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Bad Wörishofen: Gravierende Schäden an einem Wahrzeichen

Bad Wörishofen

Gravierende Schäden an einem Wahrzeichen

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    Eingehüllt wie ein Werk des Künstlers Christo präsentiert sich derzeit die evangelische Erlöserkirche von Bad Wörishofen. Hinter der Baufassade geht es zur Sache, denn die Kirche ist stärker beschädigt, als befürchtet.
    Eingehüllt wie ein Werk des Künstlers Christo präsentiert sich derzeit die evangelische Erlöserkirche von Bad Wörishofen. Hinter der Baufassade geht es zur Sache, denn die Kirche ist stärker beschädigt, als befürchtet.

    Sanierungen haben so ihre Tücken: Oft entdeckt man Mängel erst, nachdem man genauer hingeschaut hat. So ist es derzeit auch bei der Sanierung der evangelischen Erlöserkirche in Bad Wörishofen. Mancher neue Mangel kam nun zutage. Die Folge: Der geschätzte Kostenrahmen von rund 600.000 Euro wird wohl nicht ausreichen, mindestens weitere 50.000 Euro sind wohl nötig.

    Die Erlöserkirche in Bad Wörishofen gleicht derzeit einem Kunstwerk von Christo

    Für die nächsten Monate sieht sie aus wie ein Werk des Verhüllungskünstlers Christo: die Erlöserkirche. Grund sind Sanierungsarbeiten. Und da ist einiges zu tun. Das Dach muss komplett erneuert werden. Bekanntlich regnete es immer wieder in den Kirchenraum. Und da zeigte sich bereits beim Entfernen der alten Kupferbedachung, dass das Wasser gleich an mehreren Stellen „unter das Dach“ lief. Das alte Kupfer ist inzwischen abgetragen. Es wies zahlreiche Beschädigungen auf, war teilweise gerissen. Die Dämmung darunter hatte ebenfalls Löcher. Nun wird die neue Kupferbedachung, dicker als die alte, aufgetragen.

    Auch die Fenster wurden inzwischen ausgetauscht. Und dass die äußere Hülle nach gut 50 Jahren eine Renovierung dringend notwendig hat, wurde bereits zu Beginn der Arbeiten deutlich: Der Putz fällt großflächig ab, vor allem auf der Westseite. Um eine einheitliche Optik der Putzflächen zu erreichen, muss somit der gesamte Deckputz an der Westfassade entfernt und durch einen neuen ersetzt werden. Damit die Struktur dieses neuen Deckputzes dem Putz an den verbleibenden Fassadenflächen entspricht (Struktur und Korngröße) muss ein extra gemischter Deckputz verwendet werden. Ebenso muss der Beton umfangreicher saniert werden als geplant, die Eisenträger rosten zum Teil.

    Besonders hart zugesetzt hat die Witterung in den vergangenen fünf Jahrzehnten den wertvollen, bunten Kreuzfenstern von Helmut Ammann im Giebelbereich mit der Darstellung des himmlischen Jerusalem. Bei allen Fenstern sind schadhafte Verkittungen zwischen den Metallrahmen und den Bleiverglasungen innen und außen erkennbar, teilweise fehlt die Verkittung.

    Alle Kirchenfenster sind auf der Rauminnenseite und im Luftzwischenraum durch Wasserlaufspuren und Anhaftungen verschmutzt. Die äußeren Schutzverglasungen sind im Scheibenzwischenraum teilweise stark verschmutzt. Schrauben sind teilweise eingerostet.

    Eine Untersuchung hat ergeben, dass sie – wie bereits die unteren Fenster – ausgebaut und umfassend renoviert werden müssen, schließlich sind sie dem Wetter in dieser Höhe direkt ausgesetzt.

    Die bisher für die Sanierung der Erlöserkirche in Bad Wörishofen geschätzten Kosten werden wohl nicht ausreichen

    Diese neue Maßnahme bedingt, dass auch im Inneren der Kirche in Gerüst aufgestellt werden muss. Allerdings auch eine Gelegenheit, die Innenwände neu zu streichen. Der Kirchenvorstand hat in seiner jüngsten Sitzung beschlossen, die Überarbeitung und Absicherung der Ammann-Fenster in Auftrag zu geben. Zusatzkosten: rund 24.000 Euro. Auch die weiteren zusätzlichen Arbeiten wurden vom Gremium „abgesegnet“.

    Zudem ist die Orgel während der Sanierungsarbeiten ganz verpackt, um das empfindliche Werk vor Staub und sonstigen Verunreinigungen zu schützen. Die Gottesdienste werden derzeit vom Flügel aus musikalisch begleitet. Vorgesehene Konzerte mussten wegen des vom Stadtrat vorgegebenen, vorgezogenen Baubeginns gestrichen werden. Die Orgel selbst wird nach den Außenarbeiten gereinigt und komplett generalüberholt.

    Wie berichtet, hat der Stadtrat der Erlösergemeinde eine Ausnahme vom faktischen Bauverbot in der Hauptsaison genehmigt. „Gefahr im Verzug“ liege hier vor, hatte jüngst Baureferent Wilfried Schreiber betont, als es im Stadtrat wieder einmal um den Lärmschutz ging, allerdings bei einem anderen Bauprojekt.

    Lesen Sie dazu auch: Lärmschutz: Ausnahme sorgt für harsche Kritik

    Alles in allem ein Vorhaben, das - auch aufgrund der Bau-Hochkonjunktur – einen für die evangelische Kirchengemeinde riesigen Finanzaufwand verursacht: Rund 600.000 Euro waren geplant, schon jetzt zeichnet sich durch die erweiterte Mängelliste ab, dass dies nicht reichen wird.

    Mit weiteren rund 50.000 Euro muss gerechnet werden. Zuschüsse von Landeskirche und von der Stadt Bad Wörishofen sowie ein erklecklicher Eigenanteil tragen zwar zur Finanzierung mit bei. Doch bei Weitem ist nicht der Gesamtbetrag abgedeckt.

    Die Kirchengemeinde wird nach Lage der Dinge wohl einen Kredit aufnehmen müssen, um das Projekt stemmen zu können. Und die Verantwortlichen hoffen auf weitere Spenden aus der Gemeinde und von wohl gesonnenen Sponsoren. Schließlich soll ja das umfangreiche Gottesdienst- und Veranstaltungsangebot bald unter einem dichten Kirchendach wieder angeboten werden können. Noch dazu, da die Orgel ein Jubiläum feiert: 50 Jahre.

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