Der Neustart war vielversprechend: Nach einer coronabedingten Zwangspause von 102 Tagen schlugen die Wellen in der Wörishofer Südsee am Samstag wieder hoch. Schon eine Stunde vor der offiziellen Wiedereröffnung der Therme standen die Besucher mit ihren Badetaschen Schlange vor Empfang, Kassen und Kassenschaltern. Geschäftsführer Jörg Wund sieht das mit Freude. Doch die ist nicht ungetrübt.
Die Besucher konnten den Einlass kaum erwarten. Die Freude, nach längerer Durststrecke mal wieder einen Kurzurlaub unter Palmen genießen zu können, stand ihnen ins Gesicht geschrieben. Schnell zeigte sich, dass das ausgeklügelte Hygienekonzept in den Wasser- und Saunawelten gut angenommen wird. Teilweise Mund-Nasenschutz zu tragen, und in allen Bereichen die Abstandsregeln von 1,50 Meter einzuhalten, war für die großen und kleinen Gäste kein Problem. Sie akzeptierten auch andere notwendige Einschränkungen wie etwa, dass es weniger Liegeflächen gibt als sonst und die Besucherzahl in allen Bereichen der Wasserwelt begrenzt ist: Maximal 50 Prozent bis zu zwei Drittel der gut 2000 Schränke in den Umkleiden dürfen belegt werden.
Bis zum Abend besuchten 800 Gäste die Therme in Bad Wörishofen
Die meisten Besucher hatten das Formular mit ihren persönlichen Daten schon zuhause auf der Web-Seite der Therme ausgefüllt und ausgedruckt, was für einen reibungslosen Check-in sorgte. Schon am frühen Nachmittag wurden 400 Gäste gezählt, am Abend waren es dann nahezu 800, was die Parkplatzsuche rund um das Südseeparadies nicht gerade leicht machte. „Dem Virus keine Chance“ lautet das Credo von Thermen-Chef Jörg Wund. Dass es im Unterallgäu keine neuen Corona-Fälle gibt, wertete der als „beste Voraussetzung“ für einen Neustart
Bei schönsten Sommerwetter lockten die Sandstrände und Außenbecken die Badegäste ins Freie. Und auch die Saunisten freuten sich, nach drei Monaten wieder gesund schwitzen zu können. Geschäftsführer Jörg Wund ließ es sich nicht nehmen, die ersten seiner treuen Gäste, Dusica und Veroljub Panoc aus Bregenz persönlich zu begrüßen. Mit zwei Gratis-Eintrittskarten hieß er das Ehepaar willkommen. „Wir kommen gerne in die bayerische Südsee zum Schwimmen und nehmen eine Stunde Anfahrt gerne in Kauf, denn bei uns gibt es keine so tolle Attraktion“, erklärten die beiden Voralberger. Auch Sebastian Süßmeier aus Meitingen hat im wahrsten Sinne des Wortes mit Schmerzen darauf gewartet, dass die Therme wieder geöffnet wird. „Ich leide unter chronischen Rückenschmerzen und fahre alle drei Wochen nach Wörishofen“, sagt er und versichert, dass ihm das Baden im Thermalwasser Wohlbefinden verschaffe, er sich danach total entspannt fühle und Entzündungen abklingen.
Die Therme hat wegen Corona fast vier Millionen Euro Verlust gemacht
Auch Ursula und Benjamin Wolf aus Zellerberg stürzten sich am Familien-Samstag mit ihren beiden Kindern in die Thermen-Fluten. „Wir haben uns schon früh auf den Weg gemacht, um einige der begehrten Liegen zu ergattern“, erzählten sie und auch, dass sie die Therme in Bad Wörishofen jedem Schwimmbad vorziehen. „Weil das Wasser schön warm ist und wir mehrere Schwimmbecken zur Auswahl haben.“ Letztlich freuten sich über den gelungenen Neustart der Therme auch Bürgermeister Stefan Welzel sowie seine Stellvertreter Daniel Pflügl und Michaela Bahle-Schmid. Die drei Kommunalpolitiker wurden von Thermenchef Wund und Marketingleiterin Birgit Ernst ebenso herzlich willkommen geheißen wie auch Staatssekretär Klaus Holetschek.
Bei aller Freude über die Wiedereröffnung soll nicht verschwiegen werden, dass die Therme laut Geschäftsführer Wund wegen der Schließung nahezu vier Millionen Euro Verlust gemacht hat. „Das Jahr 2020 können wir unter Corona abschreiben“ verrät er und scherzt: „Nur die Bananen sind in den letzten drei Monaten gewachsen.“ Nichts verdient haben wegen der Pandemie auch die Geschäfte in der Therme. So musste auch Rolf Mayer, besser bekannt als „Burschi“ finanzielle Federn lassen. „Nach einigen fetten Jahren, kommen im Leben halt auch mal magere Zeiten“, tröstet sich der Wirt der Thermen-Gaststätte.
Warum für Thermenchef Wund Wellness und Corona-Prävention kein Widerspruch sind, lesen Sie hier:
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