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Bad Wörishofen: Löwenbräu-Arkaden: Glass darf trotz Bauverbot im Sommer bauen

Bad Wörishofen

Löwenbräu-Arkaden: Glass darf trotz Bauverbot im Sommer bauen

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    Die Löwenbräu-Arkaden sollen an Bad Wörishofens Kurpark entstehen.
    Die Löwenbräu-Arkaden sollen an Bad Wörishofens Kurpark entstehen. Foto: Architekt Lidl

    Seit dem Sommer 2017 beschäftigt das größte Bauprojekt in Bad Wörishofens Innenstadt den Stadtrat: die Löwenbräu-Arkaden. Nun ist die Bauleitplanung abgeschlossen. Der Stadtrat hat den Bebauungsplan genehmigt. Wegweisende Entscheidungen gab es auch in Sachen Sommer-Bauverbot und in der Frage, über welche Straßen die gewaltigen Erdmassen abtransportiert werden, die beim Bau anfallen werden.

    Die Frage nach dem Lärmschutz hat das Projekt Löwenbräu-Arkaden von Beginn an begleitet. In Bad Wörishofen ist das immer ein besonders heißes Eisen. Die strenge Lärmschutzverordnung Bad Wörishofens macht das Bauen vom 1. Mai bis 15. Oktober praktisch unmöglich. Dieses faktische Sommer-Bauverbot war auch in der Sitzung am Montagabend wieder Thema. Im November 2019 hatte der damalige Stadtrat schon eine Ausnahme für die Löwenbräu-Arkaden gewährt. Weil es zwischenzeitlich einen neuen Stadtrat und auch eine veränderte Planung für das 40-Millionen-Euro-Projekt gibt, ließ Bürgermeister Stefan Welzel (CSU) nochmals über diese Frage abstimmen.

    Das Ergebnis der Abstimmung zum Sommer-Bauverbot war eindeutiger als noch 2019

    Das Ergebnis war am Ende eindeutiger als damals, wo die Ausnahme mit 14:8 Stimmen genehmigt wurde. Diesmal hieß das Ergebnis 20:3, was bedeutet, dass Investor Dieter Glass zwei Sommer lang durchbauen darf. Die Ausnahme gilt nicht für Samstage und Brückentage, es gibt auch keine Ausnahme von der Mittagsruhe, außer etwa bei der Erstellung von Bohrpfählen. Die Nachbarn im Umkreis von 100 Metern müssen beteiligt werden. Ob das immer per Unterschrift gelinge, sei fraglich, sagte Bernhard Oberstaller. Dass eine Beteiligung Einverständnis bedeute, nicht Genehmigung, sagte Paul Gruschka (FW).

    Kritik übte Paola Rauscher (Grüne). „Was treten wir damit los?“, fragte sie. Bürgermeister Welzel sagte, man trete da gar nichts los. Der damalige Stadtrat sei auch für eine Ausnahme gewesen, zudem mache die schiere Größe ein anderes Vorgehen kaum möglich. Entstehen soll ein Ensemble mit Wohnungen, Brauerei, Gastronomie, einem Laden und einem Beherbergungsbetrieb. Dass die Bauzeiten nach der Umplanung kürzer seien, merkte Welzel ebenfalls an.

    Weniger Gebäude, als ursprünglich geplant, doch immer noch muss eine Menge Aushub weggeschafft werden

    Zwei Häuser und eine Tiefgarage mit 85 Plätzen fielen weg, erinnerte Bernhard Oberstaller vom Bauamt. Das hat auch Auswirkungen auf die Menge an Erdreich, die abtransportiert werden muss. Dies war ebenfalls ein wichtiges Thema in der bisherigen Debatte. Aus Dorschhausen und Kirchdorf kamen Befürchtungen, dass die beiden Ortschaften die Leidtragenden des Großprojektes werden.

    Im Durchführungsvertrag zwischen Stadt und Investor wurde nun klar festgelegt, dass nur 15 Prozent des Aushubs in Richtung Norden abgefahren werden, über Dorschhausen und Kirchdorf. 85 Prozent des Materials sollen in Richtung Pforzen/Kaufbeuren abtransportiert werden. Die Lastwagen fahren dazu von der Bürgermeister-Stöckle-Straße über die St.-Anna-Straße und dort an der Grund- und Mittelschule vorbei. Über die Kaufbeurer Straße geht es dann auf die Umgehungsstraße. In früheren Planungen sei der Anteil über Dorschhausen höher gewesen, erläuterte Welzel. Erste Kritik aus der Stöckle-Straße habe es bereits gegeben, berichtete er. Er habe Verständnis. „Hier muss man aber leider in den sauren Apfel beißen“, sagte Welzel.

    Stadt und Investor einigen sich auf Kostenteilungen bei Kanal- und Straßenausbauvorhaben

    Dass man die Einhaltung aber am Ende nicht komplett kontrollieren könne, räumte Oberstaller auf Nachfrage von Christoph Kienle (CSU) ein. Trotz der Verkleinerung der Löwenbräu-Arkaden fielen noch rund 26.000 Kubikmeter Erdreich an, das abgefahren werden muss, berichtete Oberstaller. Dass es kein Problem sei, diese unterzubringen, hatte Investor Glass bereits angekündigt. Das Unternehmen besitze eine eigene Kiesgrube und sei zudem Gesellschafter bei Dachser.

    Im November 2019 war noch von 42.000 Kubikmetern Erde die Rede. Man rechne mit 24 Lastwagen am Tag, es könnten 23 bis 26 werden, sagte Investor Glass damals. Diese Zahl stimmt so nicht mehr, das Unternehmen konnte am Dienstag aber noch keine vergleichbaren Werte nennen. Das liegt auch daran, dass die Baustelle abschnittsweise erschlossen werde, hieß es. Es gebe also Tage ohne Lkw-Verkehr, dann wieder welche mit mehr Verkehr.

    Glass habe auch zugesichert, sich mit bis zu 68.000 Euro an einem Regenwasserkanal für die Bürgermeiste-Stöckle-Straße zu beteiligen, berichtete Oberstaller. Zudem übernimmt der Investor die Hälfte, aber Maximal rund 148.000 Euro, für den geplanten Ausbau der Alfred-Baumgarten-Straße im Bereich der Arkaden. Außerdem werde es vor den Arkaden nun Kurzzeitparkplätze geben.

    Statt Platanen soll es nun Linden an den Löwenbräu-Arkaden in Bad Wörishofen geben

    In dem Vertrag ist auch geregelt, wie das Gelände begrünt werden muss. Hier haben sich Stadtgärtnermeister Andreas Honner und Stadträtin Ottilia Trommer (CSU) eingebracht, wie Welzel berichtete. Deshalb gebe es nun etwa statt Platanen Linden, schilderte Oberstaller. Ebenfalls im Vertrag verankert wurde die Pflicht zur Beweissicherung. Sachverständige werden die Häuser der Nachbarschaft vor Baubeginn untersuchen, damit später klar ist, ob Schäden auf die Bauarbeiten an den Löwenbräu-Arkaden zurückzuführen sind.

    Einwände aus der Bürgerschaft zu der Planung gab es diesmal nicht. Der Bebauungsplan lag einen Monat lang zur Begutachtung aus. Das Landratsamt wies darauf hin, dass Bad Wörishofens Kläranlage bereits überlastet und für solch ein Projekt nicht mehr ausreichend sei. Weil die Stadt die Kläranlage aber bis Mai 2022 erweitert, gab es keinen Einspruch.

    Das Landesamt für Denkmalschutz meldet Bedenken gegen die Löwenbräu-Arkaden an. In unmittelbarer Nachbarschaft befänden sich mit Kurpark und Baumgarten-Villa zwei Liegenschaften aus der Denkmalliste. Der Bebauungsplan ignoriere die Maßstäblichkeiten völlig. Die Löwenbräu-Arkaden würden ein „aus historischen Versatzstücken zusammengesetztes, palastartiges Äußeres“ erhalten. Unter dem zu großen Gebäude würde die Wirkung der Denkmäler leiden. Ein Einwand, den die Stadt nicht teilt, zumal die Arkaden nun kleiner werden, als einst geplant. Der Stadtrat beschloss den Durchführungsvertrag ebenso wie die Satzung zum vorhabenbezogenen Bebauungsplan. Dieser ist nun gültig und Glass kann einen Bauantrag stellen. Dieser werde dann vom Landratsamt bearbeitet, so Oberstaller.

    Glass würde gerne im Oktober mit den Arbeiten beginnen, zunächst muss ja die alte Löwenbrauerei abgerissen werden. Ob der Bauantrag bis dahin genehmigt ist, sei aber fraglich, so Oberstaller. Es habe deshalb bereits die Empfehlung gegeben, mit Teilbaugenehmigungen zu arbeiten. Dass man dies auch beabsichtige, teilte das Unternehmen am Dienstag gegenüber unserer Redaktion mit.

    Alle Artikel zu den Löwenbräu-Arkaden seit 2017 auf einen Blick finden Sie in unserem großen Themen-Special.

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