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Foto: Bernd Feil
Foto: Bernd Feil

Bürgermeister Stefan Welzel vereidigte das neue Stadtratsmitglied Ottilia Trommer in der denkmalgeschützten Wandelhalle.

Bad Wörishofen
14.05.2021

In Bad Wörishofen wird eine neue Stadträtin vereidigt

Von Markus Heinrich

Ottilia Trommer ist neues Ratsmitglied. Warum der eigentliche Nachrücker verzichtet und wie künftig online beraten wird.

Ungewollt hat Ottilia Trommer (CSU) aus Dorschhausen am Mittwochabend ein bisschen Stadtgeschichte geschrieben. „Du wirst die Einzige sein, die in der Wandelhalle vereidigt wurde“, sagte Bürgermeister Stefan Welzel (CSU). Die Neubesetzung wurde nach dem Tod von Ilse Erhard (CSU) notwendig. Laut Geschäftsleiter Martin Aicher ist es bereits die dritte im ersten Ratsjahr. Der Rat fällte unter fast freiem Himmel zudem eine wegweisende Entscheidung.

Die denkmalgeschützte Wandelhalle steht direkt an der Promenadestraße, unweit des Klosters. Der Begriff öffentliche Sitzung bekommt da gleich eine größere Bedeutung. „Jetzt seht Ihr den Stadtrat von Bad Wörishofen live“, scherzte Bürgermeister Stefan Welzel (CSU) via Mikrofon, als eine Gruppe Jugendlicher mit portablem Lautsprecher samt wummernden Bässen vorbeikam. „Welche Ehre“, flachste ein Jugendlicher zurück. „Für uns auch“, konstatierte Welzel. Zuvor hatte der Bürgermeister daran erinnert, dass die Antwort auf die Frage „nach dem Leben, dem Universum und dem ganzen Rest“ bekanntlich 42 sei – ein Zitat aus der Romanreihe „Per Anhalter durch die Galaxis“.

Mit der Sitzung in der Wandelhalle will die Stadt verhindert, dass im Ernstfall der gesammte Bad Wörishofer Stadtrat in Quarantäne muss

42 Jahre lang wirkte auch der Pfarrer und Heiler Sebastian Kneipp in Bad Wörishofen. „Er ist in Bad Wörishofen gestorben, aber seine Lehre lebt bis heute weiter“, stellte Welzel fest. Am 17. Mai wäre Kneipp 200 Jahre alt geworden. Auch deshalb fiel Welzels Wahl des Sitzungsortes auf die Wandelhalle, wo Kneipp Vorträge gehalten hatte. Man habe aber auch „aus der Not eine Tugend gemacht“, sagte Welzel. Die verschärften Corona-Regeln des Robert-Koch-Instituts hätten zur Folge, dass im Ernstfall womöglich der gesamte Stadtrat nach einer Sitzung in Quarantäne müsste. In der Wandelhalle sei man draußen. Getagt wurde auch dort mit Abstand und Maske. Zuhörer mussten mit Stehplätzen vorliebnehmen.

Sie sahen die Vereidigung von Ottilia Trommer, welche den Platz von Ilse Erhard in der Ratsrunde einnimmt. In der bislang letzten Sitzung hatte der Rat der Verstorbenen gedacht. „So traurig es ist, dass sie nicht mehr bei uns ist, das Leben muss weitergehen“, sagte Welzel. Der Stadtrat müsse wieder vollzählig sein.

Erster Nachrücker auf der CSU-Liste wäre eigentlich Jürgen Bäurle gewesen. Er verzichtete, wie berichtet, auf den Ratssitz. „Er hat sich die Entscheidung nicht leicht gemacht“, sagte Welzel. Bäurle sei aber beruflich stark gefordert und zudem bereits Fraktionsvorsitzender der Jungen Wähler Union im Kreistag. Ottilia Trommer übernimmt auch die Sitze Erhards in diversen Gremien. Neuer Sozialreferent ist dagegen Tobias Kotonski (CSU). Es werde nicht leicht sein, in Erhards Fußstapfen zu treten, sagte die CSU-Fraktionsvorsitzende Michaela Bahle-Schmid. Aber Kotonski werde „das gut machen“. Zudem sei es gut, dass diese Aufgabe auch mal ein Mann übernehme, sagte Bahle-Schmid.

Der Bad Wörishofer Stadtrat kann während der Corona-Pandamie künftig auch in Hybrid-Sitzungen zusammenkommen

Beschlossen wurde in der Wandelhalle auch, gegen eine Stimme, dass der Stadtrat künftig Hybrid-Sitzungen abhalten kann. Damit wolle man auch in Zeiten hoher Corona-Inzidenzen handlungsfähig bleiben, ohne Quarantäne für das gesamte Gremium zu riskieren, sagte Welzel. Bei Hybrid-Sitzungen ist nur Bürgermeister Welzel im Kursaal, das sieht die Gemeindeordnung so vor. Die Ratsmitglieder können sich über die Software Microsoft Teams zuschalten. Die Stadträte können aber auch im Kursaal teilnehmen, wenn sie wollen. Welzel betonte allerdings, dass das Ziel ja weniger Kontakte sei. Grünen-Fraktionssprecherin Doris Hofer regte die Hybrid-Sitzung als immerwährende Alternative an. So könnten Ratsmitglieder auch teilnehmen, wenn sie gerade nicht vor Ort sein können. Beschlossen wurde das aber nicht. Joachim Nägele (FW) sprach sich für einen Livestream der Sitzungen im Internet aus. Das würde das Interesse für die Kommunalpolitik fördern. Dass dem Datenschutzgründe entgegenstehen – zudem technische – sagte Geschäftsleiter Martin Aicher. Für einen Livestream müsse jeder im Saal seine Einwilligung geben. Zudem müsste leistungsfähigere Technik angeschafft werden.

Für die Hybrid-Sitzungen würden keine Mehrkosten anfallen, so Aicher. Im Kreistag sehe das anders aus, weil dort wesentlich mehr Menschen zugeschaltet werden müssten, berichtete Stefan Welzel. Schon die Stadtratssitzung am kommenden Mittwoch wird als Hybrid-Sitzung stattfinden. Dort wird es unter anderem um die Bebauung des Kreuzer-Areals gehen.

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