Mit Kneipp gegen Long Covid: Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek findet, dass Kneipp bei der Behandlung der Folgeerscheinungen einer Corona-Infektion „eine sehr große Rolle spielen kann.“
In Deutschland haben sich nach Zahlen des Robert-Koch-Institut bislang mehr als 3,4 Millionen Menschen nachweislich mit Corona angesteckt (Stand: Montag, 3. Mai), in Bayern 599.791. Zuletzt rückten vermehrt die mittlerweile bekannten Langzeitfolgen in den Fokus, für die sich der Begriff Long Covid durchgesetzt hat, manche sprechen auch von Post Covid. An diesen Folgen leiden auch Menschen, die einen vergleichsweise milden Corona-Verlauf durchlebten. Auch Klaus Holetschek befasst sich mit Long Covid. Patienten müssten teilweise nach ihrer Genesung sehr lange mit den Corona-Folgen kämpfen. „Ich glaube, dass da Kneipp eine sehr große Rolle spielen kann“, sagte Holetschek bei der großen Auftaktveranstaltung des Kneipp-Bundes zum Jubiläum „200 Jahre Kneipp“ in Bad Wörishofen. Kneipps Therapie fußt auf fünf Säulen: Wasser, Bewegung, Ernährung, Heilpflanzen und Lebensordnung. 53 staatlich anerkannte Kneippheilbäder und -kurorte sind in Deutschland in einem Verband organisiert.
Die Langzeitfolgen einer Corona-Erkrankung reichen von Herzbeschwerden bis Depressionen
Holetschek war viele Jahre Bürgermeister der Kneipp-Kurstadt Bad Wörishofen und lange Vorsitzender des Kneipp-Bundes. Das Krankheitsbild Long Covid sei noch immer nicht völlig klar, sagte der Minister. Bekannt sei das Fatigue-Syndrom, also Ermüdungserscheinungen, auch Lungenprobleme und „viele andere Dinge“, so Holetschek. Zu den bekannten Long-Covid-Beschwerden gehören auch Herzbeschwerden, Lungenfunktionsstörungen, Schmerzen, eine verringerte Leistungsfähigkeit, zudem psychische Beschwerden, etwa Depressionen oder Angstzustände. Kneipp habe sehr früh gesagt, dass er den Menschen erst wirklich helfen konnte, als er an „deren Seele, ihre Psyche“ kam, erinnerte Holetschek. Kneipp habe mit seiner sogenannten Ordnungstherapie auch eine „sehr gute Antwort“ auf psychosomatische Erkrankungen gegeben.
Post-Covid-Ambulanzen an einigen bayerischen Kliniken
Holetschek sagte, man rechne in Bayern derzeit damit, dass zehn Prozent der Corona-Erkrankten an Long Covid leiden. „Das wären bei uns 59.000 Menschen“, verdeutlichte der Minister. „Wir müssen jetzt die Weichen stellen, um auch über die akute Pandemie hinaus gerüstet zu sein“, forderte Holetschek am Sonntag bei anderer Gelegenheit. „Denn wir dürfen die Langzeitfolgen einer Covid-19-Erkrankung nicht unterschätzen.“
Die bayerischen Universitätskliniken in München, Erlangen-Nürnberg, Würzburg und Regensburg hätten bereits Post-Covid-Ambulanzen eingerichtet. Die Uniklinik Augsburg baue eine solche gerade auf.
Als nächsten Schritt müsse das System in der Fläche ausgeweitet werden. Auch die Reha-Einrichtungen in Bayern müssten einbezogen werden. (mit dpa)
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