Gottesdienst zum Kneipp-Geburtstag: Kneipp, Corona und die Christen
Bischof Bertram Meier verknüpft in seiner Predigt zum 200. Kneipp-Geburtstag die großen Themen von damals und heute. Im Gesundheitsministerium wird ein Raum nach Kneipp benannt.
Wer war Sebastian Kneipp? War er Pfarrer, war er Heiler oder Helfer der Menschheit, wie er schon zu Lebzeiten genannt wurde? Bischof Bertram Meier sieht in dem naturheilkundigen Priester einen Arzt und Seelsorger, den keine Konfession für sich vereinnahmen kann. Am Vortag seines 200. Geburtstages feierte der Augsburger Oberhirte in Konzelebration mit Pfarrer Andreas Hartmann in der Pfarrkirche St. Justina einen festlichen Gottesdienst, der angesichts ausdrucksvoller Trompetenklänge, festlichem Chorgesang und gewaltiger Orgelmusik auch ein musikalisches Highlight war.
Pfarrer Sebastian Kneipp, so der Bischof in seiner lebensnahen Predigt, habe den Menschen sowohl Heil zugesprochen und als auch Heilung geschenkt. Bad Wörishofen nannte der Augsburger Oberhirte eine „Quelle lebendigen Wassers und ein Biotop der Hoffnung“, das es im Sinne Kneipps zu hegen und pflegen gelte. Der Bischof schilderte ausführlich die Vita Kneipps vom bitterarmen Kellerkind zum Priester und weltberühmten Heiler.
Unser Leben in Form zu bringen, darum habe sich Pfarrer Kneipp bemüht, war sich der Bischof sicher und machte deutlich: „Nur wenn wir unser Leben wieder in Form bringen, gewinnen wir an Format.“
Ein soziales Europa sei gerade in Corona-Zeiten wichtig, so der Bischof
Auch Europa, so Meier weiter, werde nur dann als Biotop der Hoffnung gedeihen, „wenn es die Ordnung sittlicher Werte anerkennt“. Ökonomischer Wohlstand sei nicht alles. „Gerade in Corona-Zeiten brauchen wir ein soziales Europa.“ Der Bischof gab sich überzeugt: „Ob Europa gesund bleibt, entscheidet sich nicht zuletzt daran, ob es den Christen und den Kirchen gelingt, sowohl in Bad Wörishofen wie auch in der großen Politik eine Kultur des Lebens aufzubauen.“
Es gelte, die Lebenskarten nach der Pandemie neu zu mischen. In diesem Zusammenhang bat der Oberhirte die Gläubigen in Corona-Zeiten um Geduld. Auch er könne es kaum erwarten, dass wieder normale Zeiten anbrechen. „Wenn alles vorbei ist, bin ich bei den Ersten im Biergarten oder auch bei meinem Lieblings-Italiener“ versicherte er den Gläubigen, die nur mit Voranmeldung am Pontifikalamt teilnehmen durften.
Bischof Bertram und Gesundheitsminister Klaus Holetschek trugen sich ins Goldene Buch ein
In seiner Grußadresse bat Bad Wörishofens Bürgermeister Stefan Welzel den Bischof um seinen Segen für die Kneippstadt. Der Rathauschef schwärmte von einem großen „Geburtstagsfest des Glaubens“. Nach der Eucharistiefeier trugen sich Bischof Bertram wie auch der bayerische Gesundheitsminister und ehemalige Kneippstädter Bürgermeister Klaus Holetschek im neuen Pfarrheim in Wörishofens Goldenes Buch ein. Wie üblich tauschte man bei diesem Brauch auch Geschenke und Erinnerungen aus.
Bischof Bertram plauderte bei dieser Gelegenheit aus dem Nähkästchen. Gegenüber der MZ gab er zu: „Ich habe noch nie eine Kneippkur gemacht.“ Bei seinen Besuchen in Wörishofen habe es ihn eher in ein Caféhaus gezogen, bei dessen Namen man schon ins Schwärmen gerate. Sehr genossen, so Bischof Meier, habe er auch Spaziergänge im Kurpark. In guter Erinnerung seien ihm auch seine Besuche bei den Ordensgemeinschaften der Stadt, zu denen er gute Kontakte pflege.
Ein Raum im Gesundheitsministerium wird nach Sebastian Kneipp benannt
Minister Holetschek kündigte an, dass er zu Ehren von Pfarrer Kneipp im Gesundheitsministerium einen Raum nach ihm benennen lasse. Der 200. Geburtstag des Wasserdoktors sei dafür ein würdiger Anlass.
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