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Bad Wörishofen: Investor passt Löwenbräu-Arkaden an

Bad Wörishofen

Investor passt Löwenbräu-Arkaden an

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    So sollen die Löwenbräu-Arkaden nun nach einer wiederholten Umplanung aussehen.
    So sollen die Löwenbräu-Arkaden nun nach einer wiederholten Umplanung aussehen. Foto: Architekt Franz Lidl

    Das Interesse am 40-Millionen-Euro-Projekt Löwenbräu-Arkaden ist enorm, das zeigte nicht zuletzt die Stadtratssitzung am Montagabend. Über 100 Zuhörer wollten wissen, wie es weitergeht. Sie sahen Entwürfe für die Gestaltung des Straßenraums an der Ostseite des Löwenbräu-Areals. Und sie sahen die überarbeitete Planung des Investors Dieter Glass, welche Einwendungen und Befürchtungen aus der Nachbarschaft berücksichtigt. 114 Seiten dick ist das Dokument der Stellungnahmen von Behörden, Fachstellen und Bürgern, die nicht einzeln, sondern in Themenblöcken vorgestellt wurden. Das bedeutete viel Arbeit für die Planer - und neue, teils einschneidende Lösungen.

    Dabei stellten die Redner gleich mehrfach klar: Das Projekt steht immer noch am Anfang. Einen Bauantrag gibt es noch nicht, auch keine Genehmigung für einen Bau. Thema der Sitzung war allein der sogenannte vorhabenbezogene Bebauungsplan, der für das Projekt nötig ist.

    „Bedenken gab es vor allem hinsichtlich Proportionen, Bauweise und Dichte der Bebauung“ auf dem Löwenbräu-Areal und der Luerswiese, schilderte Bernhard Oberstallervom Bauamt das Ergebnis der ersten öffentlichen Auslegung. Die „Maßstäblichkeit der unmittelbaren Nachbarbebauung wird negiert“, schreibt etwa das Landesamt für Denkmalpflege. Von einem „städtebaulichen Gravitationspunkt“ spricht dasLandratsamt, das Projekt werde aber „begrüßt“. Auch zahlreiche Privatpersonen äußerten ihre Meinung und ihre Bedenken. Von „überdimensioniert“ ist da die Rede, dem Wegfall der Grünfläche Luerswiese, einer befürchteten Verschlechterung der Lebensqualität in der Nachbarschaft und Sorgen wegen Veränderungen am Grundwasserspiegel. Immerhin ist eine zweigeschoßige Tiefgarage geplant. Zudem befürchten Bürger eine Zunahme des Verkehrs, da die Löwenbräu-Arkaden Gastronomie und Einzelhandel beherbergen sollen, der nicht nur Kunden, sondern auch Lieferanten braucht.

    Mehr Abstand zu den Nachbarn: Das Ensemble rückt nach Norden

    Investor Glass hat als Folge die Pläne angepasst. Die Loggien in der Ebene eins zur Hermann-Aust-Straße und zur Bürgermeister-Stöckle-Straße hin wurden entfernt. Zudem wandert der Baukörper Süd/Ost um 1,5 Meter nach Norden, was den Abstand zur

    Die IHK empfiehlt, großflächige Ansiedlung von innenstadtrelevanten Sortimenten auszuschließen. Bayerns Handelsverband vermisst noch detaillierte Angaben zum Konzept „Markthalle inklusive Vollsortimenter“ und zum geplanten Branchen-Mix. Die Regierung von Schwaben verlangt ebenfalls Informationen zur Sortiments- und Verkaufsflächenkonzeption. Privatpersonen befürchten, dass die Löwenbräu-Arkaden dem Wörishofer Einzelhandel Kaufkraft entziehen.

    Eine „einvernehmliche Lösung“ wurde laut Verwaltung wohl für das Abstandsproblem zur Hermann-Aust-Straße 4 gefunden. Aus der Stellungnahme des Landratsamtes geht hervor, dass die Treppenanlage weiter von der Grenze abgerückt wurde. Die Dachterrassen werden begrünt und dürfen nicht für gewerbliche Zwecke genutzt werden.

    Bernhard Oberstaller erläuterte, dass geplant ist, einen Vollsortimenter, also etwa einen Supermarkt, mit rund 826 Quadratmetern und zwei weitere Einzelhandelsflächen mit zusammen maximal 270 Quadratmetern zu schaffen. Oberstaller erinnerte auch daran, dass mindestens 50 Prozent der Geschoßflächen für Gastronomie, Einzelhandel, Beherbergung und öffentliche Bereiche genutzt werden müssen. So hat es der Stadtrat bereits im November 2017 beschlossen. „Damit soll wieder etwas Ähnliches, etwas Gastronomisches entstehen“, erinnerte Oberstaller.

    So lange gibt es schon Baurecht auf der Luerswiese

    Planer Rudolf Zahner berichtete, dass die Luerswiese seit 1969 mit Baurecht versehen sei. Er ging außerdem auf die erste Beurteilung der Grundwassersituation ein. Man gehe von 0,01 Metern Anstieg des Grundwasserspiegels aus. Maßnahmen seien nötig, aber es seien keine Probleme für die Nachbarn zu befürchten, wenn „sich alle an die Spielregeln halten“. Sofort kam Widerspruch von Helmut Vater (SPD), dem einstigen Chef der Stadtwerke Bad Wörishofen. „Hier herrschen sehr kleinräumige Verhältnisse“, sagte er und erinnerte an die Brunnenbohrung Wegäcker: „Die Bohrung brachte kein Wasser, fünf Meter weiter kam dann Wasser.“ Vater verlangte eine flächige Darstellung des Untergrunds.

    Dass die Grundwassersituation noch ausführlich begutachtet werde, sagten sowohl Zahner als auch Oberstaller. Beide schlossen sich Vaters Forderung an.

    So hoch sind die Nachbargebäude - und Bad Wörishofens prägende Bauten

    Eindeutige Aussagen zur Höhe der Umgebungsbebauung forderte Konrad Hölzle (CSU) ein. Er erfuhr, dass das höchste Gebäude der Löwenbräu-Arkaden 22,3 Meter Firsthöhe erreichen wird. In der Umgebung würden derzeit 17 bis 18 Meter erreicht. Es gebe im Stadtkern aber mehrere hohe Gebäude, etwa das Kneippianum mit 25 Metern, das Sebastianeum mit 22,3 Metern oder den Sonnenhof mit 20 Metern.

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    Alwin Götzfried von der Fraktion der Freien Wähler stellte die Zeitfrage. „2021 ist Jubiläumsjahr“, erinnerte er. Rudolf Zahner sagte, wenn alles gut läuft, könne in 2019 noch der Satzungsbeschluss erfolgen. Die Bauzeit werde mit 18 Monaten kalkuliert. Dies hänge aber auch von noch zu genehmigenden Ausnahmeregelungen vom faktischen Bauverbot im Sommer ab.

    Der Stadtrat genehmigte dieses „Ergebnis der Prüfung“ am Ende bei einer Gegenstimme.

    „Wir sind uns hier, glaube ich, einig, dass wir so ein Konzept grundsätzlich begrüßen“, sagte Baureferent Wilfried Schreiber (FW). Es sei ein „neuer Anziehungsmagnet“. Schreiber honorierte, dass der Plan bereits mehrfach angepasst wurde. So sei die Kuppel in die Mitte des Gebäudes gerückt, der Säulengang im zweiten Geschoß sei verschwunden. „Das nimmt dem Gebäude den Walhalla-Charakter“, sagte er. Der Abstand zu den Nachbarn sei verbessert, breitere Fußwege ermöglicht worden. Auch lägen nun Pläne zur Vorplatzgestaltung vor. Das Konzept biete einen Lebensmittelmarkt im Süden der Kernstadt, welcher bei der laufenden Erstellung des Masterplans Innenstadt bereits vermisst wurde. Der Bau sei „sehr massiv“, doch mit Sebastianeum oder Kneippianum gebe es andere „Solitärbauten“. Er würde sich noch flachere Dächer und den Verzicht auf die Kuppel wünschen, sagte Schreiber. „Aber über Architektur lässt sich streiten.“

    Warum ein Supermarkt in den Arkaden auf Gegenliebe stößt

    Stadtentwicklungsreferent Daniel Pflügl (Grüne) würdigte die Bemühungen des Investors und erinnerte an das bestehende Baurecht auf der Luerswiese. Da könne man nun nicht sagen, diese dürfe nicht bebaut werden. „Wir sollten uns so etwas künftig aber schwerer machen“, empfahl Pflügl mit Blick auf Baurechtsvergaben. „Es ist immer bitter, wenn eine Grünfläche verschwindet.“

    Durch die Arkaden entstünde öffentlicher Parkraum, lobte Pflügl. 145 öffentliche Stellplätze sind geplant. Einst sollte auf der Luerswiese ja das Parkhaus West entstehen. Die Arkaden seien über die Laubengänge zudem für die Öffentlichkeit zugänglich. Es entstehe ein Supermarkt, der jetzt fehlt, und Gastronomie – „das ist super“.

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    Grünen-Fraktionssprecherin Doris Hofer würdigte ebenfalls die Anstrengungen des Investors, erinnerte aber an die problematische Verkehrssituation an der Stelle auf der viel befahrenen Bürgermeister-Stöckle-Straße. Sie forderte mehr Schutz für Radfahrer und damit eine Trennung der Verkehrsräume. Zudem sollten Busse direkt vor den Löwenbräu-Arkaden halten. Die Freiflächen sollten großzügig begrünt werden, so Hofer. CSU-Fraktionssprecher und Zweiter Bürgermeister Stefan Welzel lenkte das Augenmerk auf den zu erwartenden Zulieferverkehr, die Verzahnung des Einzelhandels mit dem Bestand und die Platzgestaltung an der Ostseite. „Es ist wichtig, dass wir da keine Straßenschlucht bekommen“, betonte Welzel. „Wir würden uns aber sehr freuen, wenn wir eine richtige Event-Location bekommen.“ SPD-Fraktionssprecher Stefan Ibel kritisierte, dass die „beträchtlichen Bedenken der Bürger“ in der Sitzung zu kurz gekommen seien. „Ich hoffe, dass dies im nächsten Schritt erfolgt.“ Man müsse die Wünsche der Anlieger aufnehmen. „Sie müssen es ja ausbaden“, stellte Ibel klar. Er kritisierte zudem, dass die Markthalle „mit einmal als Supermarkt konkretisiert wird.“ Da habe „man bislang ganz andere Informationen“.

    Es gibt zwischenzeitlich drei neue Gutachten

    Bernhard Oberstaller berichtete, dass zwischenzeitlich drei weitere Gutachten bei der Stadt eingegangen seien, die zum Zeitpunkt der Auslage noch nicht vorlagen. Diese würden in der nächsten Runde öffentlich ausgelegt.

    Dass man dieses Projekt nun voranbringen müsse, sagte Ilse Erhard (CSU), was Ibel mit „populistischer Aufruf“ quittierte. „Wir sind ja gerade dabei“.

    Bürgermeister Paul Gruschka (FW) sagte zum Ende der Debatte, er freue sich über die Bestätigung seiner Einschätzung zur verträglichen Größe des Projekts durch das Landratsamt. „Es ist gut, dass der Bauwerber eine gütliche Einigung mit den Nachbarn gefunden hat“, so Gruschka. Auch er empfahl, das Ergebnis der Abwägung zu beschließen.

    Das ist geplant:

    • Löwenbräu-Areal:
    • Brauerei 193 Quadratmeter, Lager 198 Quadratmeter im U2; Markthalle mit 826 Quadratmeter Verbrauchermarkt und zwei Läden (84 und 68 Quadratmeter) plus Lager und Kühlräume im U1; Gastronomie, Löwenbräu-Saal mit 217 Quadratmetern und 64 Plätzen plus Arkaden-Saal (178 Quadratmeter) und Garten-Saal (288 Quadratmeter), Küche, Hotel-Lobby, Verwaltung im Erdgeschoß; ) 9 Gewerbeeinheiten oder 9 Wohnungen im 1. OG; 18 Hotelzimmer (36 Betten) im 2. OG; 2 Suiten plus Dachgarten plus Kneippanwendungen im 3. OG; Dachgarten, Gebäude Nord im 4. OG; Dachflächen im 5. OG
    • Luerswiese:
    • Öffentliche Tiefgarage mit 145 Plätzen, Zugang zum Kurpark im U1; Café/Pavillon 93 Quadratmeter, Tiefgarage für Bewohner mit 74 Plätzen, 16 Einzelräume zu Wohnungen im Erdgeschoß; Wohnungen oder Büros plus Tiefgarage (155 Plätze) im 1. OG; Büros/Praxis Pavillon, Wohnungen im 2. OG; Wohnungen in den restlichen Etagen.
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