Der angekündigte Neustart im Tourismus stößt bei den Hoteliers in Bad Wörishofen auf verhaltene Resonanz. Das liegt vor allem an der Bedingung einer stabilen Sieben-Tage-Inzidenz von unter 100. Davon ist der Landkreis Unterallgäu derzeit weit entfernt. Am Donnerstag hatte das Unterallgäu den höchsten Inzidenzwert des Allgäus. „Ich teile die Euphorie, wie sie jetzt zu Tage kommt, noch nicht“, sagt deshalb Hubertus Holzbock, der Kreisvorsitzende des Hotel- und Gaststättenverbandes.
Auch in andern Teilen des Allgäus bleiben angesichts der derzeitigen Inzidenz-Zahlen noch erhebliche Zweifel, ob Gäste zu Pfingsten überall wieder kommen dürfen. Zuletzt hatte sich nochmals die Allgäu GmbH zu Wort gemeldet und eine Öffnungsperspektive für die Tourismusbranche gefordert.
Eine „unglaubliche Erleichterung“ verspürt Sybille Wiedenmann, Geschäftsführerin der Allgäu Top Hotels, die auch in Bad Wörishofen vertreten sind. Bereits kurz nachdem Ministerpräsident Markus Söder den Neustart verkündet hatte, hätten in den gut 80 Häusern dieses Verbundes bereits die Telefone geklingelt. „Die Kunden wollen wissen, ob wir zu Pfingsten wirklich öffnen können“, sagt Wiedenmann und versichert: „Wir schaffen das.“ Die Herausforderung werde jetzt sein, dass alle Gäste, Lieferanten und Mitarbeiter mithelfen, dass die Inzidenzzahl nach einer Öffnung nicht wieder steigt. Denn nichts wäre schlimmer, als nach ein paar Tagen wieder schließen zu müssen.
"Wir werden nicht so schnell unter 100 sinken", glaubt Hotelier Matthias Schneid aus Bad Wörishofen
„Ich bin erleichtert, wir gehen einem Stück Normalität entgegen“, sagt auch Matthias Schneid vom Bad Wörishofer Vier-Sterne-Kurhotel Edelweiß. Es bleibe aber schwierig. „Wir brauchen Kontinuität, wir können nicht einfach auf und zu machen“, gibt Schneid zu bedenken. Für einen Hotelbetrieb brauche man einen gewissen Vorlauf. „Hinzu kommt, dass wir im Unterallgäu noch recht hohe Inzidenzwerte haben. Die werden nicht so schnell unter 100 sinken“, glaubt Schneid. Er wird deshalb später aufmachen, als erlaubt. „Wir haben uns entschieden, unser Haus ab 4. Juni wieder zu öffnen“, berichtet Schneid. Möglich wäre das schon viel früher, ab dem 21. Mai. Diesen Termin sehen aber auch andere als schwer schaffbar an. „Ich bezweifele, dass bei den Zahlen im Unterallgäu die Öffnung umsetzbar sein wird“, sagt Hubertus Holzbock, der Inhaber des Luxushotels „Le petit Chateau Fontenay“ in Bad Wörishofen. „Nur Außengastronomie zu öffnen, geht bei einem Hotel nicht. Wo setzen wir unsere Gäste bei schlechtem Wetter hin?“, fragt Holzbock.
Wo es eine stabile Sieben-Tage-Inzidenz unter 100 gibt, darf Außengastronomie bereits ab Montag, 10. Mai wieder öffnen. Im Landkreis Unterallgäu lag die Inzidenz am Donnerstag, 6. Mai, laut Robert-Koch-Institut bei 214,7. Es ist der höchste Wert im Allgäu. Der Landkreis Lindau lag bei 56,1, das Oberallgäu bei 99,4.
Geschäftsführer der Allgäu GmbH appelliert an Solidarität aller, um die Inzidenz zu senken
„Wenn wir öffnen, dann muss es für einen längeren Zeitraum sein“, betont Holzbock. „Wir können nicht auf und zu machen, da sind die Vorläufe zu groß.“ Er selbst werde dann die nötigen Schritte unternehmen, wenn die Inzidenz über mehrere Tage unter 100 ist. „Wir haben mehrere Gäste, die auf gepackten Koffern sitzen und nur auf unseren Anruf warten“, schildert Holzbock.
Abwarten wird auch Peter Messner, der Direktor des Luxushotels Steigenberger „Der Sonnenhof“ in Bad Wörishofen. „Ich sehe ein gewisses Licht am Ende des Tunnels, wenn es auch eine Zeit dauern wird, ehe wir öffnen können“, sagt der Chef des Fünf-Sterne-Superior-Hauses. „Die Zahlen im Kreis geben noch nicht viel her.“ Für Messner gilt: „Wenn wir die Woche mit einem Inzidenzwert unter 100 hinter uns haben, dann stehen wir bereit und können innerhalb eines Tages aufsperren.“
Man hoffe, dass „die Talfahrt im Interesse unseres Personals und Gästen dem Ende zu geht“. Dort, wo die Inzidenzen schon besser aussehen, hofft man derweil auf gute Geschäfte. Max Hillmeier, Kurdirektor von Bad Hindelang im Oberallgäu berichtet: „Wir hatten zahlreiche Anfragen und hoffen auf eine hervorragende Belegung.“ Wie die Nachfrage in Bad Wörishofen aktuell aussieht, ist unklar. Die Stadt hat eine Anfrage vom Mittwoch noch nicht beantwortet.
„Unter 100 geht es nur gemeinsam“, sagt derweil Bernhard Joachim, der Geschäftsführer der Allgäu GmbH. „Jetzt gilt es, gemeinsam die stabile Sieben-Tage-Inzidenz unter 100 zu erreichen. Wir appellieren an die Solidarität aller.“
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