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Bad Wörishofen: Löwenbräu-Areal: Anwohner wehren sich

Bad Wörishofen

Löwenbräu-Areal: Anwohner wehren sich

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    So sollen die Löwenbräu-Arkaden einmal aussehen. Eine Baugenehmigung dafür steht noch aus.
    So sollen die Löwenbräu-Arkaden einmal aussehen. Eine Baugenehmigung dafür steht noch aus. Foto: Manfred Gittel

    Wenn Bernd Miosga und seine Frau morgens aus den Fenstern schauen, genießen sie in vollen Zügen den Blick ins Grüne der an den Kurpark grenzenden Luerswiese. „Doch mit der schönen Aussicht ist es bald vorbei“, ärgern sich mit dem aus München zugezogenen Ehepaar Miosga auch noch zahlreiche andere Anwohner der Alfred-Baumgarten-Straße und des Albert-Schalle-Weges. Der Grund für den Ärger sind die Pläne für die Löwenbräu-Arkaden, das 40-Millionen-Euro-Projekt von Bauunternehmer Dieter Glass. Der Bebauungsplan, der noch bis zum 12. März, im Rathaus öffentlich ausliegt, sieht auch Gebäude auf der Luerswiese vor.

    Sieben Besitzer von Eigentumswohnungen haben sich bei der Mindelheimer Zeitung wegen dieser, ihrer Meinung nach, illegalen Bebauung der Luerswiese gemeldet. Bekanntlich will das Bauunternehmen Glass auf der in der Kurzone I gelegenen, etwa 7000 Quadratmeter großen Grünfläche mit Baumbestand drei 14 bis 17 Meter hohe Wohngebäude mit großer Parkgarage errichten. Auf dem 3200 Quadratmeter umfassenden Löwenbräu-Areal sollen unter anderem ein Hotel, eine Markthalle sowie ein Pavillon mit Event-Gastronomie entstehen. Eine Baugenehmigung dafür gibt es aber noch nicht.

    Kritiker berufen sich auf Aussagen von Maklern vor dem Wohnungskauf in Bad Wörishofen

    „Beim Kauf der Eigentumswohnungen wurde uns von Maklern versprochen, bei der Luerswiese handle es sich um eine mit Bebauungsverbot verbundene Schenkung an die Stadt Bad Wörishofen“, machen die Anwohner Hertha und Erdmann Haunit den Grund des Ärger deutlich. Dass diese Erklärung aber nicht zutreffe, sagt auf Nachfrage unserer Redaktion der für Liegenschaften zuständige Bernhard Oberstaller von der städtischen Bauverwaltung. Oberstaller klärt auf: „Es gibt seit 1966 einen Bebauungsplan, der die Schaffung öffentlichen Parkraumes auf der Luerswiese vorsieht“. Im Zuge der Fortschreibung des Planes sei die Grünfläche zum Kur- und Erholungsgebiet mit zulässigem Wohnen erklärt worden. So gibt es laut Oberstaller auch keine Einschränkung für eine Bebauung der Luerswiese. Anders lautende Behauptungen verweist er ins Reich der Fantasie und erklärt: „Die Stadt hat dieses Grundstück gekauft und nicht geschenkt bekommen“.

    Trotz klarer Aussage seitens der Stadt Bad Wörishofen herrscht weiter Verunsicherung

    Trotz dieser klaren Aussage herrscht bei den Anwohnern weiter große Verunsicherung. Sie befürchten eine sehr lange Bauzeit, die sich, sollte der Stadtrat für die Sommerzeit keine Ausnahmegenehmigung erteilen, von drei auf sechs Jahre erhöhe. „Das wäre der helle Wahnsinn“, sagt Peter Ilmer. Bernhard Miosga befürchtet zudem, dass das Bauprojekt im Schnellverfahren und ohne Umweltverträglichkeitsprüfung durchgezogen werden könnte. Von „Gigantismus“ sprechen Hertha und Erdmann Haunit. Wie auch ihre Mitstreiter befürchten sie eine starke Zunahme des Lkw- beziehungsweise Lieferverkehrs, wie auch mehr Verkehrsaufkommen und Lärmbelästigung.

    Peter Ilmer wirft dem Investor Glass vor, bis an die Grenzen der gesetzlichen Möglichkeiten und ohne Rücksicht auf bestehende Strukturen und ausreichenden Naturschutz geplant zu haben. Hannelore und Rolf Dieter teilen seine Meinung. „Wer nach Wörishofen zur Kur kommt, erwartet einen beschaulichen Ort mit viel Natur und keine riesigen Betonklötze“, erklären sie. Im Übrigen, so das Ehepaar gebe es in

    Die Kritiker befürchten zudem, dass weitere Luxus-Wohnungen den Mietspiegel in der Stadt in die Höhe treiben und noch bezahlbarer Wohnraum teurer wird. Und schließlich wurde noch kritisiert, dass angesichts der Höhe der Gebäude auf der Luerswiese auch die Bewohner der Hermann-Aust-Straße betroffen seien.

    Was die von der Baufirma Glass zu einer Info-Veranstaltung ins Rathaus eingeladenen Wohneigentümer noch verärgert ist, dass etwa 25 Bäume der Bebauung weichen müssen. Dieter Glass werfen sie eine „Abqualifizierung der Kneipp-Kur“ vor, so Bernd Miosga. Angeblich habe der Investor bei der Infoveranstaltung gesagt, er glaube nicht, dass es heute noch viele junge Leute gibt, die sich in aller Herrgottsfrühe einen kalten Wickel auflegen lassen.

    Diesen Vorwurf wollte Dieter Glass auf Nachfrage unserer Redaktion so nicht stehen lassen. „Da wurde ich absolut missverstanden“, sagte er und gab sich überzeugt: „Der Trend geht in Bad Wörishofen eindeutig zu Thermal und die Leute neigen derzeit mehr zu einem Besuch in der Therme mit warmen Wasser als zu kalten Güssen in der Frühe“.

    Der Bauunternehmer räumte Einschränkungen für die Anwohner während der Bauzeit ein und hofft für die von Lärm und Staub Betroffenen, dass sie wie er sagte „kurz und knackig ausfällt.

    „Die vorgeschriebenen Ruhepausen werden strikt eingehalten“, versicherte Glass und schwärmte von dem „Quartier Löwenbräu“ als einem „Leuchtturmprojekt“ und einer echten Attraktion für Wörishofen“.

    Was Bürgermeister Paul Gruschka aus der Infoveranstaltung für Anwohner berichtet

    Bei der Infoversammlung war auch Bürgermeister Paul Gruschka mit dabei. Als „dringlichste Frage“ hat er dabei jene nach der Bauzeit ausgemacht. Es geht darum, ob Glass im Falle einer Baugenehmigung auch im Sommer weitermachen dürfte, wenn in Bad Wörishofen faktisch ein Baustopp gilt. Es sei auch um die Frage nach Entschädigungen für die Nachbarn gegangen, welche durch die Großbaustelle Beeinträchtigungen fürchten.

    „Aus dieser Veranstaltung war nach meinem Eindruck eine Tendenz in Richtung Durchbauen zu erkennen. Das letzte Wort hierzu hat aber der Stadtrat“, sagt Gruschka.

    Er selbst habe gesagt, das jetzige Löwenbräu-Gelände sei eine „Aufgabe, der wir uns stellen müssen.“ Seiner Meinung nach biete Glass einen „attraktiven Lösungsvorschlag“ an. So ein Projekt sei natürlich immer mit Beeinträchtigungen der Nachbarschaft verbunden. „Die Stadt Bad Wörishofen ist selbstverständlich bemüht, einen Ausgleich aller Interessen zu schaffen“, sagt Gruschka. Man werde auch „die Sorgen unserer Hoteliers und unseres Kur- und Tourismusbetriebes“ abwägen, kündigte Gruschka im Hinblick auf die Debatte um eine Ausnahme vom Bauverbot an.

    Mehr über das Großprojekt Löwenbräu-Arkaden in Bad Wörishofen lesen Sie hier:

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