Startseite
Icon Pfeil nach unten
Mindelheim
Icon Pfeil nach unten

Bad Wörishofen: Mit Kaffee gegen die Fair-Trade-Müdigkeit

Bad Wörishofen

Mit Kaffee gegen die Fair-Trade-Müdigkeit

    • |
    Kaffee ist nur ein Teil des großen Fair-Trade-Angebots, das es auch in Bad Wörishofen geben könnte.
    Kaffee ist nur ein Teil des großen Fair-Trade-Angebots, das es auch in Bad Wörishofen geben könnte. Foto: Ulrich Wagner

    Die Kneippstadt Bad Wörishofen darf Fair-Trade-Stadt bleiben. Das Siegel wurde erneuert. Das ist die gute Nachricht. Allerdings wurde im Sozialausschuss des Stadtrates auch deutlich, dass das Thema so vor sich hin dümpelt.

    „Es wurde Zeit, dass das Thema Fair Trade aus der Versenkung geholt wurde“, stellte Grünen-Fraktionssprecherin Doris Hofer fest. Bürgermeister Paul Gruschka (FW) hatte Fair Trade auf die Tagesordnung gesetzt, um zu prüfen, wie man das Thema wieder mit Leben füllen kann. Die Stadtverwaltung sollte auf jeden Fall fair gehandelten Kaffee vom Weltladen beziehen, sagte Bürgermeister Gruschka.

    In Bad Wörishofen ist in Sachen Fair Trade noch Luft nach oben

    Quartiersmanager Wolfgang Brückmann, der sich seit 2011 mit dem Fair-Trade-Siegel für Bad Wörishofen beschäftigt, nannte noch andere Punkte. So sei es ein wichtiges Kriterium, dass Fair-Trade-Produkte an Schulen, Vereinen und Kirchen angeboten werden. Hier sei man ganz gut aufgestellt, erfülle auch die Vorgaben. Gleichwohl machte Brückmann deutlich, dass noch eine Menge Luft nach oben ist. Er habe einst 113 Organisationen angeschrieben, die in Frage kommen, berichtete er. Zwar sei die Beteiligung 2018 deutlich besser als zum Start. „Doch es könnten noch gut 90 geworben werden“, berichtete Brückmann dem Ausschuss. Nur die wenigsten, die könnten, machen also auch mit. Besonders bei den Gaststätten tue man sich schwer. Dafür seien jetzt „Große“ offiziell im Boot. So berichtete Brückmann, dass man zu Beginn etwa nicht damit werben durfte, dass Lidl Fair-Trade-Produkte anbietet, obwohl das schon so war. Heute sei das kein Problem mehr. Auch andere Discounter hätten die fair gehandelten Waren im Sortiment. Auch Bad Wörishofens Kurbetrieb sei dabei.

    Dass es bei Fair Trade längst nicht nur um Kaffee oder Schokolade gehe, machte Brückmann ebenfalls deutlich. Bad Wörishofen wurde einst als 100. Fair-Trade-Stadt ausgezeichnet. Alle zwei Jahre muss dieses Siegel seither erneuert werden. Im Weltladen will man dem Thema mit einem neuen Angebot Schub verleihen. Jürgen Thiemann (SPD) berichtete, dass zum Beginn des nächsten Jahres ein „Fairer Stadtkaffee“ und eine „Faire Stadtschokolade“ vorgestellt werden. Für die künstlerische Gestaltung der Verpackungen wurde der Karikaturist Thomas von Wikullil gewonnen. Es soll also ein Fair-Trade-Produkt für die Wörishofer und ihre Gäste geben. Auch Thiemann hält es für dringend geboten, dass sich in Sachen Fair Trade mehr tut. „Ich hatte nicht den Eindruck, dass sich unsere Stadt da in den vergangenen Jahren besonders hervorgetan hätte“, kritisierte er. „Das Auffälligste war der Umzug des Weltladens.“ Dieser ist nun an der Bürgermeister-Stöckle-Straße zu finden. Dass der Laden von Lindenstraße-Straße-Star Moritz Zielke alias Momo Sperling umgebaut wurde, hatte für einiges Aufsehen gesorgt. „Es wäre jetzt wichtig, den Stadtkaffee und die Stadtschokolade zu unterstützen“, sagte Thiemann. Doris Hofer machte deutlich, dass die Stadt noch weit über das Fair-Trade-Angebot hinaus gehen könnte. In anderen Kommunen beispielsweise werde bei der Auswahl von Baumaterialien darauf geachtet, dass diese nicht aus Kinderarbeit stammen.

    Andere Orte nehmen für Fair Trade mehr Geld in die Hand als Bad Wörishofen

    „Was machen denn die anderen Orte, gibt es da Initiativen?“, wollte FW-Fraktionsvorsitzender Wolfgang Hützler wissen. Brückmanns Antwort war deutlich: „Die anderen nehmen Geld in die Hand, das wir nicht haben“, berichtete er. „Ich kann hier das Fair-Trade-Frühstück im Mehrgenerationenhaus mit 50 bis 80 Euro unterstützen, das war es dann.“ In Städten wie Berlin etwa mache man dagegen „ein richtig großes Programm“, stelle Bühnenveranstaltungen auf und versuche, die Jugend für Fair Trade zu begeistern.

    Wolfgang Hützler regte daraufhin an, der Weltladen könne doch bei der Stadt einen Antrag stellen, Geld in die Hand zu nehmen. „Dabei könnte ein für sie günstiger Beschluss entstehen“, sagte er. Dass man in Bad Wörishofen aber schon mehr mache, als das Fair-Trade-Frühstück, betonte Sozialreferentin Ilse Erhard (CSU). Man sei praktisch bei jedem Stadtfest mit einem Stand dabei und mehr. Sie regte an, doch wieder mit einem Banner im Rathaus für Fair Trade zu werben.

    Mehr zum Thema Fair Trade lesen Sie hier:

    Deutsche essen Schokolade für gutes Gewissen

    Gerd Müller: „Fair einkaufen muss nicht teurer sein“

    Landkreis Neu-Ulm will Fair-Trade-Landkreis werden

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden