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Bad Wörishofen: Löwenbräu: Ausnahme beim Lärmschutz?

Bad Wörishofen

Löwenbräu: Ausnahme beim Lärmschutz?

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    So sollen die Löwenbräu-Arkaden einmal aussehen. Noch gibt es dafür aber keine Baugenehmigung.
    So sollen die Löwenbräu-Arkaden einmal aussehen. Noch gibt es dafür aber keine Baugenehmigung. Foto: Architekt Lidl

    Die Pläne für das Löwenbräu-Areal und die angrenzende Luerswiese bewegen die Menschen in Bad Wörishofen. Die CSU hat sich deshalb zu einer öffentlichen Fraktionssitzung entschlossen. So konnten die rund 50 Gäste im Hotel Luitpold schon einen Tag vor der Stadtratssitzung zum Löwenbräu erfahren, dass es dort auch um eine zwei Jahre dauernde Befreiung vom faktischen Baustopp in den Sommermonaten gehen wird. Die Ratssitzung findet am Mittwochabend statt.

    Konrad Hölzle (CSU) zitierte im Luitpold aus dem Beschlussvorschlag des Ordnungsamtes. Vorbehaltlich der Beteiligung der Nachbarn im Umkreis von 100 Metern spricht sich das Ordnungsamt dafür aus, für die Jahre 2020 bis 2022 Ausnahmen vom sommerlichen Baustopp unter Auflagen für den Bau der rund 40 Millionen Euro teuren Löwenbräu-Arkaden zu gewähren. Die Ausnahme soll nicht für Samstage und Brückentage gelten, auch nicht für die Mittagsruhe zwischen 13 und 15 Uhr. Allerdings kann es auch hier Ausnahmen geben, etwa für die Erstellung der Bohrpfähle.

    In Sachen Lärmschutz werde aber auch viel auf dem Verwaltungsweg geregelt, erklärte Hölzle. Deshalb könne es sein, dass Arbeiten teils früher als 7.30 Uhr beginnen oder eben über Mittag andauern, wenn es die Erlaubnis dazu vom Ordnungsamt gibt.

    In Bad Wörishofens Kurzone I, praktisch dem Stadtkern, gelten vom 1. Mai bis 15. Oktober Regeln, die faktisch zu einem Baustopp führen. Im Rest des Jahres gilt eine Mittagsruhe von 13 bis 15 Uhr. Diese Wörishofer Regelung würde dazu führen, dass Bauten in der Kneippstadt zehn Prozent teurer kommen als anderswo, berichtete Bauunternehmer Dieter Glass, der die Löwenbräu-Arkaden errichten will, im Luitpold. Diese Mehrkosten durch das „gestotterte Bauen“ (Glass) würden sich auf die Preise von Wohnungen und Häusern und auf die Mietpreise auswirken, betonte Glass. „Das ist ein sehr hoher Faktor“. Bekanntlich ist in Bad Wörishofen die Situation am Immobilienmarkt schon so angespannt, dass in der Kneippstadt seit August die staatliche Mietpreisbremse gilt, als einziger Stadt im Unterallgäu und als einer von nur zwölf Städten in Schwaben. Bad

    Hoteliers und Investor sind in einer entscheidenden Frage uneins

    Anders sehen das die Hoteliers in der Stadt. Zweiter Bürgermeister und CSU-Fraktionschef Stefan Welzel zitierte aus einem Brief des Hotel- und Gaststättenverbandes, unterzeichnet von Hubertus Holzbock und Martin Steinle. Die Hoteliers würden darin von den Stadträten fordern, am Mittwoch „keinem faulen Kompromiss“ in Sachen Lärmschutz zuzustimmen, so Welzel. Die Vertreter der Hoteliers hätten darum gebeten, keine Ausnahmen zuzulassen, so Welzel.

    Vor Ort erläuterte Christian Förch (CSU), selbst Hotelier, seine Kollegen seien dafür, dass die Löwenbräu-Arkaden gebaut werden. „Wir halten sie für eine Bereicherung“, erklärte Förch. Beim Lärmschutz tue man sich aber schwer. Man habe nur fünf Tage Zeit gehabt, um eine Stellungnahme zu verfassen. Dabei hätte man das Thema schon vor zwei Jahren regeln können, kritisierte Förch. „Wir müssen als Bad auch eine Lärmschutzverordnung haben“, betonte Förch, das dürfe man nicht vergessen. „Bei zwei Jahren Aufhebung haben wir die nicht mehr; dann kommt vielleicht noch das Kreuzer...“, erläuterte Förch. Auch beim aufgelassenen Traditionshotel Kreuzer gibt es ja Pläne für einen großen Umbau (wir berichteten). Zuletzt war es darum aber still geworden. „Wir sind gesprächsbereit und wissen auch, dass wir etwas ändern müssen“, so Förch.

    Glass wiederum warb erneut für eine tief greifende Änderung. „Ich schätze Herrn Holzbock sehr, aber er ist da oben von Ruinen umgeben, da wird man auch mal etwas tun müssen“, sagte Glass. Die geltende Regelung erschwere solche Eingriffe aber. Auch Albert Wanner (CSU) warb dafür, über eine Neuregelung beim Lärmschutz nachzudenken. Er erinnerte an das Nachtfahrverbot, dass man einst auf Drängen der Hoteliers eingeführt habe. Nach der Abschaffung „gibt es Bad Wörishofen immer noch“, stellte Wanner fest. Alwin Götzfried berichtete, dass Bad Wörishofen im Sommer deutliche Übernachtungsrückgänge habe, während es starke Zunahmen im Winter gebe. Zudem reisten Gäste vermehrt am Freitag an, für ein langes Wochenende. Probleme mit Baulärm, so Götzfried, gebe es da dann kaum.

    Deutliche Worte zur Lage im Einzelhandel von Bad Wörishofen

    Deutliche Worte fand auch Fritz Barth von den Aktiven Einzelhändlern. „Wir sind der Meinung, dass es so nicht weitergehen kann.“ Man habe das Hotel Kreuzer verloren, das Kneippianum, das Löwenbräu, das Café Matzberger war lange geschlossen. „Wenn das so weitergeht, schaut es düster aus“, sagte Barth. Als Folge fehlten Tagesgäste in Bad Wörishofen, das sei im Handel nun deutlich spürbar. „Die Menschen kommen in Städte, in denen etwas los ist“, sagte Barth. „Wir konnten den Rückgang bei der Kur gut auffangen, weil wir ein attraktiver Ort sind“, machte der Unternehmer klar. „Das dürfen wir nicht verlieren.“ Über die Zukunft des Hotels Kreuzer sei viel gesprochen worden. „Aber wie uns das weiterbringen soll, was da passiert, das stelle ich infrage“, sagte Barth. Die Löwenbräu-Arkaden nannte Barth dagegen „eine Riesenchance“.

    Hier lesen Sie, was der Stadtrat in der Sondersitzung beschlossen hat:

    Löwenbräu: Zwei Jahre Ausnahme vom Lärmschutz

    Was an Verkehr durch eine so große Baustelle auf die Bürger zukommen wird, machte Dieter Glass auf Nachfragen von Konrad Hölzle deutlich. Man rechne mit 24 Lastwagen am Tag, es könnten 23 bis 26 werden. Stefan Welzel hatte zuvor schon aus dem Bauzeitenplan zitiert und berichtet, es werde 42.000 Kubikmeter Aushub geben, der abtransportiert werden muss. Das entspricht in etwa dem Inhalt von 20 olympischen Schwimmbecken. Drei Bagger wären im Einsatz, so Welzel, denen jeweils acht Lastwagen zugeordnet sind. 1500 Kubikmeter Aushub sollen pro Woche fortgeschafft werden. Auf welcher Route, war eine weitere wichtige Frage. Über Dorschhausen und Kirchdorf oder über die Stöckle- und St.-Anna-Straße seien die Möglichkeiten. Glass sagte dazu, man werde beide Richtungen nutzen müssen. „Sonst ist Bad Wörishofen dicht“. Sein Unternehmen besitze eine eigene Kiesgrube und sei zudem Gesellschafter bei Dachser. Den Aushub unterzubringen, werde kein Problem sein.

    Die große Tiefgarage als Chance für die Lösung des Parkproblems am Kurpark

    Wie groß denn die Baustelle im Vergleich zu der Glass-Baustelle an der Hahnenfeldstraße werden wird, wollte wiederum Hölzle wissen. Glass wollte sich da zunächst nicht festlegen, weil die Löwenbräu-Arkaden ja eine riesige Tiefgarage bekommen sollen. „Da wären wir sicher beim Faktor 3 oder 4“, sagte er dann. Doch die

    Er würde sich ein Miteinander mit der Nachbarschaft wünschen, sagte Kunder. Gemeinsam nach Lösungen suchen, das regte auch Welzel an. Er bat Glass, in dieser Frage auch auf Hubertus Holzbock zuzugehen. Wenn ein Investor, noch dazu ein heimischer, so „eine Chance bietet, dann sollte man diese nutzen“, sagte Welzel zu den Löwenbräu-Arkaden, die er ein „Leuchturm-Projekt“ nannte.

    Stand Dienstag sollten die Aushubarbeiten bei Genehmigung am 15. Oktober 2020 beginnen und bis zum 21. Mai 2021 dauern – also mitten hinein in den 200. Kneipp-Geburtstag. „Das ist nicht die beste Synergie“, betonte Welzel. Vielleicht könne man Glass erlauben, schon früher loszulegen.

    Unter den anwesenden Nachbarn des Löwenbräu-Areals gab es unterschiedliche Meinungen, von „schnell durchziehen“ bis hin zur großen Sorge vor „drei Jahren Lärm“ und Erschütterungen, die womöglich umliegende Gebäude beschädigen könnten. Hierzu sagte Glass, dass man auf Spundwände verzichte und stattdessen mit Bohrpfählen arbeite, weshalb es keine Erschütterungen beim Bau der Tiefgarage geben werde. Glass berichtete, er habe aus der Nachbarschaft überwiegend das Signal erhalten „Augen zu und durch“. Den Nachbarn sei wichtig, dass die Baustelle schnell beendet werde.

    Warum es nicht längst losgehen könne, war eine weitere Frage. Ein Redner zog den Vergleich mit dem Berliner Flughafen und hatte das Rathaus im Verdacht. Stefan Welzel sagte dazu, dass Bayerns Bauvorschriften diese Zeit vorgäben, es liege nicht an der Stadtverwaltung.

    Das ist geplant:

    Löwenbräu-Areal:

    Brauerei 193 Quadratmeter, Lager 198 Quadratmeter im U2; Markthalle mit 826 Quadratmeter Verbrauchermarkt und zwei Läden (84 und 68 Quadratmeter) plus Lager und Kühlräume im U1; Gastronomie, Löwenbräu-Saal mit 217 Quadratmetern und 64 Plätzen plus Arkaden-Saal (178 Quadratmeter) und Garten-Saal (288 Quadratmeter), Küche, Hotel-Lobby, Verwaltung im Erdgeschoß; ) 9 Gewerbeeinheiten oder 9 Wohnungen im 1. OG; 18 Hotelzimmer (36 Betten) im 2. OG; 2 Suiten plus Dachgarten plus Kneippanwendungen im 3. OG; Dachgarten, Gebäude Nord im 4. OG; Dachflächen im 5. OG

    Luerswiese:

    Öffentliche Tiefgarage mit 145 Plätzen, Zugang zum Kurpark im U1; Café/Pavillon 93 Quadratmeter, Tiefgarage für Bewohner mit 74 Plätzen, 16 Einzelräume zu Wohnungen im Erdgeschoß; Wohnungen oder Büros plus Tiefgarage (155 Plätze) im 1. OG; Büros/Praxis Pavillon, Wohnungen im 2. OG; Wohnungen in den restlichen Etagen.

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