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Bad Wörishofen: Julia Hofmann ist verliebt in Moskau

Bad Wörishofen

Julia Hofmann ist verliebt in Moskau

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    Die 22-jährige Bad Wörishoferin Julia Hofmann hat sich sofort in die russische Hauptstadt Moskau verliebt.
    Die 22-jährige Bad Wörishoferin Julia Hofmann hat sich sofort in die russische Hauptstadt Moskau verliebt. Foto: Sammlung Hofmann

    „Warum ausgerechnet Russland?“ Diese Frage wird Julia Hofmann aus Bad Wörishofen immer wieder gestellt. Ihre Antwort: „Ehrlich gesagt fällt mir die Suche nach einer Antwort schwer, denn es gibt für mich kein Datum, kein Ereignis und keine Verpflichtung, auf die ich meine Affinität für Russland begründen könnte.“

    Die russische Kultur hat es der Bad Wörishoferin angetan

    Es sei wohl so ein bisschen wie mit einer Lieblingsfarbe. Irgendwie würde es sie geben, doch erklären könne man das nicht. Sie lacht und meint: „Mit Sicherheit kann ich sagen, dass die russische Hochkultur und ihre Vertreter, so wie mein Lieblingsschriftsteller Fjodor Michailowitsch Dostojewski, meine positiven Gefühle für das Land immer wieder aufs Neue bestärken. Vielleicht liegt gerade in der Kultur der Schlüssel zu meinem Interesse.“

    Dazu beigetragen hätten gewiss auch die weltoffene Erziehung und das Geschichtsbewusstsein ihrer Eltern. Sie waren es auch, die ihr nach dem Abitur den Vorschlag machten, ihr besonderes Interesse für Geschichte nicht nur als Historikerin zu betrachten.

    Sie schlugen ihr verschiedene interdisziplinäre Studiengänge vor. Der Studiengang „European Studies“ an der Universität Passau sprach sie sofort an mit verschiedenen Sozialwissenschaftlichen Bereichen und Kulturräumen.

    Die Entscheidung fiel „zur Überraschung aller“ für die Schwerpunkte Ostmitteleuropa, Politikwissenschaft und Betriebswirtschaftslehre. Ihr Ziel war für viele unverständlich. Julia Hofmann erinnert sich, dass sie gesagt habe: „Russland wird immer eine bedeutende Rolle in der Welt spielen, nicht nur politisch sondern auch kulturell.“

    Sie arbeitet für das Deutsch-Russische Forum

    Mittlerweile arbeitet sie für das Deutsch-Russische Forum in Berlin. Doch der Weg dorthin führte die gebürtige Bad Wörishoferin zunächst in die Pfarrer-Kneipp-Grund- und Mittelschule. Es folgte das Joseph-Bernhart-Gymnasium in Türkheim, bevor sie in Passau die Universität besuchte. Da ihr Sprachen mehr zusagten als Mathematik, belegte sie Englisch, Latein, Französisch und Spanisch und natürlich das geliebte Fach Geschichte. Dass sie das einmal nach Moskau, eine Wahlheimat, führte, das ahnte sie da noch nicht. Sie trat während des Studiums der Hochschulgruppe RCDS (Ring Christlich-Demokratischer Studenten) der CSU bei, damals noch aktiv, doch sei ihr das immer noch wichtig. Julia Hofmann erzählt: „Während des Studiums hatte ich das große Glück Manfred Weber bei seinem Europawahlkampf 2019 in Niederbayern zu unterstützen.“

    Es sein eine Erfahrung gewesen, für die sie dankbar sei. Ein Ereignis blieb ihr besonders im Gedächtnis: „Hochrangige Gäste wie Angela Merkel, Sebastian Kurz und weitere europäische Spitzenpolitiker waren dabei. Unter den Besuchern war auch Jan Dresel, Leiter der Hanns-Seidel-Stiftung in Moskau. Das Kennenlernen Jan Dresels in München war im Nachhinein wohl der erste Moment, bei dem mein Interesse für Russland und meine Begeisterung für die Politik verschmolzen. - Es tut gut, einen Bayer in Moskau zu wissen.“

    Moskau war allerdings nicht ihre erste von vielen Stationen in Russland, die sie besuchte. Es seien zahlreiche universitäre, berufliche und private Reisen gewesen, die sie seit 2017 unternahm. Sie lacht, wenn sie aufzählt: In ihrer Sammlung fehle eigentlich nur noch Sibirien.

    Ihre erste russische Stadt war Ivanovo. Diese Stadt mit rund 400.000 Einwohnern liegt rund 250 Kilometer Luftlinie) nordöstlich von Moskau. Hier absolvierte sie an der Staatlichen Universität Ivanovo in Kooperation mit der Universität Passau einen Sprachkurs. Diese Stadt sei „eine typische russische Stadt fernab der Metropolen“.

    Ihr Lächeln hat sie verraten

    Julia Hofmann erinnert sich an eine Begegnung in einem Lebensmittelladen: „Wie jeden Tag, in deutscher Manier, lächelte ich die Kassiererin an und bedankte mich höflich. Sie guckte mich dann schräg an und sagte, dass ich mit Sicherheit keine Russin sei und was mich denn hierher verschlagen hätte. Ich sagte, dass ich Deutsche bin und herkam um die Sprache zu lernen, aber, woher sie denn wüsste, dass ich keine Russin sei. Ihre Antwort war, dass mein Lächeln mich verraten hat. Daraufhin mussten wir beide lachen. Fortan erhielt ich dann russisches Konfekt von ihr, wenn ich einkaufte und sie an der Kasse saß.“

    Es sind diese Erinnerungen, an denen man messen kann, wie sehr sie sich in Russland verliebt hat. Doch da gibt es noch so viel mehr. Dazu gehört auch ein Besuch im Bolshoi-Theater. Sie habe sich das Ballett „Der Nussknacker“ von Pjotr Iljitsch Tschaikowski angesehen. Das mache sie heute noch sprachlos. Es sei mit der Primaballerina Maria Vinogradova das wohl Schönste, was sie bis dahin habe erleben dürfen.

    Für Julia Hofmann wurde ein Mädchentraum wahr, zumal sie seitdem mit Maria Vinogradova vernetzt ist und sie sich hin und wieder schreiben.

    Seit März dieses Jahres arbeitet Julia Hofmann in der Geschäftsstelle beim Deutsch-Russischen Forum in Berlin. Als Projektleiterin betreute sie das Projekt „Spielend Russisch lernen“. Es erfüllt sie mit Stolz und freut sich besonders darüber, dass Anastasia Müller und Patrick Oppenauer - „zwei junge Menschen aus meiner Heimat“ - vom Begabtenstützpunkt des Holbein Gymnasiums Augsburg beim ersten digitalen Finale des Bundescups den ersten Platz belegten.

    Julia Hofmann sagt auch: „Mein Herz geht in Moskau auf. Meine Familie besuchte mich über Weihnachten 2019 erstmals in Moskau. Voller Stolz stand ich am Flughaben. Als die Türe aufging und ich sie dann das erste Mal auf russischem Boden sah, hatte ich Tränen in den Augen“ So konnte sie ihrer Familie endlich das zeigen, wofür ihr Herz schlägt. Ihr Vater formulierte es treffend: „Julia ist verliebt - in Moskau.“

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