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Bad Wörishofen: Kündigung: Was wird aus Wörishofens Kurorchester?

Bad Wörishofen

Kündigung: Was wird aus Wörishofens Kurorchester?

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    Vielseitig und kreativ, was die Auftrittsorte angeht: Das Bad Wörishofer Kurorchester hat schon an vielen Stellen der Stadt die Kurgäste und Einheimischen unterhalten, hier im Rosengarten des Kurparks.
    Vielseitig und kreativ, was die Auftrittsorte angeht: Das Bad Wörishofer Kurorchester hat schon an vielen Stellen der Stadt die Kurgäste und Einheimischen unterhalten, hier im Rosengarten des Kurparks.

    Rund 600 Konzerte pro Jahr, eine große Fangemeinde, eigene CD-Produktionen: Bad Wörishofens Kurorchester „Musica Hungarica“ ist eine Institution – hinter der nun ein großes Fragezeichen steht. Bad Wörishofen schreibt die Kurmusik europaweit zur Neuvergabe aus. Der Grund dafür: Orchesterchef Zsolt Gazsarovszky hat den bestehenden Vertrag mit der Stadt zum Jahresende gekündigt. Seither steht die Frage im Raum, wie es mit der

    Die Kurmusik hat in Bad Wörishofen eine lange Tradition. Bereits 1900 spielte hier ein damals 35 Personen zählendes Orchester zu den Kneippanwendungen auf, unter der Leitung von Pius Müller senior. Mit der Zeit wurde das Orchester verkleinert. Wie sehr man in Bad Wörishofen aber an der Kurmusik hängt, zeigt ein Blick ins Jahr 1991. Damals kündigte die Stadt dem zwölfköpfigen Kurorchester unter der Leitung von Gerd Hagler. Man wollte ein neues Konzept umsetzen. Stattdessen kam es zu Protestmärschen von Kurgästen in der Stadt. Die ungarische Kurmusik – Musica Hungarica – gibt es mittlerweile seit 1992 in Bad Wörishofen. Ivan Bianki war der erste Leiter.

    Nach dessen Tod mit nur 54 Jahren am 24. Juni 2000 übernahm sein Stellvertreter, Zsolt Gazsarovszky die Orchesterleitung. Seit 2002 ist das Kurorchester ein eigenständiges Unternehmen. Dieses Unternehmen, die MHO Orchester GmbH, hat nun den Vertrag mit der Stadt Bad Wörishofen gekündigt. Die Kneippstadt muss nun reagieren. Die Summe, um die es geht, erfordere eine europaweite Ausschreibung, berichtete Rathaus-Geschäftsleiter Martin Aicher im Stadtrat. Dieser Schwellenwert liege bei 214.000 Euro netto. „Da sind wir deutlich drüber“, sagte Aicher.

    Bad Wörishofen gibt laut Haushaltsplan jährlich rund 250.000 Euro für die Kurmusik aus. Der Kur- und Tourismusbetrieb habe eine anonyme Markterkundung über ein Online-Fachmagazin gestartet und werde die Ergebnisse in das Leistungsverzeichnis einfließen lassen.

    Beschluss des Stadtrates soll auch ein klares Bekenntnis zum Fortbestand der Kurmusik in Bad Wörishofen sein

    Bürgermeister Stefan Welzel (CSU) machte deutlich, dass ein Beschluss für diese Ausschreibung auch als klares Bekenntnis zum Fortbestand der Kurmusik in Bad Wörishofen verstanden werden müsse. Zu den genauen Hintergründen der Kündigung wurde in der Sitzung nichts bekannt. Grünen-Fraktionssprecherin Doris Hofer sagte allerdings, es sei bedauerlich, dass „Musica Hungarica durch Corona so unter Druck geraten ist, dass sie den Vertrag kündigen mussten“. Die Kurmusik sei „wahnsinnig wichtig“ für Bad Wörishofen, betonte Hofer.

    Das sieht auch Bürgermeister Welzel so, zumal das Orchester viele Fans habe. Hofer kritisierte, man habe in der Vergangenheit „einiges verschenkt“, wenn es darum geht, die Popularität des Kurorchesters für die Werbung zu nutzen. Bad Wörishofens Kurorchester müsse sich nun dem Wettbewerb stellen, betonte Hofer. „Ich glaube, das schaffen sie auch“, gab sie sich zuversichtlich. Denn klar wurde auch: Musica Hungarica würde auch gerne weitermachen. Das sagte Bürgermeister Welzel in der Sitzung. Dort wurde die europaweite Ausschreibung Kurmusik am Ende einstimmig beschlossen. Wichtig sei dabei aber, keine Abstriche bei Qualität und personeller Besetzung zu machen, betonte Hofer.

    So schildert der Chef des Kurorchesters Bad Wörishofen die Probleme in der Corona-Pandemie

    Dass die Kneippstädter Kurmusik wegen Corona schwierige Zeiten hinter sich hat, machte tags darauf Zsolt Gazsarovszky gegenüber unserer Redaktion deutlich. Andererseits ist Bad Wörishofen einer der wenigen Kurorte in ganz Deutschland, die sich noch ein solch komplettes Ensemble leisten. Wenn es nach Zsolt Gazsarovszky geht, würde er mit seinen Kollegen diese Tradition auch gerne weiter fortsetzen, wie er betont. Er verhehlt auch nicht, dass die Kurmusik für Bad Wörishofen einen nicht zu unterschätzender Werbefaktor darstelle und dass die Musiker auch gerne Werbung für die Stadt machen würden.

    In der Coronazeit, in der das Ensemble nur sehr eingeschränkt oder gar nicht auftreten konnte, hätten sich leider einige Musiker anderweitig orientieren müssen, um den Lebensunterhalt zu ermöglichen, berichtet der Orchesterchef. Doch stehe die Kurmusik nun wieder auf guten Beinen und würde gerne weitermachen, so der Leiter. Zuletzt gab es Drei-Jahres-Verträge. Um Planungssicherheit für beide Seiten zu haben, werde rechtzeitig verhandelt, denn die Bedingungen müssten jeweils angepasst werden. Gazsarovszky hebt auch das stets gute Verhältnis zur Stadt hervor und würde gerne auch noch das 30-jährige Jubiläum seines Orchesters hier feiern.

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