Nach mehr als drei Monaten Entwöhnung schwächelte auch bei Filmbegeisterten die Erinnerung daran, wie sich so ein gemeinsamer Kinobesuch eigentlich anfühlt. Viele haben sich deshalb gefreut, dass es in Bad Wörishofen, Türkheim und Sontheim wieder losgehen darf, am meisten sicherlich der Betreiber der drei Häuser, Rudolf Huber.
Es gibt Regeln, das ist klar. Aber vieles ist wieder möglich. Paare und Familien dürfen beispielsweise wieder beieinander in derselben Reihe sitzen. Wie in anderen großen Räumen, bleibt aber auch in den zwei Türkheimer Kinosälen jede zweite Reihe unbesetzt. Für denjenigen, der sich sein Ticket online besorgt, erledigt ein automatisches Buchungssystem die Sitzplatz-Reservierung. Wer sich das Ticket an der Kasse kauft, bekommt denselben Service. Es gibt, wie früher schon, nur feste Sitzplatz-Nummern. Wenn man dann Platz genommen hat, darf der Atemschutz abgenommen werden, und Getränke und Popcorn vom Kassenkiosk sind ebenfalls erlaubt. Also wie vorher… fast, denn zusätzlich gab es eine persönliche Begrüßung, vom Kinobetreiber Rudolf Huber, für die etwa 35 Besucher im großen Saal an diesem Abend, mit einem Dankeschön dafür, dass sie „wieder da seien“.
Diese Regeln müssen Kinobesucher in Bad Wörishofen und Türkheim jetzt kennen
Jeweils 50 Besucher sind pro Saal zugelassen. Für den großen Saal mit 230 Plätzen und den kleinen mit 127 Plätzen in Türkheim ist das natürlich nicht viel. Zwei Lüftungsanlagen versorgen die Säle mit Frischluft. Also wäre man immer auf der sicheren Seite, sagte Rudolf Huber. Alle Corona-Vorsichtsmaßnahmen habe er nach bestem Wissen und Gewissen eingerichtet, denn anfangs sei er ohne behördliche Vorgaben dagestanden. Bedeuteten die Beschränkungen der Besucherzahl nicht einen Verlust für ihn? Kinobetreiber Rudolf Huber sieht das gelassen. „Hauptsache, wir können wieder Filme zeigen!“, sagt er. Man hört ihm die Begeisterung fürs Kino an. Und wie es ihn freut, dass er wieder Leute um sich herum hat.
Die Besucher danken es ihm. Am ersten Tag der Wiedereröffnung sagt einer gleich: „Egal, was ihr spielt, ich komme!“ Auch von weiter her fanden Kinogänger nach Türkheim. Heike Wanner aus Bronnen war zum ersten Mal nach der Kino-Karenzzeit wieder vor Ort. „Für den besonderen Film kommen wir immer gerne. So wie früher“, sagt sie. An diesem Abend war der besondere Film eine deutsch-österreichische Verfilmung von Hermann Hesses „Narziss und Goldmund“.
Konkurrenz durch Streaming-Dienste? Das sagt Rudolf Huber dazu
Eine Geschichte, die vor 50 Jahren bei der Jugend Kultstatus hatte. Bildgewaltig und dramatisch kommt jetzt die Verfilmung von 2019 daher. Auf weichem Kinosessel durfte ins Mittelalter abgetaucht werden.
Das konnte man in der Corona-Schließzeit natürlich auch auf dem heimischen Sofa schauen – und nicht wenige haben die immer breiteren Angebote der Internet-Streamingdienste auch genutzt. Eine Gefahr für kleine Kinos? Rudolf Huber sagt dazu: „Das Home-Kino wird unser Flair-Kino nicht verdrängen.“ Da ist sich der Kinobetreiber sicher, denn: „Es geht um das Gemeinschaftserlebnis. Und darum, dass ich mich im Kino ganz in den Film und die Geschichte fallen lassen kann. Die Spannung, wenn das Licht ausgeht und die ersten Bilder auf der Leinwand auftauchen… Unsere Besucher kommen ja mit Wünschen und Erwartungen, das teilt sich auch den anderen mit und schafft so eine besondere Aura.“
In der Programmvorschau Hubers trifft man viele Filme, die Anfang März kurz angelaufen waren und dann mit der allgemeinen Schließung der Kinos verschwanden. Hauptsächlich aus diesen Werken, die noch keine oder zu wenig Würdigung erfahren haben, hat Rudolf Huber die Auswahl für die nächsten Wochen in seinen Kinos getroffen, beispielsweise „Die Känguru-Chroniken“ oder „Das Wunder von Marseille“.
Auch für die Jüngsten gibt es ab sofort wieder Vorstellungen, in Hubers Kinos ebenso wie das Ferienkino am Vormittag für Kinder und Jugendliche.
Was es mit der Gedenktafel am Kino Wörishofen auf sich hat, lesen Sie hier:
Auf Fassbinders Spuren in Bad Wörishofen
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