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Bad Wörishofen: Impftermin in Bad Wörishofen: „Verdacht, dass was nicht stimmt“

Bad Wörishofen

Impftermin in Bad Wörishofen: „Verdacht, dass was nicht stimmt“

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    Das Impfzentrum Unterallgäu in Bad Wörishofen. Dort blickt man derzeit skeptisch auf die Software zur Terminvergabe.
    Das Impfzentrum Unterallgäu in Bad Wörishofen. Dort blickt man derzeit skeptisch auf die Software zur Terminvergabe. Foto: Ulrich Wagner

    Warten über 80-Jährige weiter auf ihre Corona-Impfung, während Jüngere schneller zum Impftermin kommen? „Wir haben den Verdacht, dass hier was nicht stimmt“, sagt Dr. Max Kaplan auf Nachfrage unserer Redaktion. Kaplan ist der Koordinator des Unterallgäuer Impfzentrums in Bad Wörishofen. Im Fokus steht dabei BayIMCO des bayerischen Gesundheitsministeriums. Dort weist man Kritik am Corona-Impfportal zurück. Die Sieben-Tage-Inzidenz im Unterallgäu steigt derweil weiter. Am Sonntag lag sie laut Robert-Koch-Institut bei 206,4.

    Im Landkreis Unterallgäu sind noch immer nicht alle über 80-Jährigen geimpft, die derzeit an der Reihe wären. Max Kaplan ist diesem Umstand auf der Spur. Aber manchmal kommt er nicht weiter. „Unsere Hotline-Liste bietet einen guten Überblick“, sagt er. Dort sind die Namen derer verzeichnet, die sich telefonisch für eine Impfung registriert haben. „Da gibt es noch einige, die über 80 Jahre alt sind“, sagt Kaplan. „Das haben wir in der Hand und da reagieren wir.“ Anders sieht es in dem Bereich aus, der von BayIMCO automatisiert verwaltet wird. „Was wir feststellen: Es sind noch viele über 80-Jährige im System“, sagt Kaplan. Vereinzelt seien aber auch schon Unter-80-Jährige dabei. „Das können wir aber nicht nachvollziehen, weil das Computersystem das generiert“, erläutert Kaplan. „Wir haben den Verdacht, dass da etwas nicht stimmt“, sagt Kaplan. „Wir beobachten das sehr sorgfältig.“

    Das sagt Bayerns Gesundheitsministerium zu der Kritik

    Ein Ministeriumssprecher sagte zu den Vorwürfen: „Die Terminvergabe über BayIMCO funktioniert.“

    Das Portal arbeite mit einem „ausgewogenen und aufwändig programmierten Algorithmus“. Das sind automatisierte Handlungsanweisungen. Das Ziel sei eine faire Verteilung innerhalb der Priorisierungsgruppen. Berücksichtigt würden dabei „alle relevanten Faktoren wie Alter, Vorerkrankungen und Zugehörigkeit zu bestimmten Berufsgruppen“. Veränderungen in der Coronavirus-Impfverordnung des Bundes würden stets umgehend in BayIMCO umgesetzt. Grundlage für die Reihenfolge ist die Empfehlung der Ständigen Impfkommission. Danach soll die Impfung zunächst Personen über 80 und Bewohner in Alten- und Pflegeheimen angeboten werden. Diese sind besonders gefährdet. Zudem wird die Impfung von medizinischem Personal mit sehr hohem Ansteckungsrisiko und Personal in der Altenpflege empfohlen. So steht es auf der BayIMCO-Seite. Auch Lehrkräfte werden derzeit schneller geimpft, als einst vorgesehen.

    BayIMCO steht für „Bayerisches Impfmanagement gegen Corona“ und ist das zentrale Werkzeug für das Impfmanagement.

    Das müssen alle wissen, die sich für eine Impfung im Impfzentrum Bad Wörishofen angemeldet haben

    In der Altersgruppe der über 80-Jährigen hätten in Bayern rund 68 Prozent (etwa 554.500 Menschen) eine Erstimpfung erhalten, etwa 38 Prozent die Zweitimpfung. 8900 Registrierte dieser Gruppe warten in Bayern derzeit noch auf ihren Termin. Die Zahl beinhalte aber auch Mehrfachanmeldungen, die noch nicht bereinigt wurden.

    Impfwillige, die sich über BayIMCO registriert haben, werden per SMS und per E-Mail informiert, sobald sie einen Termin vereinbaren können. Wer sich telefonisch oder per Postkarte registriert hat, wird vom Impfzentrum angerufen. Max Kaplan rät aber davon ab, nun vermehrt die Telefon-Hotline zur Registrierung zu nutzen. Vielmehr sollten bereits registrierte Über-80-Jährige ihre Angaben prüfen und alles ergänzen, was sie noch einbringen können, zum Beispiel Vorerkrankungen.

    Dr. Max Kaplan ist der Koordinator des Impfzentrums Unterallgäu in Bad Wörishofen.
    Dr. Max Kaplan ist der Koordinator des Impfzentrums Unterallgäu in Bad Wörishofen. Foto: Ulrich Wagner

    Für die Online-Registrierten schaffe man aktuell eine Erinnerungsfunktion, teilt das Gesundheitsministerium mit. Der Sprecher betont: Der Algorithmus in BayIMCO sei wichtig für eine größtmögliche Gleichberechtigung. Alter, Vorerkrankungen und Beruf würden ansonsten nicht gewichtet, weil die Ständige Impfkommission beim Robert Koch-Institut die Gefährdung innerhalb der Priorisierungsgruppen nicht weiter definiere.

    Dass der Algorithmus geheim ist und sich damit einer öffentlichen Überprüfung entzieht, wird immer wieder kritisiert. Man lege die genauen Details bewusst nicht offen, um möglichem Missbrauch und Manipulation vorzubeugen, teilt das Ministerium dazu mit. „Der Algorithmus selbst ist konform mit allen definierten Vorschriften und Impferfordernissen“, betont man. Unbeantwortet ließ das Ministerium dagegen die Frage unserer Redaktion, wer die Arbeitsweise des Programms prüft.

    Im Unterallgäu und in Memmingen haben über 18.000 Menschen eine Erstimpfung gegen Corona erhalten

    Insgesamt fanden in den Impfzentren Unterallgäu und Memmingen bislang 18.260 Erstimpfungen und 9.434 Zweitimpfungen statt. Diese Zahlen nannte am Freitag Landratsamtssprecherin Eva Büchele.

    Bei insgesamt 189.441 Einwohnern in Memmingen und dem Unterallgäu komme man so auf eine Impfquote von 9,64 Prozent. Getrennt betrachten könne man Memmingen und das Unterallgäu nicht, weil das Impfzentrum in Memmingen auch für Bürger aus dem westlichen Landkreis zuständig sei.

    Koordinator Max Kaplan berichtet aber auch, dass sich „nicht wenige“ der über 80-Jährigen im Unterallgäu noch gar nicht für eine Impfung registriert hätten.

    „Sie warten darauf, dass sie von ihrem Hausarzt geimpft werden“, berichtet der Mediziner. Hier hofft Kaplan auf den April. Angekündigt wurde die Lieferung der dreifachen Impfmenge im Vergleich zum heutigen Stand.

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