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Bad Wörishofen: Impfen im Akkord: In Bad Wörishofen läuft es wie ein Uhrwerk

Bad Wörishofen

Impfen im Akkord: In Bad Wörishofen läuft es wie ein Uhrwerk

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    Eine der Stationen, die die Menschen im Impfzentrum Bad Wörishofen durchlaufen, ist die Gruppenaufklärung. Hier wird ihnen ein Video gezeigt, das unter anderem wichtige Fragen zu den Vakzinen beantwortet.
    Eine der Stationen, die die Menschen im Impfzentrum Bad Wörishofen durchlaufen, ist die Gruppenaufklärung. Hier wird ihnen ein Video gezeigt, das unter anderem wichtige Fragen zu den Vakzinen beantwortet.

    Fast im Minutentakt kommen Autos auf den Parkplatz des ehemaligen Möbelhauses in Bad Wörishofen. Am Steuer: Unterallgäuer, die gegen Corona geimpft werden wollen. Die Impfkampagne nimmt Fahrt auf. Nicht nur bundesweit werden deutlich mehr Menschen gegen das Coronavirus geimpft als noch vor Wochen, auch im Unterallgäu ist der Unterschied spürbar. Im Impfzentrum in Bad Wörishofen wird auf Hochtouren gearbeitet. Die Verantwortlichen zeigen sich zufrieden – und sagen, dass sogar noch deutlich mehr möglich wäre. An einer Stelle würden sie sich jedoch eine klare Verbesserung wünschen.

    Der Parkplatz ist an diesem Nachmittag nahezu voll. Von der enormen organisatorischen Aufgabe ist drinnen fast nichts zu spüren. Im Bad Wörishofer Impfzentrum sind die Verantwortlichen und Helfer ein eingespieltes Team. Die Atmosphäre ist gut, die Abläufe funktionieren inzwischen reibungslos.

    Damit das klappen kann, ist die Arbeit auf viele Schultern verteilt: Momentan gibt es 85 Verwaltungsmitarbeiter, darunter 25 bis 30 medizinische Fachangestellte. Außerdem zehn Security-Mitarbeiter. Je nachdem, wie viele Impfdosen an einem Tag verabreicht werden können, sind neun bis 18 Ärzte im Einsatz. Momentan wird in drei Schichten pro Tag, sieben Tage die Woche gearbeitet. Jede Schicht dauert vier Stunden. Die Stimmung unter den Mitarbeitern sei sehr positiv, noch gebe es keine Erschöpfungserscheinungen, sagt Thomas Lüdtke von den Maltesern und Verwaltungsleiter des Impfzentrums.

    Kathrin Negele (links) und Thomas Lüdtke (rechts) von den Maltesern leiten die Verwaltung des Impfzentrums Bad Wörishofen.
    Kathrin Negele (links) und Thomas Lüdtke (rechts) von den Maltesern leiten die Verwaltung des Impfzentrums Bad Wörishofen. Foto: Dominik Schätzle

    Es gibt viele Freiwillige, 450-Euro- und Teilzeitkräfte, wodurch man sehr flexibel ist. Jeder springe jedem zur Seite. Außerdem gibt es ein rotierendes System, sodass die meisten Mitarbeiter immer wieder einen anderen Aufgabenbereich haben. Die Zufriedenheit der Kolleginnen und Kollegen sei ihnen besonders wichtig, sagt die stellvertretende Verwaltungsleiterin Kathrin Negele. Die Arbeit könne mit einem Uhrwerk verglichen werden, erklärt sie. Wenn es dann einmal irgendwo hake – etwa, wenn Leute ihre Termine kurzfristig absagten oder sich mehrfach registrierten – so könne sich das überall auswirken. Bislang habe man aber alle Herausforderungen gut meistern können.

    Besonders motivierend für die Mitarbeiter sind die Reaktionen, die sie von den Menschen bekommen. So komme es schon mal vor, dass man Leute im Hintergrund jubeln höre, wenn man jemandem telefonisch den Termin zur Impfung mitteile, berichtet Lüdtke. „Wir erfahren unglaublich große Dankbarkeit“, findet auch Negele. Viele Menschen begegnen ihnen mit einem Lachen, manche haben sogar geweint, weil sie so froh gewesen sind, endlich geimpft zu werden.

    Heinz Leuchtgens ist der ärztliche Leiter des Impfzentrums in Bad Wörishofen.
    Heinz Leuchtgens ist der ärztliche Leiter des Impfzentrums in Bad Wörishofen. Foto: Harald Klofat

    Dass es im Testzentrum nicht ganz so schnell geht, wie etwa in den USA, wo teilweise sogar in Supermärkten geimpft wird, stört die Verantwortlichen nicht. Negele sagt, es sei wichtig, dass man etwa Ältere durch das Prozedere begleite. Das mache zwar die Wartezeit länger, werde von den Menschen aber sehr geschätzt. Auch der ärztliche Koordinator, Dr. Max Kaplan sagt, es gebe keine Drive-in-Impfmöglichkeit wie in Amerika, weil Sicherheit und Qualität vorgingen.

    Die Haltung vieler Menschen in Bad Wörishofen und im Unterallgäu zur Impfung habe sich verändert

    Die Verantwortlichen beobachteten, dass die Haltung vieler Menschen, mit der eigenen Impfung erst einmal abwarten zu wollen, sich verändert habe. „Das hat sich verlaufen“, sagt Dr. Heinz Leuchtgens, ärztlicher Leiter des Impfzentrums. Weil jeder inzwischen Menschen kenne, die schon geimpft worden seien. Zwar sei die Skepsis vieler Leute beim Impfstoff von AstraZeneca gestiegen. Es werde nun aber bei der Zweitimpfung darüber aufgeklärt, dass Impflinge, die beim ersten Mal AstraZeneca bekommen hatten, nun zwei Möglichkeiten hätten, sagt Leuchtgens. Entweder ein zweites Mal AstraZeneca oder einen der mRNA-Impfstoffe von Biontech und Moderna.

    Für das Impfzentrum Bad Wörishofen ließ Max Kaplan einen eigenen Film zur Information der Bürger produzieren

    Der Ablauf im Impfzentrum ist inzwischen gut durchgetaktet: Wer als Impfling ankommt, wird von der Security freundlich begrüßt. Die Räumlichkeiten geben jedem, der hereinkommt, eine klare Orientierung. Nach der Anmeldung durchläuft man einen Bereich, der „Gruppenaufklärung“ heißt. Während man dort sitzt, läuft ein Film, der knappe zehn Minuten dauert. Es geht etwa um die verwendeten Impfstoffe und was nach der Impfung zu beachten ist. So einen Film gibt es nicht überall. Kaplan und sein Team haben ihn in Eigenregie erstellt. Dann wird der Impfling zu einer kleinen Untersuchung und einem Aufklärungsgespräch in eine Kabine begleitet. Nach kurzer Wartezeit geht es zum Impfen.

    Der gesamte „Impfverkehr“ geht nur in eine Richtung. Ein- und Ausgang sind getrennt. Auf der letzten Station bleiben die Geimpften zur Beobachtung. Je nach ärztlicher Einschätzung 15 bis 30 Minuten – falls eine Impfkomplikation auftreten sollte. Dann würde sofort ein Impfarzt die Versorgung übernehmen. Zu einem Notfall kam es bislang aber nicht.

    Max Kaplan ist der Koordinator des Impfzentrums Bad Wörishofen.
    Max Kaplan ist der Koordinator des Impfzentrums Bad Wörishofen. Foto: Ulrich Wagner

    Am Anfang der Impfkampagne war die Aufgabe erst einmal groß. „Es war eine nicht ganz einfache Aufbausituation“, gibt Kaplan zu. Er sei aber sehr zufrieden, wie es inzwischen laufe. Aktuell werden 450 Menschen pro Tag geimpft. Doch Max Kaplan hält noch deutlich mehr für möglich: Bis zu 900 Impfungen könnten täglich im Impfzentrum verabreicht werden, sagt er.

    Das größte Problem, mit dem man umgehen müsse, sei die Nicht-Planbarkeit. Frühestens eine Woche vor den Lieferungen wisse man erst, welche Mengen von Impfstoffen kämen. Manchmal fielen auch Lieferungen aus. Der Hauptwunsch wäre, vier Wochen vorausplanen zu können, sagt Kaplan. Zudem appelliert er noch einmal an die Leute, sich fürs Impfen zu registrieren. Auch die unter 60-Jährigen. Aktuell gebe es rund 11.000 Registrierte, davon befänden sich bereits 4000 im Einladungsverfahren.

    Viele Menschen sind wegen Vorerkrankungen oder eines systemrelevanten Berufs schon jetzt berechtigt, geimpft zu werden (für eine Impfung kann man sich auf der Internetseite impfzentren.bayern.de oder unter der Rufnummer 08247/909910 registrieren).

    Wenn alles glatt läuft, dauert der Impftermin etwa 45 Minuten. Fast im Minutenrhythmus verlassen die Autos den Parkplatz auch wieder. Am Steuer: glücklich Geimpfte. Alles läuft wie ein Uhrwerk.

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