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Bad Wörishofen: Impfstoffknappheit bremst Wörishofer Impfzentrum aus

Bad Wörishofen

Impfstoffknappheit bremst Wörishofer Impfzentrum aus

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    Fertig aufgezogene Einwegspritzen im Impfzentrum von Bad Wörishofen. Die Verantwortlichen dort würden gerne mehr und schneller impfen. Doch immer wieder wird die Menge der gelieferten Impfstoffe zum Problem.
    Fertig aufgezogene Einwegspritzen im Impfzentrum von Bad Wörishofen. Die Verantwortlichen dort würden gerne mehr und schneller impfen. Doch immer wieder wird die Menge der gelieferten Impfstoffe zum Problem. Foto: Bernd Feil

    Impfstoffmangel bremst das Corona-Impfzentrum Bad Wörishofen aus. Dort sollten eigentlich am Wochenende die Impfungen an Sonntagen beginnen. Daraus wird nun nichts. Mit Blick auf die Lage hat Koordinator Max Kaplan auch eine klare Meinung zur weiteren Öffnung der Schulen angesichts der Inzidenz von 99,1.

    Alleine für das Impfzentrum in Bad Wörishofen gibt es mittlerweile eine Liste von 15.400 Personen, die auf eine Impfung warten. Diese Zahl nannte am Freitag das Landratsamt Unterallgäu auf Nachfrage unserer Redaktion. Koordinator Dr. Max Kaplan würde gerne mehr und schneller impfen. Doch immer noch hapert es am Wichtigsten, dem Impfstoff. Während es beim Biontech-Impfstoff auf Wochensicht sogar ein leichtes Plus von etwa zehn Prozent gegeben habe, sehe es bei den anderen Impfstoffen weniger gut aus. Vom AstraZeneca-Impfstoff seien beispielsweise statt 700 nun doch nur 500 Dosen geliefert worden. Und von den vorhandenen 1122 Biotech-Dosen seien zwei Drittel für Zweitimpfungen reserviert.

    Anteil der britischen Corona-Mutation im Unterallgäu mittlerweile bei etwa 50 Prozent

    Seit ein paar Tagen läuft das Impfzentrum für eine abendlichen dritten Schicht. Am Sonntag, 14. März, wollte Kaplan eigentlich in die Sieben-Tage-Woche in Sachen Impfen starten. Dazu hat er das Impfzentrum Bad Wörishofen zwischenzeitlich erweitert (wir berichteten). Doch ohne ausreichend viel Impfstoff macht das keinen Sinn. Kaplan rechnet damit, dass sich daran auch in den nächsten drei Wochen nichts ändert. Wann die Impf-Sonntage nun starten, ist deshalb unklar. Derweil breitet sich das Corona-Virus im Landkreis Unterallgäu wieder stärker aus. Die Inzidenz stieg am Freitag laut Robert-Koch-Institut auf 99,1 (Stand: 0 Uhr).

    Weil der Wert noch knapp unter 100 liegt, erfolgt am Montag der nächste Öffnungsschritt bei den Schulen. Das teilte das Landratsamt am Freitag mit. Ein Schritt, der Kaplan nicht sonderlich behagt. „Ich hätte noch eine Woche gewartet und erst die Infrastruktur für die nötigen Testungen geschaffen“, sagt der Koordinator. Bis die bereits eingeleiteten Maßnahmen in der Bevölkerung greifen, werde es wohl noch zwei bis drei Monate dauern, glaubt Kaplan. So lange könne man den Lockdown aber nicht fortführen. „Wir müssen aus dem Lockdown rauskommen, aber nicht unkoordiniert“, betont Kaplan. Er verweist darauf, dass der Anteil der britischen Corona-Mutation im Unterallgäu mittlerweile gut 50 Prozent betrage.

    Dr. Max Kaplan koordiniert das Impfzentrum Bad Wörishofen.
    Dr. Max Kaplan koordiniert das Impfzentrum Bad Wörishofen. Foto: Wagner (Archiv)

    Die britische Variante gilt als weitaus ansteckender und mittlerweile auch als gefährlicher. Eine britische Studie hat einen weiteren Hinweis dafür erbracht, dass die britische Variante B.1.1.7 „deutlich tödlicher ist als das ursprüngliche Coronavirus“, wie die Deutsche Presseagentur berichtet. Die Forscher ermittelten ein rund 64 Prozent höheres Risiko im Vergleich zu anderen Corona-Varianten. Das absolute Todesrisiko in der untersuchten Gruppe war jedoch weiterhin gering. Es liege bei der Ausgangvariante bei 2,5 und bei B.1.1.7 bei 4,1 pro 1000 Infizierten, berichten die Forscher im British Medical Journal. Das Team um Robert Challen von der University of Exeter hatte die Todesfälle von knapp 110.000 infizierten Menschen über 30 Jahre analysiert, die in Corona-Testzentren gekommen waren.

    "Aus den Symptomlosen die Ansteckenden herausfinden, bevor sie zu Superspreadern werden"

    Kaplan sagt, man müsse im Unterallgäu angesichts der steigenden Inzidenz schneller reagieren. „Unsere Chance ist jetzt, mit Reihentestungen aus den Symptomlosen die Ansteckenden herauszufinden, damit sie nicht zu Superspreadern werden“, erläutert der Mediziner. Eine Schlüsselrolle käme dabei den Schnelltests zu. Am vorvergangenen Donnerstag erhielt das Landratsamt die Information, dass mit der Auslieferung durch das Technische Hilfswerk begonnen wurde. Allerdings kamen die Tests im Unterallgäu erst am gestrigen Freitag an. Zuerst seien die Hotspot-Landkreise beliefert worden, berichtet dazu Schulamtsdirektor Bertram Hörtensteiner.

    Man habe 8000 Tests erhalten, sagt Landratsamtssrecherin Sylvia Rustler. Davon würden nun 4800 ans Schulamt geliefert, der Rest ans Jugendamt. Von dort aus erfolgt die weitere Verteilung. Das Jugendamt werde im Lauf der nächsten Woche die Kitas beliefern. Das Schulamt werde dafür sorgen, dass erste Schulen ihre Tests am Montag erhalten. Gedacht seien die Tests zunächst für das Personal. An den Kitas sei eine Reihentestung von Kindern derzeit ohnehin nicht vorgesehen.

    In Bad Wörishofen wurde ein früheres Möbelhaus zum Impfzentrum.
    In Bad Wörishofen wurde ein früheres Möbelhaus zum Impfzentrum. Foto: Ulrich Wagner

    In einem nächsten Schritt brauche man dann aber auch Schnelltests für die Kinder, fordert Kaplan. Er hofft außerdem auf eine schnelle Zulassung weiterer Impfstoffe. Womöglich könne man in zwei bis drei Wochen in Bad Wörishofen dann mit dem Vakzin von Johnson&Johnson impfen. Auch den russischen Sputnik-Impfstoff würde Kaplan nicht verschmähen. „Es ist ein interessanter Vektor-Impfstoff, der wahrscheinlich auch unseren Standards entspricht“, sagt der Arzt. Rund 100 Impfärzte stünden im Unterallgäu auf Abruf bereit, sagt Kaplan. Bedarf bestünde noch an medizinischen Fachangestellten. Auch die Hausärzte stehen in den Startlöchern.

    „Ich habe schon Anfragen von Kollegen bekommen, die wissen wollen, ob sie jetzt Kühltruhen kaufen müssen“, berichtet Kaplan. „Ich kann das derzeit aber auch nicht beantworten.“ Alle warten auf weitere Infos und vor allem auf mehr Impfstoff. Kommt die in Aussicht gestellte Menge für die zweite April-Hälfte, könne man pro Tag fast 1000 Menschen im Impfzentrum und weitere 1000 über die Hausärzte impfen.

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