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Bad Wörishofen: Hilft die E-Autoprämie Kunden und Händlern in Bad Wörishofen – oder nicht?

Bad Wörishofen

Hilft die E-Autoprämie Kunden und Händlern in Bad Wörishofen – oder nicht?

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    Autohändler Marc Mayer gehört zu jenen, die mit großem Selbstbewusstsein und berechtigten Hoffnungen auf die Kaufprämie der Regierung für Elektroautos blicken. Doch es gibt auch andere Stimmen.
    Autohändler Marc Mayer gehört zu jenen, die mit großem Selbstbewusstsein und berechtigten Hoffnungen auf die Kaufprämie der Regierung für Elektroautos blicken. Doch es gibt auch andere Stimmen. Foto: Franz Issing

    Die Bundesregierung hat zur Belebung der Wirtschaft in der Corona-Krise die staatliche Kaufprämie für Elektroautos verdoppelt. Aber kommt die bei Händlern und Kunden überhaupt an? Denn vor der Anschaffung eines E-Autos stehen oft viele Fragen: Wie sieht die CO2-Bilanz aus? Wie lange hält der Akku? Wie kommt man unterwegs unkompliziert an Strom? Dabei geht es um nicht wenig Geld, wie sich zeigt, auch in Sachen Zuschüsse.

    Für die einen sind Elektro-Autos ökologisch notwendig, andere verknüpfen damit vor allem Probleme mit der Reichweite. Der Umstieg auf einen „Stromer“ geht ins Geld und auch der Einbau von Stromleitung, Steckdose und Wallbox in die private Garage könne teuer werden, wird häufig argumentiert. Mit einer bis Ende 2021 erhöhten Prämie in Höhe von 6000 Euro wollen Bund und Autoindustrie solche Argumente ausräumen und dem Absatz von E-Autos und Plug-in-Hybrid-Fahrzeugen einen neuen Schub verleihen. Zusätzlich winken für Käufer Steuervorteile.

    Beim Autohaus Jäckle in Bad Wörishofen werden weniger elektrisch angetriebene Autos, dafür mehr Hybrid-Fahrzeuge vor allem für den gewerblichen Bereich nachgefragt. „An Stromern besteht bei uns derzeit kaum Interesse“, berichtet Elmar Jäckle. Für den Geschäftsführer liegen die Gründe dafür auf der Hand. „Die Kunden haben Angst, eine veraltete Technik zu kaufen“, vermutet er und bemerkt: „Wer jetzt ein E-Auto kauft, das 200 Kilometer schafft, hat in drei Jahren bei 400 Kilometer Reichweite beim Verkauf seines Gebrauchtwagens sicher erhebliche Probleme.“

    Der Favorit von Autohändler Jäckle in Bad Wörishofen steht fest

    Jäckle setzt deshalb eher auf die Spezies „Plug-in-Hybrid“, auf die Kombination von E-Antrieb und Verbrennungsmotor. „Diese Version gibt dem Autofahrer Sicherheit und er kann wie gewohnt auch weite Strecken zurücklegen“, sagt er und verschweigt aber nicht, dass die Hersteller Corona geschuldet im Moment große Lieferprobleme haben.

    Das Interesse an den „Stromern“ hält sich auch im Bad Wörishofer Opel-Autohaus Pütz in Grenzen. „Die Käufer befürchten eine unausgereifte Technik und mokieren sich über hohe Preise“, weiß Geschäftsführer Matthias Schischke. „Da besteht bei der Industrie noch viel Handlungsbedarf“, merkt er an. Der Verkauf von Elektro-Autos ist für Opel Pütz auch mit Investitionen verbunden. „Wir müssen in der Werkstatt einen eigenen mit speziellen Werkzeugen ausgestatteten Arbeitsplatz einrichten“, erläutert Schischke und fügt hinzu: „Bei Bedarf werden wir da nicht drum herumkommen.

    Stecker statt Zapfpistole: Das Interesse an Elektroautos ist zwar groß, doch nicht jeder, der sich beraten lässt, kaufe auch, berichten Händler.
    Stecker statt Zapfpistole: Das Interesse an Elektroautos ist zwar groß, doch nicht jeder, der sich beraten lässt, kaufe auch, berichten Händler. Foto: Franz Issing

    Deutlich besser läuft der Absatz von E-Fahrzeugen im Mercedes-Autohaus Medele-Schäfer in Bad Wörishofen. Inhaber Peter Schäfer spricht gar von einem „gigantischen Boom“. Kein Wunder, kann der Autohändler aus seinem Portfolio doch auf fünf Elektro- und 26 Hybrid-Fahrzeugtypen zurückgreifen. Ein Renner ist das Stadtauto „E-Smart“. Und wie steht es bei der Marke mit dem Stern mit der Finanzierung? Für ein Fahrzeug bis zu 40.000 Euro beläuft sich die „Investitionsprämie“ von Staat und Hersteller auf 9000 Euro. Bei Autos mit einem Preis von mehr als 40.000 Euro lässt Berlin 4500 und der Hersteller 2250 Euro springen. In die Freude über die hohe Nachfrage mischt sich bei Medele-Schäfer doch ein kleiner Wermutstropfen: „Einige Modelle sind ausverkauft und derzeit nicht lieferbar“.

    Der ADAC hat noch Tipps für weitere Sparmöglichkeiten parat

    Der Automobilclub ADAC weist außerdem darauf hin, dass Autokäufer auch von der befristeten Mehrwertsteuersenkung profitieren können. Bei Privatkauf werde auf den Herstelleranteil der Prämie auch noch etwas Mehrwertsteuer eingespart. Diese sinkt am 1. Juli bis zum Jahresende von 19 auf 16 Prozent. Der ADAC rechnet vor: Bei 3000 Euro Herstelleranteil sind das 570 Euro für alle, die noch mit 19 Prozent kaufen oder 480 Euro bei 16 Prozent Mehrwertsteuer auf den Bruttolistenpreis. Zuschüsse gibt es laut ADAC auch für gebrauchte E-Autos (5000 Euro) und Plug-in-Hybride (3750 Euro). Dies allerdings nur, wenn bei einem vorangegangenen Kauf kein Umweltbonus ausgezahlt wurde, wie der Club berichtet.

    Beim Mindelheimer Renault-Autohaus Mayer erklärt Geschäftsführer Marc Mayer: „Seit es die staatliche Prämie gibt, spüren wir deutlich mehr Nachfrage nach E-Autos.“ Mayer schränkt aber ein: „Viele Kunden lassen sich zwar beraten, können sich aber letztlich mit der neuen Technik noch nicht so recht anfreunden.“ Mayer gibt sich selbstbewusst: „Wir haben neben dem E-Renner „Zoe“ und dem Typ „Kangoo“ zwei neue Transporter für den Nahbereich im Programm und wir können im Gegensatz zur Konkurrenz auch liefern“. Er hofft, das die Kurve wie anfangs bei Corona bald nach oben geht. „Äußerungen von Kunden, wie „wenn der Staat schon mal zahlt, nehme ich das Geld doch mit“, ließen ihn hoffen.

    Auch andere Branchen in Bad Wörishofen hoffen auf eine Belebung des Geschäfts durch die staatlichen Maßnahmen:

    Was bringt die Steuersenkung den Wörishofer Bürgern und Gästen?

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