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Bad Wörishofen: Leiter des Unterallgäuer Impfzentrums: „Wir müssen die Osterferien nutzen“

Bad Wörishofen

Leiter des Unterallgäuer Impfzentrums: „Wir müssen die Osterferien nutzen“

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    Schnelltests spielen eine große Rolle, wenn es um die Frage geht, wie die Corona-Pandemie bekämpft werden kann. Das sagt auch Max Kaplan, der Koordinator des Impfzentrums Bad Wörishofen.
    Schnelltests spielen eine große Rolle, wenn es um die Frage geht, wie die Corona-Pandemie bekämpft werden kann. Das sagt auch Max Kaplan, der Koordinator des Impfzentrums Bad Wörishofen. Foto: Ralf Lienert

    Seit zwei Wochen steigen die Corona-Zahlen im Unterallgäu immer weiter an. Gleichzeitig erhält das Impfzentrum in Bad Wörishofen weniger Impfstoff als geplant, Schnelltests sind noch weniger verbreitet, als erhofft. Dr. Max Kaplan sieht diese Zusammenhänge mit zunehmender Sorge. Er ist der ärztliche Koordinator im Unterallgäu. Für Kaplan ist klar, wo jetzt schnell gehandelt werden muss.

    Seit über zwei Wochen kennt der Inzidenzwert im Landkreis Unterallgäu nur einen Weg: nach oben. Am Sonntag lag die Sieben-Tage-Inzidenz im Unterallgäu laut Robert-Koch-Institut bei 206,4.

    Mit ausschlaggebend für die hohen Werke sei nach den Erkenntnissen Kaplans die Öffnung von Schulen und Kitas gewesen, ohne die eigentlich erforderlichen Schnelltests. Diese seien mittlerweile geliefert, doch sei man noch weit von einem flächendeckenden Einsatz entfernt. Er habe gerade erst mit einer Schulleiterin aus dem Unterallgäu telefoniert, die berichtet habe, dass nur 15 Prozent der Eltern einen Schnelltest der Kinder im Schulgebäude erlauben würden. „Das bringt dann natürlich nichts“, sagt der Mediziner. Dabei misst Kaplan den Schnelltests eine wichtige Rolle zu. „Wir müssen die Ansteckenden unter den Symptomlosen finden“, verdeutlicht er.

    Die Kinder sollten zuhause getestet werden, nicht in der Schule, findet Max Kaplan

    Vor allem Kinder würden bei einer Corona-Infektion kaum oder keine Symptome entwickeln, das Virus aber trotzdem weiterverbreiten. Um die Akzeptanz der Tests zu erhöhen, sollten Kinder lieber zuhause getestet werden, sagt Kaplan. Entscheiden müsse dies das Kultusministerium. Dort hält Minister Michael Piazolo (FW) bislang an den Tests in der Schule fest. „Psychologisch schwierig“ sei das für die Kinder, sagt dagegen Kaplan. Die Kinder müssten nicht nur die Masken für die Tests ablegen. Ein positives Ergebnis würde sofort in der Klasse bekannt. „Womöglich würden Kinder dort sofort stigmatisiert“, sagt Kaplan. Lehrer müssten sie umgehend in einen getrennten Raum bringen. Vor dem Test seien die Kinder zudem womöglich schon mit dem Schulbus gefahren.

    „Auf jeden Fall müssen wir jetzt die Osterferien nutzen, um nach Ostern an den Schulen vorbereitet zu sein“, fordert Kaplan. Selbst entscheiden kann er das nicht, Kaplan nimmt eine Beraterrolle ein. Als solcher sagt er auch: Ein härterer Lockdown wäre jetzt nötig. „Wir haben nur eine Chance, die Pandemie in den Griff zu bekommen, wenn die Zahlen sinken“, betont Kaplan. „Die Impfungen werden sich erst in etwa drei Monaten auswirken.“

    So bewertet der Koordinator des Impfzentrums Bad Wörishofen den Zusammenhang zwischen Inzidenz und Anzahl der Corona-Tests

    Testen sei nun wichtig, deshalb suche man weiter nach Standorten für Testzentren im Unterallgäu. „Es stimmt, dass man auch mehr findet, wenn man mehr testet“, sagt Kaplan. Er macht aber eine andere Rechnung auf.

    Bundesweit werde derzeit etwas häufiger getestet als zuvor. Kaplan bezieht sich dabei auf die PCR-Tests und Zahlen des Robert-Koch-Instituts, das regelmäßig von etwa 200 Laboren mit Werten versorgt wird. „Aber es steigt nicht nur die Zahl der Tests“, verdeutlicht Kaplan. Die Zahl der positiven Befunde habe ebenfalls merklich zugenommen, von 6,8 auf 7,9 Prozent binnen einer Woche. „Das ist sehr viel in so kurzer Zeit“, verdeutlicht Kaplan. „Das ist die entscheidende Zahl.“ Denn: „Wären also nur die vielen Tests an den steigenden Inzidenzen schuld, dürfte der Anteil der positiven Fälle nicht so steigen, müsste eher sinken“, erklärt Kaplan.

    Statt mehr kommt weniger Impfstoff in Bad Wörishofen an - AstraZeneca wird in dieser Woche nicht geliefert

    Die britische Corona-Variante B.1.1.7 sei der Grund dafür. Sie sei hochinfektiös und „verursacht leider auch schwerere Verläufe“ als die im Vorjahr dominierende Wildform, sagt Kaplan. „Jetzt liegen auch jüngere Patienten auf den Intensivstationen.“

    Im Impfzentrum hat man reagiert und die Zeit bis zur Zweitimpfung nach hinten verschoben, bis zu 12 Wochen bei AstraZeneca. Auch Biontech und Moderna werden nun später geimpft. Das habe sich etwa in Großbritannien bewährt. Man könne so auch mehr Erstimpfungen anbieten. Allein: Mal wieder mangelt es an Impfstoff, trotz aller Zusagen.

    Statt mehr, kommt in Bad Wörishofen noch weniger an. „AstraZeneca etwa bekommen wir in der dieser Woche überhaupt nicht geliefert“, klagt Kaplan.

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