Mitglieder, ihre Familien und die Lebensverhältnisse der jeweiligen Zeit in Wörishofen ein. Gewidmet hatte er sie seinen „lieben Basen und Vettern in Wörishofen“. Dies ist deshalb bemerkenswert, weil zu diesen auch Anton Ledermann, der frühere Bürgermeister der Stadt gehörte. Auch er hatte seine Wurzeln auf dem Ledermannhof. Ein Besuch bei ihm, so schreibt der Chronist, habe ihn letztendlich animiert, die Wörishofer Linie der Ledermanns neben seiner eigenen Kaufbeurer Linie zu erforschen.

    Die Familie besitzt sogar ein eigenes Familienwappen.
    Die Familie besitzt sogar ein eigenes Familienwappen.

    Auf eine weitere Besonderheit weist die Chronik gleich zu Beginn hin. Seit dem Jahre 1519 verfügt die Familie über ein eigenes Wappen, das ihr von Kaiser Karl V. verliehen wurde. Das Männchen über dem Wappen erklärt den Familiennamen: „Mann, der aus Eicheln Leder bereitet, also der Beruf eines Gerbers“.

    Doch zurück zur Familiengeschichte: Der genannte „zweite“ Kasparus Lödermann, der Name wurde im Lauf der Zeit dem Sprachgebrauch hin zu Ledermann angepasst, „hatte das Glück, dass er in der Jungfrau Ursula Bischof aus Wörishofen eine wohlhabende Braut fand, die am Tage ihrer Hochzeit ihm den elterlichen Hof zubrachte“ und wo er am 18. Februar 1707 einzog. Über die Verhältnisse in Wörishofen zu dieser Zeit Anfang des 18. Jahrhunderts berichtet der Chronist, dass „die Bodenverhältnisse nicht allzu günstig, weil im Osten besonders steinig, dass die Bewohner zu dieser Zeit fleißige, arbeitsame Bauern gewesen seien, die sich mit einfacher Kost begnügten und ein entbehrungsreiches Leben führten.“

    Der auf Kasparus folgende Georgius firmiert in der Chronik bereits als Gutsbesitzer und war insgesamt dreimal verheiratet. Durch seine vielen Kinder kam es, dass die Ledermanns „auf den verschiedensten Anwesen in Wörishofen ein- und ausgingen: im Degenhardhof, im Schlichterle-Gütle, beim Kätherle Baltes oder beim Vestel“, heißt es in der Chronik. Von 1781 bis 1810 war Wendelinus Ledermann auf dem Hof. Ihm bot sich, so steht es zu lesen, „die Gelegenheit zu einer günstigen Hochzeit mit der vermöglichen Bauerntochter A. Maria Hiemerin aus Wörishofen, die ihm ihr väterliches Anwesen zum „Lechetle-Hanse“, Hauptstraße 29 zubrachte“. Das Dorf besaß damals, so ist zu erfahren, mit seinen 183 Häusern und 1030 Seelen noch sein früheres Gesicht.

    Die älteren Wörishofer erinnern sich noch an das Lebensmittelgeschäft Ledermann

    Mit der Übernahme des Hofes durch Sohn Hugo Ledermann wurde das Gehöft um ein Lebensmittelgeschäft erweitert, das noch bis in die frühen 90er-Jahre Bestand hatte und vielen Wörishofern noch bekannt sein dürfte. Er allerdings wurde bereits „mit 37 Jahren seiner Familie durch den frühen Tod entrissen“.

    Von den insgesamt 10 Kindern blieben nur zwei Söhne übrig. Fidel, der 1819 zur Welt kam, als sein Vater bereits tot war, übernahm in jungen Jahren den Hof und baute ihn vollständig neu auf. Dabei verschwand allerdings der Hausname „Zum Lechetle-Hanse“. Durch ihn war die Sölde jedoch zu einem richtigen Bauernhof geworden. „Durch das Erscheinen von Pfarrer Kneipp brach eine neue Ära in der Entwicklung Wörishofens an“,wird auch in dieser Chronik bestätigt.

    Mit Ignaz Ledermann, der den Hof von 1900 bis 1943 bewirtschaftete, ist die Reise durch die Ledermann-Familie bereits bei den Großeltern von Annemarie Roiser angekommen. Er war zuerst mit Maria Tröber aus Wörishofen und in 2. Ehe mit Barbara Vogler aus Tussenhausen verheiratet. „Als vorbildlicher Familienvater galt seine ganze Liebe seiner Frau und den Kindern“, beschreibt ihn der Chronist.

    Anton Ledermann gestaltete als Bürgermeister der Stadt Bad Wörishofen den Aufschwung mit

    Als Erbhofbesitzer folgte ihm Eduard Ledermann, eines von insgesamt zehn Kindern aus zwei Ehen seines Vaters Ignaz. In seiner Zeit wurde der Hof an der Hauptstraße 29 umnummeriert zur heutigen Hausnummer 17. Vier dieser Geschwister wurden im 2. Weltkrieg eingezogen, kehrten aber alle unversehrt in die Heimat zurück. Ludwig betrieb mit seiner Frau das Lebensmittelgeschäft, das das älteste im Ort gewesen sein dürfte.

    Annemarie und Erwin Roiser
    Annemarie und Erwin Roiser

    Zu diesen Geschwistern gehörte jedoch auch Anton Ledermann, der als Bürgermeister und beliebter Nachfolger von Anton Stöckle von 1952 bis 1977 stolze 25 Jahre lang die Geschicke der Stadt Bad Wörishofen leitete und den großen Aufschwung in diesen Jahren erfolgreich mitgestaltete.

    Nach Annemarie und Erwin Roiser, die den landwirtschaftlichen Betrieb 2005 einstellten, sind es bereits deren Kinder Andrea, Brigitte und Hans-Peter, sowie die Enkel und Urenkel, die die nun seit zwölf Generationen andauernde Tradition des Hauses aufrecht erhalten. Hans-Peter bringt sich derzeit als Vorsitzender der Kneippstädter Feuerwehr in das Gemeinwohl ein.

    Lesen Sie dazu auch: Der Schuahbarthle in Bad Wörishofen überdauert die Jahrhunderte

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